- Sauft, Leute, Sauft!! - marsch, 03.09.2002, 18:51
- Re: Streuobstwiesen ist doch harmlos, in Zimbabwe soll das Volk nach Greenpeace' - kingsolomon, 04.09.2002, 10:38
- Re: What a sweet bunch of guys. (owt) - tas, 04.09.2002, 12:30
- Re: Streuobstwiesen ist doch harmlos, in Zimbabwe soll das Volk nach Greenpeace' - kingsolomon, 04.09.2002, 10:38
Sauft, Leute, Sauft!!
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<tr><td><font face="Arial"><font size=5> Branntweinmonopol
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Von Günter Ederer
Wenn nur alle Deutschen mehr Schnaps saufen würden, hätten wir ein Problem weniger. Vor allem Obstler aus Äpfeln und Birnen zum Beispiel. Denn diese Obstsorte macht unsere Verbraucherministerin Renate Künast dafür verantwortlich, dass wir 120 Millionen Euro Subventionen pro Jahr für nicht gesoffenen Alkohol aus Steuermitteln ausgeben.
Dies ist jedenfalls die Geschichte die sie der europäischen Kommission auftischt. Doch wer das verstehen will, bleibt besser nüchtern. Die Geschichte beginnt vor über hundert Jahren.
Karl-Heinz Däke; Bund der Steuerzahler
"Es war einmal ein Kaiser und der hieß Wilhelm der Zweite. Und der brauchte Geld und da kam er auf die Idee ein Branntweinmonopol zu schaffen. Das heißt, er kaufte den Alkohol billig ein und verkaufte ihn im Lande zu hohen Preisen. Das füllte die Staatskasse. Dieser Kaiser ist jetzt schon lange tot, aber das Branntweinmomopol gibt es noch immer."
Aus dem Reichsbranntweinmomopol ist die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein geworden. Sie residiert in diesem denkmalgeschützten Gebäude in Offenbach.
Und das sind die Kesselwaggons mit denen die BfB, die Bundesmomopolverwaltung für Branntwein den Alkohol heute einsammelt. 3 Euro 50 zahlt sie pro Liter reinen Alkohol an die Bauern mit Brennrecht und für 60 Cent verkauft sie ihn weiter? mehr gibt heute der Markt nicht mehr her. Aus einem Geschäft für den Staat wurde ein Zuschußgeschäft.
Die Deutschen sind die letzten in Europa, die sich ein solches Geschäftsgebahren leisten. Nicht zuletzt deshalb sagt die Kommission in Brüssel: Die Subvention muß weg: Und jetzt kommen die Streuobstwiesen ins Spiel:
Karl-Heinz Däke; Bund der Steuerzahler
"Die Idee mit den Streuobstwiesen hat eine Ministerin, die heißt Renate Künast. Die tritt in Brüssel auf und sagt, die Streuobstwiesen müssen erhalten bleiben und deshalb braucht es auch 120 Millionen an Steuergeldern, um sie zu subventionieren. Und das kommt den Steuerzahler teuer zu stehen."
Nun ist der Zusammenhang zwischen Streuobstwiesen, dem Branntweinmomopol und den Steuersubventionen sicher erklärungsbedürftig. Hans Meier im badischen Bühl hilft uns dabei. Während der Erntezeit sind die Preise für Frischobst meist so niedrig, dass sich die Vermarktung nicht lohnt.
Nun gehört Hans Meier zu den glücklichen 25 000 Bauern, die das Recht haben, aus dem überflüssigen Obst Schnaps zu brennen. Das ist in Deutschland ein extrem kontrolliertes Unterfangen.
Wo immer Alkohol im Spiel ist, ist der Fiskus ganz nah. Er verplombt, verschließt, kontrolliert jeden Tropfen der gebrannt wird. Denn von jedem Liter Alkohol kassiert er bis zu 13,03 Euro und macht damit den Schnaps nicht nur teuer, sondern auch zu einer lukrativen Staatseinnahme. 3,427 Milliarden Euro pro Jahr kommen so zusammen.
Das Staatsgebahren rund um den Alkohol ist ein kompliziertes Geben und Nehmen. Bauer Meier macht für uns seine persönliche Schnapssteuerbilanz auf.
Hans Meier
"Also bei unserem Recht mit 300 Liter Weingeist ist es so, dass wir 4000 deutsche Mark, 2000 Euro heute Steuer bezahlen - 700 deutsche Mark, 350 Euro heute ungefähr vom Monopol für Ablieferungsschnäpse zurückerhalten."
Und hier kommt jetzt die Argumentation von der grünen Ministerin Renate Künast ins Spiel: Sie sagt: Wir brauchen die Bundesmonopolverwaltung um Alkohol aufzukaufen - Alkohol aus Obst - das keiner kaufen will, aber das auf Streuobstwiesen wächst und die - die will Frau Künast. Und jetzt muß sie nur noch die anderen Europäer von dieser Logik überzeugen.
Wenn die Streuobstwiesen nur vom Branntweinmonopol abhingen, dürften ausschließlich Kernobstbäume, wie Äpfel und Birnen gepflanzt werden, was ja wieder eine antiökologische Monokultur wäre - denn Alkohol aus Steinobst wie Kirschen und Zwetschgen kauft das Monopol nicht auf - warum auch immer.
Ganz schwierig wird es für Frau Künast in Nord- und Ostdeutschland. Kein einziger Obstbaum auf den weiten Getreidefeldern. Abgeholzt in der Bundesrepublik auf Staatskosten bei der Flurbereinigung und im Osten standen die Bäume den Kommunisten im Wege. Und trotzdem wird im Norden und Osten mehr Schnaps gebrannt, als im Süden.
Denn: Auch aus Getreide und Kartoffel läßt sich nämlich Alkohol herstellen. Und zwei Drittel der Mengen, die das Branntweinmonopol aufkauft, sind Subventionen für 8000 Schnapsbrennereien in Nord- und Ostdeutschland.
720 000 Hektoliter Alkohol landen so in den Tanks der Monopolbehörde. Nur 65 000 Hektoliter stammen von Obstbauern, der Rest aus Getreide und Kartoffel. Und das wissen die Europäer natürlich auch und lassen sich von der schrägen Argumentation nicht beeindrucken, wollen die Subventionen endgültig kippen.
Für die 380 Beamte und Angestellte der Monopolbehörde bedeutet das, sie arbeiten hier wie auf Bewährung. Jedes Treffen der Europäischen Agrarminister kann das endgültige Aus bedeuten. Ein Berufsleben zwischen Bangen und Hoffen:
Gerhard Groß Direktor Bundesmonopolbehörde für Branntwein
"Sie können sich vorstellen, das wir darüber nicht sehr glücklich sind. Wir kennen allerdings diese Situation seit etwa 25 Jahren durch die Aktivitäten der EU. Die mal stärker mal geringer waren. So gesehen paßt etwa der Spruch: Totgesagte leben länger und man richtet sich entsprechend ein."
Im Parlament waren die Altparteien schom immer für das Branntweinmonopol - dafür sorgte schon die Agrarlobby. Dank der Streuobstwiesen hat sich jetzt auch Frau Künast in die grüne Front eingereiht. In Berlin wollen jetzt alle Parteien in seltener Einigkeit Europa trotzen - auf Kosten des Steuerzahlers. Deutschland gegen den Rest der Welt -auch wenn es noch so unsinnig ist - war das nicht auch schon zu Kaisers Zeiten so!
Karl-Heinz Däke
"Wilhelm der Zweite, unser längst verstorbene Kaiser, wäre stolz auf Frau Künast."
02.09.2002 | 22:46
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