- EU-Banken vergeben im August mehr Kredite - Popeye, 27.09.2002, 07:56
EU-Banken vergeben im August mehr Kredite
-->Banken vergeben mehr Kredite
im Euro-Raum
Volkswirte:"Geldmengenwachstum steht
Zinssenkung nicht im Weg"
pwe. FRANKFURT, 26. September. Erstmals seit Mai hat
sich das Wachstum der Kreditvergabe von Banken an
Private im Euro-Raum unerwartet wieder beschleunigt.
Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB)
wuchsen die Kredite an Private im August gegenüber dem
Vorjahresmonat um 5,4 Prozent, nach 5,2 Prozent zuvor.
Nach Ansicht von Karsten Junius von der Deka-Bank ist das
ein beruhigendes Signal für die Konjunktur im Euro-Raum.
Der Druck auf die EZB zu Zinssenkungen sollte nun etwas
abnehmen. Denn die Zahlen könnten die Existenz einer
Kreditklemme im Euro-Raum nicht belegen, argumentiert
Junius.
Die Daten zum Geldmengenwachstum im August, die die
EZB am Donnerstag zugleich veröffentlichte, stehen
demgegenüber einer Leitzinssenkung nicht im Wege. So
heißt es überwiegend in Kommentaren von Volkswirten
privater Banken. Gemäß der Zukunftssätze an den
Geldmärkten erwarten die Händler eine Leitzinssenkung der
EZB von 0,25 Prozentpunkten auf dann 3 Prozent gegen
Jahresende. Laut EZB-Angaben ist die Geldmenge M3 im
Euro-Raum mit 7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat
gewachsen. Damit hat sich das Geldmengenwachstum in
diesem Vergleich leicht beruhigt. Im Juli hatte M3 um 7
Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt.
Wie schon seit Mai 2001 wächst die Geldmenge M3
schneller, als es der Referenzwert der EZB nahelegen
würde. Im Schnitt der vergangenen drei Monate ist die
Geldmenge M3 um 7 Prozent nach zuvor 7,3 Prozent
gewachsen. Das ist mehr als der Referenzwert von 4,5
Prozent. Volkswirte schätzen diese Abweichung aber derzeit
kaum als Fehlentwicklung ein. Das Risiko, daß sich hinter
dem raschen Geldmengenplus ein künftiges
Inflationspotential aufbaue, stufen sie als gering ein.
Verwiesen wird darauf, daß ein Großteil des
Geldmengenwachstums erneut Folge der Unsicherheit von
Anlegern sein dürfte: Diese parken ihr Geld in kurzfristigen
Anlagen, die in M3 mitgezählt werden. So betont Michael
Schubert von der Commerzbank, marktfähige
Finanzinstrumente wie Geldmarktfonds und
Geldmarktpapiere hätten im August um 1,8 Prozent
gegenüber dem Vormonat zugelegt. Die Geldmenge M3
insgesamt wuchs dagegen zwar deutlich, aber doch geringer
nur um 0,7 Prozent gegenüber Juli. Credit Suisse First Boston
(CSFB) schreibt, von diesen 0,7 Prozent führten sich allein
0,4 Prozentpunkte auf das Wachstum der enger
abgegrenzten Geldmenge M1 zurück. Dahinter verbirgt sich
unter anderem, daß die umlaufende Bargeldmenge wieder
zunimmt, nachdem sie vor der Bargeldumstellung auf Euro
zur Jahreswende rapide gefallen war. Das sei kein
Warnsignal für die EZB, meint CSFB.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2002, Nr. 225 / Seite 21

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