- Betriebsrentner in der Warteschleife - Rossi, 10.09.2002, 19:32
- Re: sehr explosives gemisch... - dr.seidel, 10.09.2002, 21:20
Betriebsrentner in der Warteschleife
-->Die Pleitewelle der deutschen Wirtschaft bringt den Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) in Köln an die Grenzen seiner Kapazität. Betriebsrentner bekommen zwar weiter ihr Geld, doch die monatlichen Zahlungen verzögern sich zum Teil um bis zu sechs Monate, so bei der Berliner Borsig GmbH.
Schuld daran ist die Ausnahmesituation in der Wirtschaft: „Das Schadenvolumen beim PSV wird durch Insolvenzen in diesem Jahr einen Rekord erreichen“, prophezeit Vorstand Martin Hoppenrath.
Es lag bereits zur Jahresmitte bei 1,3 Milliarden Euro und damit mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Jahr 2001.
Pleiten-Rekordjahr 2002
Allein im ersten Halbjahr 2002 seien 341 Insolvenzen eingetreten mit rund 52.000 Leistungsempfängern, die eine Betriebsrente aus Unterstützungskassen oder Pensionszusagen beziehen.
Betriebsrenten aus Direktversicherungen und Pensionskassen sind dagegen nicht über den PSV abgesichert.
Neben einer Vielzahl von Insolvenzen kleinerer und mittlerer Unternehmen sind insbesondere auch eine Reihe von Großschäden (Philipp Holzmann AG, Fairchild Dornier GmbH, Babcock Borsig AG) zu verzeichnen.
Dies erfordere erhöhten Verwaltungsaufwand, so dass es zu verzögerten Rentenzahlungen kommen könne.
Erste Beitragssteigerung seit 1982 droht
Erstmals seit 1982, als der Konkurs von AEG für den bisher größten Einzelschaden in der Geschichte des PSV sorgte, droht wieder eine Anhebung des Beitragssatzes.
Der Beitragssatz für 2002 wird mindestens 4 Promille betragen und sowohl den Vorjahressatz von 2,5 Promille als auch den langjährigen Durchschnitt von 2,1 Promille deutlich übersteigen, so Hoppenrath.
Modifiziertes Umlageverfahren für die Firmen
Über ein modifiziertes Umlageverfahren wird die Finanzierung gesichert (Rentenwert-Umlageverfahren).
Der Beitragssatz orientiert sich an der Höhe der Rückstellungen der Firmen für Pensionszusagen - aufgeschlüsselt nach der Höhe der Deckungsmittel, die sie im Einzelnen für ihre Versorgungsansprüche gebildet haben.
Bereits laufende Betriebsrenten müssen im Jahr der Insolvenzeröffnung für die gesamte restliche Laufzeit ausfinanziert werden.
Zudem existiert beim PSV ein Ausgleichsfonds für besondere Krisenjahre, in dem rund 370 Millionen Euro angesammelt seien.
Nun auch Pensionsfonds unter Insolvenzschutz
Mit der Einführung von Pensionsfonds wird das Aufgabenspektrum erweitert, da auch diese neue Form betrieblicher Altersversorgung unter den Schutz der gesetzlichen Insolvenzsicherung durch den PSV gestellt wurde.
Aus diesem Anlass hat der PSV ein „Gutachten zur künftigen Funktionsfähigkeit der Insolvenzsicherung“ in Auftrag gegeben.
Das Gutachten von Prof. Dr. Wolfgang Gerke, Lehrstuhl für Bank und Börsenwesen der Uni Erlangen-Nürnberg, und Prof. Dr. Klaus Heubeck, Versicherungsmathematischer Sachverständiger aus Köln, liegt nun vor.
Es stellt laut PSV die Notwendigkeit heraus, die gesetzliche Insolvenzsicherung beizubehalten und auszuprägen. Dies soll auch in einen entsprechenden Gesetzesvorschlag münden.
Sozialpolitischer Stabilitätsfaktor für das Alter
Immerhin zeichnet der PSV, ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, bereits seit 1975 für die gesetzliche Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung verantwortlich.
Unter seinem Schutz stehen inzwischen rund acht Millionen Betriebsrentner aus etwa 40.000 Unternehmen. Der kapitalisierte Wert der geschützten betrieblichen Altersversorgung beträgt 218 Milliarden Euro.
Seit 1975 musste der PSV bei etwa 8.000 Firmenpleiten einspringen und laufende Betriebsrenten und unverfallbare Anwartschaften sichern.
Daraus erhalten rund 340.000 Betriebsrentner zusammen 36 Millionen Euro monatlich vom PSV; weitere 162.000 Anwärter aus diesen Insolvenzen werden im Laufe der nächsten 30 Jahre ihre Betriebsrente abrufen.
www.versicherungsjournal.de/mehr_fs.asp?Nummer=4008

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