- Gibt es eigentlich noch irgendwen, der nicht vor Alleingängen warnt? - stocksorcerer, 04.09.2002, 20:11
Gibt es eigentlich noch irgendwen, der nicht vor Alleingängen warnt?
-->Hallo zusammen,
wieder mal Zeit für ein Kopfschütteln, während der amerikanische Botschafter in Berlin auf Geheiß des Brezel-Sepps mit dem erhobenen Zeigefinger Deutschland auf den Weg des Guten zurückführen will. Offenbar stört Bush ungemein, dass Deutschland sich diesmal scheinbar nicht ins Boot ziehen läßt. Erst Kanada und nun das.
Nach dem Motto: wer soll das bezahlen. Amerika hat ja nach dem Militäretat nicht einen Deut für was anderes übrig in den kommenden 5 Jahren.
Die USA will nun einige Staaten wenigstens noch UNTERRICHTEN, was es zu tun gedenkt.
China und Rußland und Frankreich haben also - weil sie wenigstens noch erwähnt wurden - noch eine letzte Chance, nicht plattgebombt zu werden als Feinde der Freiheit und des"american way of life" (der da heißt, stehlen, bis die Schwarte kracht) im hoffentlich letzten heiligen öligen Kreuzzug der schlimmsten Weltdespoten ever.
Vor ein paar Jahren wollte ich Amerika noch besuchen. Jetzt würde ich lieber nach Kamtschatka gehen, die stars&stripes pauschal verbrennen und jeden Amerikaner als erstes fragen, wie man sich fühlt, wenn man als Bürger zu einem der ätzendsten Staaten der Erde gehört.... und lieber zwanzig Menschen in Grund und Boden bombt, als dass man seinen Cherokee nicht auftanken kann.
Aber die strategische politische Situation gönne ich Amiland von Herzen. Das macht so richtig Spaß, weil das richtig teuer wird. Auch für wuff-wuff-Blair wird das sicher nicht billig werden. Wäre mal richtig schön, wenn sich die Aggressoren diesmal verheben.
Schon scheiße, wenn es nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Wenn man die politische Weltkarte sieht und beobachtet, wie nicht nur die Allianz gegen den Terror auf dem Ã-l-Altar geopfert wird, sondern sich gar politisch energischer Widerspruch aus zahlreichen Staaten auftut..... das ist Nektar für meine Seele.
Amerika paß auf. Bismarck würde sich totlachen über soviel Dummheit.
Powell scheint das zu wissen als ehemaliger General, der im Irak ja schon mal gewütet hat. Und ich denke immer: wenn die Militärs vorsichtig werden, dann sollten die Politiker im Hintergrund erst recht vorsichtig werden. Bush + Strategie verhalten sich wie Dampfwalze zu Nitroglycerin.
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SPIEGEL ONLINE - 04. September 2002, 17:10
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,212474,00.html
Irak-Krise
Kriegserklärung zum Jahrestag der Terroranschläge?
US-Präsident George W. Bush liebt es symbolisch. Deshalb will er möglicherweise schon in einer Rede am 11. September seine Entscheidung über einen Angriff gegen den Irak verkünden. Indes wird die Kritik von Bundeskanzler Schröder an den USA immer schärfer.
Washington - Dass eine derartige Erklärung Bushs bevorsteht, ging aus Äußerungen von US-Außenminister Colin Powell hervor, die er an Bord seines Flugzeugs auf dem Weg zum Weltgipfel in Johannesburg machte. Bush hat für den 11. September eine Rede an die Nation angekündigt und wendet sich einen Tag später an die Uno-Vollversammlung in New York. Powell räumte gleichzeitig erstmals öffentlich Differenzen innerhalb der US-Regierung über die Irak-Politik ein.
"Der Präsident wird die amerikanische Position klar machen, und zwar in naher Zukunft", sagte Powell zu Reportern im Flugzeug."Die Feriensaison ist vorbei, unsere europäischen Kollegen sind wieder bei der Arbeit und die Uno-Vollversammlung tagt nächste Woche. Man wird sehen, dass der Präsident alle Fäden zusammenspinnen wird", sagte Powell. Er betonte jedoch, dass bislang keine Beschlüsse gefallen seien. Bush hatte führende Kongresspolitiker auf deren Drängen für Mittwoch ins Weiße Haus eingeladen, um über seine Irak-Absichten zu informieren. Gleichzeitig wollte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Senatoren unterrichten.
Powell: Am Ende zählt nur Bushs Position
Powell räumte ein, dass innerhalb der Regierung unterschiedliche Auffassungen über das Vorgehen gegen den Irak herrschen."Ich sehe eine Menge Differenzen, einige sind echt, einige angenommen, und einige übertrieben", sagte Powell."Es ist eine ernste Angelegenheit und wir diskutieren ernsthaft.... Wir arbeiten alle hart und in Harmonie um sicherzustellen, dass der Präsident die besten Informationen und alle unterschiedlichen Ansichten hört, die im Kabinett bestehen und Einfluss haben können, damit er die beste Entscheidung treffen kann.... Das einzige, was am Ende zählt, ist die Position des Präsidenten."
Powell hatte in einem Interview mit der BBC gesagt, die Rückkehr der Waffeninspekteure in den Irak habe Priorität. Vizepräsident Richard Cheney hatte zuvor gesagt, eine Wiederaufnahme der Waffenkontrollen würde die Welt nur in falscher Sicherheit wiegen und die Gefahr nicht bannen, die von Saddam Hussein ausgehe.
Mitglieder des US-Kongresses haben Bush wiederholt gedrängt, seine Absichten im Irak klarer zu machen."Wie viel würde ein Militärschlag kosten? Welche Auswirkungen hätte ein Schlag gegen Saddam Hussein auf unser Verhältnis zu befreundeten Staaten?", fragte der Mehrheitsführer im Senat, Tom Daschle. Mit dem Gespräch wolle der Präsident der wachsenden Kritik unter Abgeordneten und Senatoren entgegentreten, verlautete aus dem Weißen Haus. Viele waren im Sommer in ihren Wahlkreisen mit bangen Fragen über einen möglichen Krieg gegen den Irak konfrontiert worden."Wenn ich heute über eine Kriegsermächtigung abstimmen müsste, würde ich mit Nein stimmen, weil dem amerikanischen Volk die Gründe dafür nicht dargelegt worden sind", sagte Senator Larry Craig aus Idaho.
Clinton warnt vor US-Alleingang
Außenminister Powell versicherte, dass die befreundeten Staaten über die Entscheidungsfindung in Washington voll informiert sind."Ich habe die ganze letzte Woche am Draht gehangen und mit allen unseren Freunden geredet um sicherzustellen, dass ich ihre Meinung höre und dass sie wissen, wie der Präsident denkt", sagte Powell. Dabei sei es auch um diplomatische und politische Unterstützung für die US-Position gegangen, nicht jedoch um mögliche militärische Hilfeleistungen. Ex-Präsident Bill Clinton unterstützte unterdessen Bushs Absicht, den irakischen Machthaber zu stürzen, warnte aber vor einem amerikanischen Alleingang.
Bundeskanzler Gerhard Schröder warf der US-Regierung vor, sie habe kein Konzept für eine Neuordnung des Nahen Ostens nach einem Angriff auf Irak."Es fehlt an einer Konzeption für die theoretische Frage eines danach, (...) eine politische Neuordnung im Nahen Osten", sagte Schröder in Berlin."Die sehe ich nicht, bei keinem der Beteiligten, die jetzt zu einer Intervention raten."
Über die Befürworter einer Intervention sagte Schröder, sie verfolgten einen Regierungswechsel in Irak und damit ein anderes Ziel als in den Vereinten Nationen (Uno) vereinbart. Die Bundesregierung stehe mit ihrer Ablehnung in Europa keineswegs allein da. Schröder bekräftigte:"Unter meiner Führung wird sich Deutschland an einer Intervention im Irak nicht beteiligen." Eine solche Intervention würde die internationale Koalition gegen den Terrorismus erschüttern, deren Kampf noch weiter gehe. Ein solcher Einsatz wäre keine Reaktion auf die Anschläge vom 11. September in New York und Washington.
Experten: Anzeichen für Aufrüstung am Golf
In Schifffahrtskreisen wurde unterdessen bekannt, dass die US-Streitkräfte ein drittes ziviles Frachtschiff innerhalb eines Monats gechartert haben, vermutlich um Kampfpanzer und Panzerfahrzeuge zum Golf zu bringen. Das Schiff werde von der südöstlichen Küste der USA zu einem nicht näher genannten Hafen im Golf fahren, hieß es in den Schifffahrtskreisen. Militärexperten zufolge erinnert der Transport von schwerem Kriegsmaterial auf dieser Strecke an die Zeit vor dem Golfkrieg 1991, als die Marine zu ähnlichen Maßnahmen gegriffen habe. Damit sei die Nachricht ein klares Anzeichen dafür, dass die USA in der Region aufrüsteten, um für einen Angriff auf Irak gewappnet zu sein.
In Militärkreisen hieß es, das Chartern von zivilen Schiffen sei nicht ungewöhnlich. Im konkreten Fall gehe es um Transporte zu einem Manöver mit Jordanien, das lange geplant sei. In diese Transporte solle nicht zu viel hinein interpretiert werden. Was auf dem Schiff transportiert werden könne sei Kleinkram im Vergleich damit, was sich an Waffen und Technik noch am Golf befinde.
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winkääää
stocksorcerer

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