- Auf Anregung von Reinhard hier im Forum zu Dottores Theorie - Theo Stuss, 20.09.2002, 00:35
- Re: Nachtrag - Theo Stuss, 20.09.2002, 08:43
- Re: Auf Anregung von Reinhard hier im Forum zu Dottores Theorie - Theo - nereus, 20.09.2002, 11:50
- Re: Auf Anregung von Reinhard hier im Forum zu Dottores Theorie - dottore, 20.09.2002, 15:19
Re: Nachtrag
-->Hallo Reinhard,
ich weiß nicht, ob die Leute philosophische Argumente die sich von Aristoteles herleiten, überhaupt nachvollziehen können. Dottore will sich trotz seiner Bildung auf diese Ebene nicht begeben. Ich hatte es ja vor einem Jahr schon einmal mit sozial-ethischen Argumenten versucht, die sich ebenfalls aus der aristotelischen Ethik herleiten:
1. sei klug!
2. sei gerecht
3. sei mutig
4. halte das richtige Maß
Abgesehen davon, daß es viele heute erstaunt, daß Aristoteles und mit ihm Thomas von Aquin auch die Klugheit als Kardinaltugend versteht und das an erster Stelle, geht es hier um die zweite in der Liste, die Gerechtigkeit.
Bei dieser Tugend geht es um das, was in Angemessenheit der Umstände nach den Grundsätzen von recht und billig
a) der Einzelne dem Nächsten schuldet,
b) der Einzelne der Gemeinschaft schuldet,
c) die Gemeinschaft dem Einzelnen schuldet,
d) die Gemeinschaften einander schuldig sind.
Da Dottore jeden Begriff von Gerechtigkeit ablehnt, muß er folgerichtig jede Schuldigkeit als Willkür empfinden und sie aus der nackten Gewalt erklären. Der Mensch als sehr hilfsbedürftiges Wesen ist aber nun einmal auf andere angewiesen. Von daher sind alle Gesellschaftsphilosophien, die mit einem ominösen Gesellschaftsvertrag beginnen, falsch. Diese setzen voraus, daß die Menschen erst durch den Gesellschaftsvertrag vertragsfähig geworden sind. Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Natur des Menschen waren schon immer da und begründen die Vertragsfähigkeit. Ein asozialer Halbaffe ist eben kein Mensch. Er folgt Hordeninstinkten. Seit es Menschen gibt, gibt es Kontrakte nach dem Schema von a) bis d). Ein äußerer"Verschuldungszwang", den Dottore als Anlaß der Entstehung von Geld sieht, kann leicht daraus hergeleitet werden, daß wir einander brauchen, um überhaupt zu überleben und einander selbstverständlich Hilfe schulden. Sonst könnte keiner existieren.
In der Verwandtschaft werden diese Hilfeleistungen eben nicht ständig gegen einander aufgerechnet, es sei denn, das Verhältnis verändert sich zum Schlechteren. Erst wenn ich die Hilfe von mir Fernerstehenden beanspruche, kommt es zur Aufrechnung von Leistung und Gegenleistung. Diese Kontrakte kann ich abschließen vor Zeugen, oder vor einem angesehenen Stammesältesten.
Wenn man Dottore mit dem Begriff der Gerechtigkeit kommt, wird der sagen, daß das alles Dreck sei.
Mit freundlichen Grüßen,
Theo

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