- @dottore: Say'sches Theorem - Diogenes, 07.09.2002, 11:59
- Re: @dottore: Say'sches Theorem - dottore, 08.09.2002, 12:36
- Re: @dottore: Say'sches Theorem - Bob, 08.09.2002, 14:16
- Re: @dottore: Say'sches Theorem - dottore, 08.09.2002, 16:26
- Re: @dottore: Say'sches Theorem - Diogenes, 08.09.2002, 14:25
- Re: @dottore: Say'sches Theorem - Bob, 08.09.2002, 14:16
- Re: @dottore: Say'sches Theorem - dottore, 08.09.2002, 12:36
Re: @dottore: Say'sches Theorem
-->>Hi dottore,
>>Es ist nicht möglich, Gewinne monetär auszuschütten, bevor sie monetär entstanden sind. Ebenso ist es unmöglich Zinsen zu bezahlen, bevor die Produktion, die mit Hilfe von Krediten, welche die Zinszahlung nach sich ziehen, vermarktet ist.
>Vollkommen klar, ansonsten bräuchte es keine Vorfinanzierung.
>>Entweder wir produzieren etwas Reales und fragen es mit etwas anderem Realen nach (Tausch).
>Ein grandioser Satz, genau hier liegt die Schwachstelle von Fiat Money. Reales mit realem Nachfragen geht: Gold macht es möglich.
Hi Diogenes!
Danke zunächst.
Es geht aber nicht um Fiat Money, sorry, sondern um Kredite, die erfüllt werden müssen. Dieses mit einer nicht bereits erschienenen Produktion (Gold), sondern mit einer erst noch zu leistenden (kann Gold oder alles mögliche sein, je nachdem worauf der Titel lautet). Ein Wechsel ist kein Fiat Money, aber er muss mit Leistungen erfüllt werden.
Gold macht es eben nicht möglich. Würden wir 100%-Gold nehmen, müssten alle Kontrakte (Vorfinanzierung) auf Erfüllung in Gold lauten. Damit drehen wir uns im Kreis. Denn ich leihe mir 100 Einheiten Gold, um vorzufinanzieren, das bei 10 % Zins und muss dann nach einem Jahr mit 110 Einheiten erfüllen.
Rechnen wir das gesamtwirtschaftlich, wäre das aus goldproduktionstechnischen Gründen nicht zu erfüllen.
>>Tatsächlich muss die Gütersphäre von der monetären sauber getrennt werden.
>Jain. Gold ist die Verbindung zwischen Waren und Geldsphäre. Eine Geldspähre vollkommen von der Warensphäre getrennt, wäre schlicht unnütz.
Nein. Es lässt sich sowohl mit vorhandenen Güter als mit noch zu erstellenden Gütern monetär arbeiten.
Fall A: Es wird ein Titel ausgegeben, der mit Gold besichert ist. Die Besicherung wird nur aktuell, wenn der Titel platzt, d.h. die Leistung nicht erbracht wird. Ansonsten löscht die zusätzliche Leistung den Titel aus.
Fall B: Ein Titel ist mit Zugriff auf sonstiges Vermögen (Eigentum) des Schuldners besichert (beim Wechsel haften sogar Gläubiger und Schuldner). Dazu braucht man kein Gramm Gold. Dennoch wird gewirtschaftet. Der Titel wird erfüllt oder es wird in das Vermögen von Schuldner (plus Gläubiger) vollstreckt.
Gold ist im GS die Besicherung der Titel der Notenbanken! Ohne GS kann Gold genauso besichern wie jedes andere Eigentum auch.
Vor dem Auftreten von ZBs wurde auch gewirtschaftet, d.h. unter Leistungs- und Erfüllungsdruck. In was bei Nichtleistung vollstreckt wurde, war das Vermögen des Titelausstellers. Das Vermögen wurde dann via Konkurs verteilt. Es gab vor den ZBs jede Menge Konkurse und das verteilte Vermögen waren dann Grundeigentum und andere mobile Realien.
>>Auch in der Say'schen Wirtschaft (Produktion vor Absatz bzw. Nachfrage) läuft Zeit ab. Die Vorstellung, dass gleichzeitig produziert, Gewinn ausgeschüttet, Zins bezahlt und abgesetzt wird, ist ein Konstrukt, das mit der Wirklichkeit absolut nichts zu tun hat.
>Naja, sagen wir es wird"fortlaufend" (Zeitablauf) produziert: monatlich werden Löhne ausgezahlt, es wird Material gekauft, Leute kaufen ein, usw...
"Fortlaufend" verschleiert die zwangsläufige Zeitensequenz. Erst Auszahlungen der Produzenten (= Einzahlungen beim Arbeiter als Löhne, beim Materiallieferanten als bezahlte Materialrechnungen, usw.). Erst nach diesen Einzahlungen können diese wiederum auszahlen (= wieder Einzahlungen beim Produzenten). Zwischen den Auszahlungen aller Produzenten und den Einzahlungen an diese vestreicht unerbittlich Zeit.
Sämtliche Produzenten können nicht gleichzeitig auszahlen und Einzahlungen zur Finanzierung dieser Auszahlungen erhalten.
Die Produzenten wollen zudem höhere Einzahlungen (da Gewinn und Zins) als sie ausgezahlt haben. Dieses Loch ist nur durch zusätzliche Einzahlungen aus dem Markt, an den die Produzenten ausgezahlt haben, zu stopfen. Dies erfordert zwingend die berühmte Nettoneuverschuldung, die just jene Einzahlungen an die Produzenten schafft (= Auszahlungen des Marktes), die von den Produzenten benötigt wird.
Die von allen Produzenten kalkulierten Umsätze können niemals mit den Auszahlungen aller Produzenten erreicht, also realisiert werden. Egal auf welcher Stufe.
>Gewinne werden wiederum zu Nachfrage (Konsum, Investition).
Ja, aber sie müssen erst realisiert sein. Alle Produzenten können erst konsumieren, nachdem sie Gewinne realisiert haben. Sie können zwar die Gewinne vorfinanzieren, wie sie Löhne und Material vorfinanziert haben (Unternehmerlohn, der laufend entnommen wird). Damit bedient sich der Unternehmer aus Markterfolgen, die noch nicht eingetroffen sind, was er aber tun kann.
Was aber auch keinen Fall geht, ist die Vorfinanzierung der Zinsen. Dann würden die Produzenten die Zinsen vorschüssig bezahlen, also bevor sie fällig sind. Dann bräuchten sie aber keinen Kredit.
Beispiel:
Unternehmer braucht 1000, um damit zu arbeiten, nimmt 1000 Kredit, 10 % Zinsen, fällig nach einem Jahr (Kapital plus Zinsen = 1100).
Nun zahlt er bei Erhalt des Kredits sofort 100 (Zinsen). Dann werden ihm nur 900 ausgezahlt, er muss aber mit 1000 arbeiten. Also nimmt er 1100 Kredit und zahlt die 100 Zinsen sofort. Die Bank kann dies aber nicht als Einzahlung verbuchen, da sie die 100 gar nicht ausgezahlt hat.
Danach ist er dennoch 1000 schuldig. Ihm fehlen bei Kreditende immer 100.
Das kann man drehen und wenden wie man will.
Die Gleichzeitigkeit von Zinsverpflichtung (zum Termin) und Zinszahlung (am Termin) kann nie existieren.
>Du übersiehst, daß Gold mehrfach umgesetzt werden kann: es läuft um. Kredit kann zediert/diskontiert werden.
Das übersehe ich keineswegs. Gold selbst ist eine Sache ohne physischen Verfall. Auf Gold lautende Forderungen dagegen haben immer ein Verfallsdatum (Termin). Deshalb können auch auf Gold lautende Forderungen jederzeit zediert/diskontiert werden.
Wie soll man sich eine Wirtschaft, die alle Transaktionen auf allen Stufen nur gegen Gold physisch vornimmt, vorstellen? Transaktionen wären nur möglich, nachdem beim einer der beiden Parteien ("Käufer") Gold eingetroffen wäre. Da niemand Gold herbeizwingen kann (oder selbst herstellen kann, wie er Eigenproduktion oder Arbeitsleistung selbst herstellen kann), wäre sofort Stillstand.
Oder die Parteien würden sich auf Kredit einigen ("verzögerter Tausch"), also auf Lieferung der Ware Gold später, womit wir wieder Goldforderungen als selbständige Titel hätten. Mit Zession/Disagio usw., also mit Zins.
Und genau so ist es in der Geschichte abgelaufen.
>Deswegen kann man ganz locker Gewinn machen, OHNE daß die Geldmenge wächst.
Das hat mit der Geldmenge nichts zu tun. Gewinne können zwar kalkuliert werden, aber sie können nur realisiert, wenn zwischen Kalkulation und Realisierung spätere Kredite / Verschuldungen eintreten.
So etwas, wie eine"Geldmenge" (Geldsumme) gibt es nicht. Es gibt nur Kredite mit laufenden Fälligkeiten (von sofort bis 30/50 Jahre). Das womit der sofort fällige Kredit bezahlt wird ist ein später fälliger Kredit, der in seiner Eigenschaft als"Zahlungsmittel" für den sofort fälligen Kredit als"Geld" bezeichnet wird.
Für diese Verwandlung muss diskontiert werden. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Gleichzeitigkeit der Entstehung von Geld und Zins (hier: usura).
Gäbe es keine später fälligen Kredite, gäbe es kein Geld.
Umsatz ist nicht die Summe an Geld in der Wirtschaft, das ĂĽbersiehst du.
Der Umsatz ist, sofern pagatorisch und nicht kreditiert, immer nur gegen Geld möglich. Ergo ist die Summe aller zum Zeitpunkt X getätigten Umsätze gleich der Summe des zum Zeitpunkt X zur Bezahlung (pagatorisch) vorhandenen Geldes, ergo der auf den Zeitpunkt X diskontierten später fälligen Kredite.
Kredite zu einem Zahlungszeitpunkt X zu diskontieren, ohne dass Zahlungen in Summe Y anstehen, wĂĽrde bedeuten, dass gesamthaft"Geld" entsteht, fĂĽr das es keinerlei Verwendung gibt, da keinerlei Zahlungen zu leisten sind. Klartext: Geld wĂĽrde zum Zwecke der Geldbeschau geschaffen.
Dies kann nur dann Sinn machen, wenn der in Geld verwandelbare Kredit als zweifelhaft angesehen wird und man die entsprechenden Diskontierungskosten in Kauf nimmt, um dem Totalverlust aus dem zum (späteren) Termin fälligen, aber nicht bezahlbaren Kredit zu vermeiden.
Dies ist angeraten, wenn ein allgemeiner Kreditkollaps befürchtet wird bzw. wenn die dem Kredit zu Grunde liegenden Sicherheiten (in die bei dessen Platzen vollstreckt werden könnte) im Wert fallen (Deflation) bzw. überhaupt nicht vorhanden sind (Staatspapiere).
GruĂź!
>GruĂź
>Diogenes

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