- Geldtheorie - The Gang of 8 - Popeye, 25.09.2002, 15:48
- Re: Geldtheorie - The Gang of 8 / Wahnsinn, was du immer findest oT - --- ELLI ---, 25.09.2002, 20:49
- Re: Geldtheorie - The Gang of 8 - dottore, 26.09.2002, 15:14
- Re: Geldtheorie - The Gang of 8 - Popeye, 26.09.2002, 16:46
- Re: Es kommt auf den zedierbaren Titel an, nicht auf den Kredit allein - dottore, 27.09.2002, 10:23
- Re: Es kommt auf den zedierbaren Titel an, nicht auf den Kredit allein - Popeye, 27.09.2002, 12:40
- Re: Es kommt auf den zedierbaren Titel an, nicht auf den Kredit allein - dottore, 27.09.2002, 10:23
- Re: Geldtheorie - The Gang of 8 - R.Deutsch, 26.09.2002, 18:31
- Re: Geldtheorie - The Gang of 8 - dottore, 27.09.2002, 09:53
- Re: Geldtheorie - The Gang of 8 - Popeye, 26.09.2002, 16:46
Re: Geldtheorie - The Gang of 8
-->Hi Popeye,
die Probleme sind - leider - immer wieder die gleichen:
Zu Punkt 1. Wir haben eine Arbeitsteilung, die aber nicht etwa einen Produktionsteilung ist, also, der eine macht das, der andere jenes, sondern es wird entweder fĂŒr die Arbeit eines anderen bezahlt oder fĂŒr die Ergebnisse seiner Arbeit. Aber womit, wenn wir nicht beim immer zeitgleichen Tausch stehen bleiben wollen?
Also mit Kredit. Auf was lautet dann der Kredit? Auf die Lieferung/Leistung spÀter? Dann zieht der eine mit dem Zeugs des anderen davon. Der andere hat einen Zettel, den er"spÀter" prÀsentieren kann, um das vereinbarte Gegengut zu kriegen. Womit ist dieser Zettel besichert? Wie wird er vollstreckt?
In der Besicherungsfrage sind wir wieder beim Eigentum, immobil, weil sonst nicht fassbar. Das fĂŒhrt dann zur Aporie von HS, die nicht erklĂ€ren können, auf was das"Geld", das der, einen Titel auf sein Eigentum schreibende EigentĂŒmer,"schafft" denn nun lautet.
A hat eine Kuh, B hat ein Fass Olivenöl. Das wollen beide tauschen. B kann aber noch nicht liefern. Also liefert er statt dem Ă-l zunĂ€chst einen Zettel, auf dem steht: Gut fĂŒr 1 Ar. Gleichzeitig muss der dem A aber auch einen Zettel geben, auf dem steht: Liefere 1 Fass Ă-l.
Damit haben wir eine vorĂŒbergehende ParitĂ€t zwischen 1 FaĂ Ă-l und 1 Ar. Aber diese ParitĂ€t kann sich jederzeit verĂ€ndern.
A hat jetzt zwei Zettel und B kann es sich heraussuchen, ob er den Zettel"Ă-l" bedient oder ob er sich in den Zettel"Ar" vollstrecken lĂ€sst. Letzteres wird er tun, wenn das Ă-l, das er liefern mĂŒsste, wertvoller geworden ist als 1 Ar. Sagen wir, es sei doppelt so wertvoll geworden.
Er verliert dann zwar sein Ar, kann sich aber mit dem Ă-l, das er inzwischen produziert hat und das er ursprĂŒnglich dem A liefern sollte, sofort wieder Ackerland kaufen (per Tausch) und zwar gleich 2 Ar.
So kann es wohl kaum funktionieren, auch nicht, wenn da so was wie ein Zins eingebaut wĂŒrde, der den A fĂŒr seinen Verlust entschĂ€digt. Denn der Zins mĂŒsste abenfalls auf etwas lauten, entweder auf Ă-l oder Ar. Lautet er auf Ă-l, hĂ€tten wir diese Lage:
Es gibt zwei Ă-lpreise, einen zur Kasse (gegen 1 Kuh minus x mal Kuh) und einen auf Termin (1 Fass Ă-l = 1 Kuh). Warum bedient sich A nicht sofort und risikolos mit Kuh minus x mal Kuh bei einem der ihm Ă-l dafĂŒr sofort liefert? Warum sollte er warten und das Preisrisiko fĂŒr Ă-l selber tragen? Und das Risiko des kompletten Lieferausfalls plus der dann folgenden Bedienung am Ar, das sich ebenfalls als hoch darstellen dĂŒrfte (Ar ist ĂŒberflutet o.Ă€.)?
Mir leuchtet das PhÀnomen des"verzögerten Tausches" in dieser Konfiguration nicht ein.
Wenn mit Kredit gearbeitet wird, muss es etwas geben, das den Gegenstand des Kredits selbst absichert. Dies scheint mir nur bei stabilen PreisverhÀltnissen möglich, die sich im"privaten" Bereich einfach nicht konstruieren lassen, selbst wenn man den Zinssatz als"Risikopuffer" zur Hilfe nÀhme.
Damit landen wir doch immer wieder bei bei etwas, das"gesetzt" bzw."verfĂŒgt" sein muss, also letztlich einem Festpreis zwischen mindestens zwei Waren bzw. einer Ware und einer Leistung, also einer chartalen ParitĂ€t. Der Witz beim Chartalgeld ist nicht die Festlegung von irgendetwas als"Geld", sondern dass dieses Geld in einer ParitĂ€t zu mindestens einem anderem stehen muss, was in Menge oder Umfang ebenfalls fixiert sein muss.
Dieses kann (es tut mir leid, mich zu wiederholen) nur die Abgabe sein, die in etwas entrichtet werden muss und die zugleich in Höhe, Menge, Umfang usw. festgelegt werden muss.
Der Abgaben-, alias Zwangsherr, tritt dabei in der bekannten doppelten Doppelrolle auf: Er fordert ab (Nachfrager der festgelegten Abgabe und zugleich Anbieter von Schutz oder Nichtsanktion) und er gibt das Abgeforderte weiter (Anbieter des Abgabengutes und zugleich Nachfrager von Waren oder Leistungen, die seine Funktion als Abforderer und damit SchĂŒtzer usw. erhalten, wie Waffen oder Söldner).
Erst in diesem Zustand ist es möglich, von"Geld" zu sprechen, das dann seinerseits privat kreditiert wird, usw. Was wir bei den"Creditary Economics" also brauchen, ist etwas, das Kredit- bzw. Schuldcharakter hat und das am Anfang stehen muss, bevor die"economies" ĂŒberhaupt starten können.
Die in Punkt 2 angesprochenen"trade credits" mĂŒssen sich auf irgendetwas beziehen, das sich auf etwas anderes bezieht und dies in einem festen VerhĂ€ltnis, das sich nicht"irgendwie" und stĂ€ndig neu, da stĂ€ndig schwankend ergeben kann, sondern das festgelegt sein muss. Danach ist dann alles Weitere ziemlich klar.
GruĂ!
PS: Die Texte sind sehr gut, vielen Dank. Einiges war ja schon bekannt, aber man kann es nicht oft genug studieren. Dem Problem wird freilich immer wieder ausgewichen:"All money is debt" - aber auf was lauten die ersten"debts", wenn nicht auf"money" - und sei dies eine x-beliebige Ware.

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