- @saint-just: Antwort auf 143099 - ingobert, 15.09.2002, 12:07
- Hallo ingobert - Saint-Just, 15.09.2002, 20:08
- N' Abend, SJ - ingobert, 15.09.2002, 23:57
- Re: Hallo ingobert - Saint-Just, 16.09.2002, 15:32
- N' Abend, SJ - ingobert, 15.09.2002, 23:57
- Hallo ingobert - Saint-Just, 15.09.2002, 20:08
Hallo ingobert
-->>>Oh nein, gehörst Du etwa auch zu den Null-Verschuldungs-Extremisten? Das ist - mit Verlaub - im sprichwörtlichen Sinn reiner ökonomischer Mist! Im Ernst: Ist Dir wirklich bewusst, wie die Welt ohne die Existenz von Verschuldung und Zins aussehen würde? Oder habe ich Dich missverstanden?
>*** Ich bin mir im klaren darüber, daß wir unseren Wohlstand u.a. dem Kreditwesen zu verdanken haben. Was die STAATSverschuldung angeht, bin ich dennoch der Meinung, daß es sie nicht geben dürfte. Als dottore-leser ist Dir der fundamentale Unterschied zwischen privaten und staatlichen Schulden sicherlich bewußt. Ich betrachte das auch in erster Linie rechtlich, nicht ökonomisch. Es ist ein Unding, daß die Regierung kommt und sagt: Du hast jetzt soundsoviel Schulden.
Du kannst ganz beruhigt sein. Von dottore habe ich nicht alles gelesen - aber als Ã-konom bin ich sehr gut im Bilde bzgl. Investition, Finanzierung, öffentliche Finanzwirtschaft, Entwicklungsökonomie usw. usw.:-). Bist Du Jurist? Dann erläutere doch mal bitte, warum es rechtlich ein Unding sein soll, dass sich der Staat in Deinem und meinem Namen verschuldet.
>>Habe ich schon so oft: Insbesondere Verkehrsinfrastruktur und Bildungsinfrastruktur. Wie würden wir hier leben, wenn der Staat nicht Kanäle, Bahn, Fluginfrastruktur, Strassen sowie Universitäten, Bibliotheken, Schulen usw. geschaffen hätte (private Ansätze waren rudimentär)? Und der Staat kann die für grosse Projekte benötigten Summen (z.B. Transrapid) nicht ansparen. So etwas muss per Zins und Tilgung auf viele Generationen verlagert werden, da viele kommende Generationen davon profitieren. Welchen vernünftigen Weg gäbe es ausser durch Verschuldung?
>*** Transrapid ist ein gutes Beispiel. Das kann man hervorragend privat machen (i.e. freiwillig) oder lassen. Der Staat sollte nur für die Grundversorgung da sein. Schulen? ja, absolut. Unis? da wirds schon fraglich!
Nein - sachlich absolut falsch. Habe ich schon mehrfach dargelegt. Ist aber im Moment eine 'Mode'argumentation. Und ich gestehe selbstverständlich jedem seine Meinung zu.
>>Diesen Fatalismus hört man immer wieder. Und es mag auch zutreffen. Aber nicht, weil ein Abbau unmöglich ist, sondern weil den Menschen eine falsche Wirtschaftspolitik als quasi-religiöses Dogma ('Sparen') verkauft wird (ist so ähnlich wie: 'die Erde ist eine Scheibe').
>*** prinzipielle Zustimmung. Nur - Waigel z.B. hat das Schuldenmachen ja schon ganz gut beherrscht ;-). Ist davon schon was"zurückgekommen"? Ich glaube nein. IMO will keiner die Staatsverschuldung WIRKLICH zurückführen, auch der Knauserer Eichel nicht.
Durch (auch schuldenfinanzierte) staatliche Investitionen ist schon etwas zurückgekommen. Du kannst z.B. lesen und schreiben, oder ;-)? Aber einzelne Politiker möchte ich lieber nicht bewerten.
>>>- jetzt drohende defla kann durch massive staatsverschuldung"übersprungen" werden und in Infla überführt werden = bessere, weil friedlichere Form des Staatsbankrotts.
>>Hierbei prinzipielle Zustimmung - aber warum bezeichnest Du dies als Form des Staatsbankrotts? Paradoxon ;-)?
>*** Es geht um den zwingenden Kollaps des Staatsgeldsystems und der Rolle der Staatsschulden darin. Letztlich muß sich die Sache in Hypi(Forderungen auf Reales loslassen) oder defla (Ausbuchen der faulen schulden) auflösen. Das aber besser bei dottore nachlesen. Der kanns auch besser erklären, als so ein Hobby-VWLer wie ich.
Ich möchte ja keine Rabulistik betreiben, aber das Gegenteil trifft zu. Es geht gerade darum einen Staatsbankrott oder schlimmeres durch die Hinnahme von Inflation zu vermeiden (aber jedem sei natürlich freigestellt nach Belieben Definitionen aufzustellen). Übrigens MUSS nichts, und schon gar nichts ist zwingend!
Und ich möchte Dir noch einen (gutgemeinten) Hinweis geben: Es dürfte wohl kaum jemand dottore so sehr schätzen wie ich. Er ist ein grosser Geist und wird eventuell einmal als der Schopenhauer unserer Zeit gelten ;-). Trotz allen Respekts bin ich doch in einigen Punkten grundlegend anderer Ansicht, denn dottore hat sein Weltbild und ich das meinige (das vielleicht gar nicht so viel anders ist). Und Dir empfehle ich auch als Nicht-Ã-konom, die Gedanken selbst grosser Geister nicht unkritisch zu übernehmen, und insbesondere Analyse und Schlussfolgerung getrennt zu betrachten.
Gruss!

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