- OT - Politik und Medienmacht - foreveryoung, 28.08.2002, 12:10
OT - Politik und Medienmacht
-->ich stelle hier mal einen Kommentar eines Welt-Jounalisten rein, der als Angestellter eines Springer-Blattes natürlich eine sehr skeptische Sicht der Dinge (WAZ-Springer-SPD) hat.
Ich habe diese kritische Sicht der Dinge auch schon einmal vor ein paar Monaten bekommen und habe daraufhin die SPD-Zentrale in Berlin mit den"22 SPD-Medienbeteiligungen" konfrontriert und in dem Zusammennahng mit Schröders und Münteferings damaliger kläffender Berlusconi-Schelte in Italien ("dessen Verstrickungen kann man nicht dulden...")um Aufklärung und Stellungnahme gebeten.
Trotz vierfache Anmahnung dieser Stellungnahme habe ich bis heute"keinen Ton" als Antwort bekommen.
Währenddesen man ansonsten mit vorgefertigten, aus dem Computer herausgelesenen Statements binnen Stunden totgemail wird - zu diesem Thema kein Ton.
Offensichtlich ist das ein Thema, dass man gerne unter den Teppich gekehrt halten möchte, was ich dann aber, um mich gelinde auszudrücken, für sehr scheinheiulig (wie immer) und pharisaerhaft (wie immer) einsortieren muss.
so nun der Kommentar, der trotz des schwarzen Auftraggebers an der Maus keinen Faden abbeisst:
tschuess
Andy Weber
Medien und Freiheit
Im Fall der geplanten Springer-Aktienübernahme durch die WAZ wird man den Verdacht nicht los, dass die ganze Aktion einen politischen Hintergrund hat
Kommentar
Von Wolfram Weimer
Die byzantinische Medienpolitik Putins hat wenig Freunde - ebenso wie die medienpolitische Doppelmacht Berlusconis in Italien oder die hyperkapitalistische Expansion von Rupert Murdoch im angelsächsischen Raum. Seit Montesquieu gehört das Prinzip der Gewaltenteilung zum Grundinventar der Demokratie - und auch die vierte Gewalt unterliegt ihr in besonderer Weise. Die Logik ist einfach und klar: Politische Macht und mediale Kontrolle gehören nicht in eine Hand. Wer dagegen verstößt, der erntet den Widerstand von Demokraten - und zwar zu Recht.
In Deutschland ist man aus historischer Erfahrung besonders empfindlich, und auch deswegen haben wir einen reichlich zersplitterten Medienmarkt. Bislang. Denn die aktuelle Branchenkrise der deutschen Medien bringt Bewegung in die wohlaustarierte Grundtektonik. Die Wiedervereinigung, der Zerfall des Kirch-Imperiums und die aufbrandende Konzentrationswelle ermöglichen Strukturverschiebungen mit weit reichenden politischen Folgen.
So hat die SPD die Wiedervereinigung genutzt, um ihr hauseigenes Presseimperium deutlich auszuweiten. Die SPD-Presseholding hält inzwischen Beteiligungen an 22 (!) deutschen Zeitungen, von der"Sächsischen" bis zur"Neuen Westfälischen". Sie kassiert damit nicht nur üppige Dividenden, sondern zuweilen auch freundliche Kommentare. Eine derartige Medienmacht einer politischen Partei ist ein Stück Berlusconi-Kultur mitten in Deutschland, ein Skandal für sich.
Nun aber schickt sich der ehemalige Kanzleramtschef der SPD auch noch an, in seiner neuen Rolle als Geschäftsführer des SPD-nahen Essener WAZ-Konzerns ein maßgebliches Aktienpaket des Axel Springer Verlag feindlich zu übernehmen.
Das Unterfangen ist geschäftlich ein Abenteuer: Das Kartellrecht, die Vinkulierung der Aktien, die gegensätzlichen Hauskulturen, die offene Ablehnung von Aufsichtsrat und Gesellschaftern sprechen dagegen. Wenn ein seriöser Kaufmann bei einem Geschäft absolut nicht willkommen ist, es aber trotzdem mit hohem Einsatz wagt, geht er ungewöhnliche Risiken ein. Man wird deshalb den Verdacht nicht los, dass die ganze Aktion einen politischen Hintergrund hat. Und diese Vorstellung ist für unabhängige Journalisten, egal, in welchem Verlag sie arbeiten, nicht akzeptabel.
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