- Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten - Ghandi, 11.09.2002, 19:54
- Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten - Diogenes, 11.09.2002, 20:43
- Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten - Bob, 11.09.2002, 21:00
- Re: Milchmädchenrechnung - Digedag, 11.09.2002, 22:27
- Re: Milchmädchenrechnung - Bob, 11.09.2002, 22:51
- Bloß das realistische Meterologen den Anteil des Menschen an der Erwärmung der - Der Husky, 12.09.2002, 00:04
- Re: Milchmädchenrechnung - Digedag, 11.09.2002, 22:27
- Dafür, dass alle so brav geschuftet haben, gibt Papa Staat - Heller, 11.09.2002, 22:53
- Re: Die weitverbreitete Annahme, dass des einen Gewinn immer des - André, 11.09.2002, 22:59
- Re: Die weitverbreitete Annahme, dass des einen Gewinn immer des - Zardoz, 12.09.2002, 14:13
- Re: Die weitverbreitete Annahme, dass des einen Gewinn immer des - André, 13.09.2002, 14:52
- Re: Die weitverbreitete Annahme, dass des einen Gewinn immer des - Zardoz, 12.09.2002, 14:13
- Einnahmen minus Ausgaben sind nicht der Gewinn - subito, 11.09.2002, 23:54
- Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - pecunia, 12.09.2002, 11:08
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - Zardoz, 12.09.2002, 14:01
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - pecunia, 12.09.2002, 15:02
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - Zardoz, 12.09.2002, 15:24
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - SchlauFuchs, 12.09.2002, 21:01
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - Zardoz, 13.09.2002, 12:01
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - pecunia, 13.09.2002, 12:30
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - Zardoz, 13.09.2002, 12:01
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - SchlauFuchs, 12.09.2002, 21:01
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - Zardoz, 12.09.2002, 15:24
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - pecunia, 12.09.2002, 15:02
- Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? - Zardoz, 12.09.2002, 14:01
- Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten - Campo, 12.09.2002, 11:38
- Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten - dottore, 12.09.2002, 13:14
Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten
-->>Für folgende simple Preisfrage wird die goldene Ananas vergeben:
>Kapitalismus wird gerne auch gleichgesetzt mit dem Gewinnstreben der
>am Wirtschaftsleben teilnehmenden Subjekte.
>Gewinn bedeutet logischerweise, am Ende eines Berichtszeitraumes
>höhere Einnahmen als Ausgaben zu haben.
Bitte nicht Einnahmen mit Einzahlungen und Ausgaben mit Auszahlungen durcheinander bringen.
Bilanziell entsteht Gewinn durch Aktiva > Passiva (Gewinn passiv verbucht, da sozusagen Schuld gegenüber Eigentümern). Ob der Gewinn dann auch ausgezahlt werden kann, ist ein ganz andere Frage.
Da Passiva schwerer zu manipulieren sind als Aktiva (Forderungen sind nominell und eisenhart, Grundstücke, Läger, Wertpapiere usw. kann man etwas lockerer bewerten und damit aktivieren) teilen sich die Kapitalisten in zwei Lager: die einen, die den Profit verstecken wollen (man kommt ihnen über die Ertragsteuern hinter die Schleche und ein paar weitere Tricks); die anderen, die mehr Profit ausweisen wollen als entstanden (Enronitis).
Letztlich ist der Bilanz-Gewinn bei allen Accounting Standards usw. nebbich. Außerdem ist zwischen handels- und steuerrrechtlichem zu unterscheiden. Das Feld ist weit...
>Wenn wir unsere Erde nun vereinfacht als einen großen umfassenden
>kapitalistischen Wirtschaftsraum annehmen, ist es dann theoretisch und
>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>dauerhaft Gewinne realisieren können?
Das Schlüssel heißt"realisieren". Genau wir Du schreibst. Zu machen (buchen) ist er allemal und von allen, siehe eben. Realisierung ist ein Cash-Phänomen, da der Gewinn dann ausgekehrt werden muss (es sei denn er wird vorgetragen, zum EK geschlagen = Kapitalerhöhung usw.), muss das Geld irgendwoher kommen - aus Einnahmen > Ausgaben erfolgt zunächst noch gar nichts.
Diese Realisierung ist ein monetäres Phänomen und kann nur dadurch möglich sein, dass die berühmte Nettoneuverschuldung Statt findet (geht auch beim einzelnen Unternehmer selbst, indem er Aktiva tauscht, also aus Haus mach Kasse ohne das Haus zu verkaufen, sondern nur zu beleihen).
Das Monetäre spielt auch noch eine weitere Geige: die Sachen (Güter) aus denen Aktivseiten zum Teil bestehen (passiv lassen sich Sachen, Güter usw. nicht verbuchen), müssen bewertet werden. Dies wiederum kann nur möglich sein, wenn es eine monetäre Sphäre, sprich also"Geld" gibt, in dem der"Wert", z.B. einer Fabrikationsanlage ausgedrückt ist.
>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>in gleicher Höhe ausweisen?
Nein, das auf keinen Fall. Die Wirtschaft, siehe dazu André weiter unten, ist kein Kasino oder eine andere Art von Nullsummenspiel.
Die Gewinne von Summe X Firmen haben mit den Verlusten von Summe Y Firmen absolut nichts zu tun.
Das ist ja auch das Elend mit den Gewerkschaften, die immer glauben, entweder ihre Löhne steigen oder das gleich Geld schieben sich die Bosse oder Eigentümer ein. Ist natürlich Totalquatsch, was u.a. das Jahr 2002 mit zahlreichen Lohnerhöhungen (Banken, EH, Ver.di, IG Metall) beweist, die in Summa erheblich höher ausfallen, als jemals an Gewinnen hätte erwirtschaftet werden können.
Wäre die zusätzlich zu zahlende Lohnsumme von 2002 als Gewinne an die Eigentümer ausgekehrt worden, hätten sich die Profits 2002 gegenüber 2001 schätzungsweise verfünffacht.
Die Dividendenzahlungen dürften in diesem Jahr bei max. 8/10 Mrd € liegen. Die zusätzliche Lohnsumme nach der Tarifabschlüssen liegt bei mind. ca 40 Mrd. €.
Nun schlag mal die 40 Mrd. als Dividenden vor...
Klartext: Die Firmen müssen sich in Höhe der Lohnerhöhungen sub summa zusätzlich neu verschulden, um die Löhne überhaupt bezahlen zu können.
Kapitalismus ist halt kein leichtes Geschäft...
Gruß!

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