- @ Diogenes nochmal zu CRB und Deflation - JLL, 11.09.2002, 13:13
- @JLL - noch ein paar andere Ansichten - Toby0909, 11.09.2002, 14:21
- nicht die Nachfrage sondern DAS ANGEBOT macht die Preise - nasdaq, 13.09.2002, 00:51
- Soft Commodities u.a. Rohstoffe als Basisanlage fürs neue Jahrzehnt - nasdaq, 13.09.2002, 00:53
- und nochwas bzgl. Ã-l von Jim Rogers - nasdaq, 13.09.2002, 00:55
- Re: @ Diogenes nochmal zu CRB und Deflation - Diogenes, 11.09.2002, 14:43
- @JLL - noch ein paar andere Ansichten - Toby0909, 11.09.2002, 14:21
@ Diogenes nochmal zu CRB und Deflation
-->Du hast letzte Woche einen sehr interessanten Satz geschrieben, der mich seither nicht mehr recht losgelassen hat:
>So aber gehen Kreditdefla und Preisinfla (bei den"unverzichtbaren" Gütern) Hand in Hand.
Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erscheint mir genau dies der sich schon jetzt abzeichnende Weg zu sein. Um das zu verdeutlichen, will ich die Warenwelt einmal sehr grob - im Einzelfall schwierig abzugrenzen - in Basisgüter (die 'Unverzichtbaren') und Premiumgüter aufteilen.
Beispielhaft als Basisgüter: Nahrungsmittel, Kleidung, Wohnen, Fortbewegung, etc.
Premiumgüter erfüllen die gleichen Bedürfnisse, aber auf 'gehobenem' Niveau.
Der Rohstoffanteil der Basisgüter dürfte wesentlich höher liegen, als bei den Premiumgütern, in die viele weiche und z.T. nicht nachvollziehbare Faktoren einfließen (Warenpräsentation, Pflege des Markenimages, Serviceleistungen, höhere Gewinnspanne am Stück aufgrund geringerer Stückzahl, etc.).
In einer wirtschaftlichen Boomphase erschließen sich die Premiumgüter immer neue Käuferschichten, bei denen das Geld zunehmend lockerer sitzt und die aufgrund des eigenen wirtschaftlichen Wohlbefindens nunmehr bereit sind, sich häufiger etwas zu gönnen, was ihnen zuvor nicht eingefallen wäre (Gehobene Bekleidung, Restaurantbesuche, 'Events', etc.).
In der wirtschaftlichen Kontraktion geht es entsprechend andersherum. Die Leute überlegen sich angesichts drohender oder bereits eingetretener Einkommensverluste intensiv, was ihnen eine Sache wert ist und üben sich häufiger im Verzicht. Insbesonder die frischen Premiumkunden (also die ehemals Neureichen) substituieren ihren gehobenen Konsum tendenzell bald wieder durch den Konsum einfacherer Güter. Die Nachfrage nach den Basisgütern steigt und entsprechend sinkt die Nachfrage nach den Premiumgütern. Mit der Folge, dass die Schönwetteranbieter (alle Hersteller und Anbieter trendiger Produkte für die Neureichen) auf Ihren tendenziell überteuerten Waren sitzen bleiben, während die Basisgüteranbieter boomen (Aldi, etc.).
Da die Preise der Schönwetteranbieter in erheblichem Maße Luft enthalten (siehe oben), der bestenfalls gefühlte, jedoch keine tatsächlichen Werte gegenüberstehen, dürfte die sinkende Nachfrage in diesem Bereich fast zwangsläufig zu deflationären Tendenzen und in der Folge dem Ausscheiden dieser Anbieter führen. Einige von Ihnen dürften erstmals die Erfahrung eines Preiswettbewerbs machen.
Ganz anders die Situation im Segment der Anbieter von Basis-Gütern: Diese sind seit Jahren in härtestem Preiskampf gestählt, teilweise konnte in diesem Segment Kostendeckung nur noch über eine Mischkalkulation dargestellt werden. Die Preise dürften daher dort auch wenig Spielraum nach unten haben. Dies ist nicht zuletzt auch Ausdruck der Zweiteilung der Wirtschaft der letzten Jahre. Diejenigen, die Basisgüter anbieten, wenden sich ohnehin tendenziell an die Vergessenen des Aufschwungs, denen das Geld schon in den letzten Jahren nicht locker saß. Und eben diese Anbieter werden jetzt zu den großen Profiteuren der Wirtschaftskrise, weil auf ihr Sortiment nun auch mehr und mehr die Nachfrage der ehemals Neureichen trifft.
Noch ein Aspekt, der mir in diesem Zusammenhang interessant erscheint: Viele Hersteller haben ja eine breitere Palette bedient und dabei eine Mischkalkulation angewendet. Während im gehobenen Bereich üppige Gewinne aufgrund wenig preissensitiver Nachfrager sprudelten, mußte das untere Ende der Palette z.T. über diese Premium-Gewinne quersubventioniert werden. Wenn nun aber die Premium-Gewinne rückläufig sind, steigt die Notwendigkeit zur Preisanpassung der Basisgüter. In jedem Fall würde ich alle Unternehmen strikt meiden, die in den vergangenen Jahren verstärkte Anstrengungen zur Eroberung der Trend- und Premium-Segmente unternommen haben (diejenigen, bei denen der schlichte Erwerb einer Ware krampfhaft zu einem emotionsbeladenen und trendigem Erlebnis hochstilisiert wurde). Gerade diese Newcomer, oder noch nicht einmal richtig Angekommenen im Premium-Segment dürften erheblich stärker leiden, als die lange etablierten Premium-Hersteller und -Anbieter.
Ich denke also, dass es richtig ist, im Bereich der Schönwetter-Wirtschaft von rückläufigen Preisen auszugehen, während in den Basisgütern zumindest stabile Preise zu erwarten sein dürften.
Soweit ein paar ungeordnete Gedanken zum Thema.
Schönen Tag
JLL
P.S.: Eventuell gibt es ja auch unter den Anlagearten so etwas wie Basis- und Premium-Anlagen?

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