- die Wiederwahl sichern - Trixx, 11.09.2002, 22:57
- Die Amis haben uns niedergemacht im Krieg. - Bob, 11.09.2002, 23:09
- Na Na Bob... - Der Husky, 11.09.2002, 23:50
- Re: Na Na Bob... Bernhard Becker - ein Genie des Widerstandes (owT) - Bob, 12.09.2002, 00:35
- Re: Die Amis und Schroeders: No - Emerald, 12.09.2002, 06:28
- Hallo Emerald - stocksorcerer, 12.09.2002, 08:30
- Na Na Bob... - Der Husky, 11.09.2002, 23:50
- Die Amis haben uns niedergemacht im Krieg. - Bob, 11.09.2002, 23:09
die Wiederwahl sichern
-->"Die Wiederwahl sichern"
Wie die US-Medien ihren Lesern und Zuschauern Schröders Haltung in der Irak-Frage erklÀren
Scharfmacher: Bill O'Reilly von Fox News greift in seiner Sendung die Deutschen an Foto: AP
Von Gerti Schön
New York - In amerikanischen Medien fĂŒhren Nachrichten aus Deutschland in der Regel ein Schattendasein - nur in den seriösen BlĂ€ttern kommen sie gelegentlich auf hinteren Seiten vor. Doch die Zeiten haben sich geĂ€ndert. Mit der Flutkatastrophe, mit der Besetzung der irakischen Botschaft in Berlin, aber vor allem mit Schröders Nein zu einem möglichen Angriff auf den Irak steht Deutschland mitunter sogar auf Seite 1, und die US-Fernseh-Networks mit ihrer ĂŒblichen PrĂ€sidenten-, Verbrechens- und Gesundheits-Kost können nicht anders, als Reporter ĂŒber den Teich zu schicken.
Bei den Abendnachrichten auf NBC, dem Sender mit den höchsten Einschaltquoten, bekam die politische Stimmung in Europa in Sachen Irak-Invasion ganze drei Minuten. Die Stellung hierzulande wurde mit einem Satz aus dem Mund eines UniversitĂ€tsprofessors in Heidelberg zusammengefasst: âDie allgemeine Stimmung in Deutschland ist fĂŒr Amerika, gegen Bush und gegen Kriegâ. So einfach ist das.
Doch NBC war diesmal einer der wenigen Sender, der die Diskussion auf ein Minimum beschrĂ€nkte. Der Hinweis, dass Schröder sich im Wahlkampf befindet und daher die Stimmung im Lande mit populĂ€ren Aussagen schĂŒren will, ist durchweg Standard. âSchröders Widerstand ist in Wahrheit der Versuch sich die Wiederwahl zu sichernâ, erklĂ€rte âWall Street Journalâ-Redakteur Paul Gigot auf CNBC.
Den Vogel schoss wie immer Bill OâReilly mit seiner konservativen Talkshow auf Rupert Murdochs Nachrichtenkanal Fox News ab. Nachdem er vor einigen Tagen bereits den deutschen Botschafter in seiner Sendung ins Kreuzverhör genommen hatte (âWir haben im zweiten Weltkrieg euren Hintern gerettet und euch im Kalten Krieg vor den Russen beschĂŒtzt, und ihr Leute sagt einfach nein?â), bat er nun auch den ARD-Korrespondeten Martin Wagner ans Mikro und quĂ€lte ihn mit derselben Dreistigkeit, fĂŒr die ihn tĂ€glich so viele Millionen Zuschauer bewundern. âWir haben Ihnen, Herr Wagner, und ihren Landsleuten die Freiheit ermöglicht, richtig?â, schulmeisterte er, und obwohl Wagner sich tapfer zu wehren versuchte, gab er am Ende drein. âRichtigâ war sein letztes Wort.
Der Radiosender NPR bestĂŒckte seine Sendezeit wie so oft mit einem weiteren Journalisten, nĂ€mlich Steven Erlanger, seines Zeichens Berlin-Korrespondent der âNew York Timesâ, dessen Berichterstattung sich vor allem auf den Wahlkampf konzentrierte. Die âNew York Timesâ schreibt in ihren Editorials schon seit Wochen gegen einen unĂŒberlegten Feldzug gegen Irak an, und hat sich damit den Zorn der gesammelten konservativen Presse zugezogen. Erlanger fĂŒhrte in der letzten Woche ein ganzseitiges Exklusiv-Interview mit Gerhard Schröder in privater AtmosphĂ€re, und in seinem gewohnt erklĂ€rerischem Stil wies der Journalist auch auf NPR darauf hin, dass die Deutschen âzieht man ihre Geschichte in Betracht, besonders allergisch gegen Krieg sindâ.
Dass Schröder sich Zeit fĂŒr die âNew York Timesâ nimmt, verwundert nicht, gilt sie doch nicht nur als international einflussreich, sondern weitlĂ€ufig auch als âStimme der AutoritĂ€tâ, die gern StaatsmĂ€nner und Regierungsquellen aus erster Hand zitiert. DarĂŒber hinaus, so will es der Kollegen-Neid, wĂŒrde man die âTimesâ-Reporter âauch dauernd mit Schröder-Leuten Mittag essenâ sehen. Den ĂŒbrigen Korrespondenten bleibt dann hĂ€ufig nur die zweite Riege des Polit-Zirkusâ, diese Hierarchie gilt weltweit.
Dabei beschrĂ€nkt sich das âRennenâ um wichtige Interviewpartner aus deutschen Regierungskreisen freilich auf zwei amerikanische Zeitungen: Die âNew York Timesâ und die âLos Angeles Timesâ. Die kalifornische Tageszeitung, generell fĂŒr ihre Auslandsberichterstattung respektiert, wird auch aus Berlin regelmĂ€Ăig mit HintergrundstĂŒcken beliefert. Und nachdem Schröder nicht mehr exklusiv zur VerfĂŒgung stand, mussten Joschka Fischer und Wolfgang Gerhardt die LĂŒcke fĂŒllen. Die âWashington Postâ hat den Wahlkampf bisher zwar weitgehend ignoriert, blickt aber gleichwohl interessiert auf Deutschland und sein Vorgehen bei der Terroristen-Fahndung.
Einen der wenigen Ausrutscher unter den allgemein gut informierten Berichterstattern leistete sich der Kommentator der âNew York Daily Newsâ. Das âVierte Reichâ Deutschland, so schrieb er, sei doch ein gutes Beispiel dafĂŒr, wie man mit Saddam umgehen mĂŒsse: âDamit auch eine tief gesunkene Gesellschaft unter einem fanatischen Diktator ein zivilisiertes Verhalten simulieren kann, muss man ihr MilitĂ€r erst einmal niedermachen.â

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