- Artikel bzgl. Geld und Gold! - Der_Nachtportier_von_Fort-Knox, 27.09.2002, 14:44
- Re: Artikel bzgl. Geld und Gold! - Diogenes, 27.09.2002, 16:51
- Re: Artikel bzgl. Geld und Gold! Wie oft noch immer dasselbe Herr Knox? - kizkalesi, 28.09.2002, 10:39
- Re: Artikel bzgl. Geld und Gold! - Diogenes, 27.09.2002, 16:51
Artikel bzgl. Geld und Gold!
-->Hallo Forum!
Ich habe wieder einen interessanten Artikel bzgl. Geld und Gold gefunden. Ich hoffe es ergibts sich eine interessante Diskussion!
Beste Grüsse
Der Nachtportier
Geld und Gold
"Our task... is to steer a course between two views, neither of which is acceptable... The Scylla is the belief that a purely automatic gold standard is both feasible and desirable... The Charybdis is the belief that the need to adapt to unforeseen circumstances requires the assignment of wide discretionary powers to a group of technicians, gathered together in an 'independent' central bank." Milton Friedman
Der Mythos Gold
Seit alten Zeiten gelten Gold und Silber als die Grundlage eines soliden und stabilen Geldsystems. Ein uneingeschränkter Goldstandard, bei dem die Banknoten zu 100% von Gold gedeckt sind, hatte und hat viele Anhänger, darunter Thomas Jefferson, David Ricardo, die Anarchokapitalisten und sogar einige Liberale, wie z. B. Ayn Rand.
Gold scheint viele Vorteile zu haben. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten steigt der Vorrat an verfügbarem Gold nur langsam, etwa in der Größenordnung von 1% - 3% pro Jahr. Daraus ergibt sich ein sinnvolles Geldmengenziel, denn um diesen Prozentsatz müßte unter normalen Bedingungen die Geldmenge wachsen. Eine Goldbindung des Geldes, so die Hoffnung ihrer Anhänger, würde den Einfluß des Staates auf die Geldpolitik minimieren und den inflationären Mißbrauch der Notenpresse unmöglich machen. Milton Friedman stellte fest:"A full-fledged gold standard in which all money consisted of gold or warehouse receipts of gold...would have the merits of complete automaticity and freedom from governmental control."
Die Nachteile eines Goldstandards
"The fundamental defect of a commodity standard, from the point of view of the society as a whole, is that it requires the use of real resources to add to the stock of money." Milton Friedman
Wenn man Gold zu Geld macht, muß man erhebliche Ressourcen der Geldproduktion widmen. Man schätzt, daß ungefähr 4% des jährlichen BIPs für die Gewinnung des monetären Goldes notwendig wären. Schon Adam Smith hatte davor gewarnt, Land, Kapital und Arbeitskraft zu verschwenden, um etwas herzustellen, das in der Form von Papiergeld nahezu kostenlos zur Verfügung steht. John Maynard Keynes nannte den Goldstandard ein"barbarous relic". Paul Samuelson hat völlig recht, wenn er bemerkt:"How absurd to waste resources digging gold out of the bowels of the earth, only to inter it back again in the vaults of Fort Knox."
Ein Goldstandard würde auch nicht für eine stabile Geldversorgung bürgen, wie es seine Anhänger behaupten. Jeder größere Goldfund hätte eine inflationäre Wirkung. Wahrscheinlicher wäre es jedoch, daß die reale Goldproduktion nicht mit dem steigenden Geldmengenbedarf einer wachsenden Volkswirtschaft Schritt halten kann. Eine Deflation wäre dann die Folge.
Auch die Hoffnung, daß ein Goldstandard den staatlich Einluß zurückdrängt, ist nicht begründet. Wie die Geschichte zeigt, ist ein reiner Goldstandard nicht zu finanzieren, weshalb in der Praxis immer Mischformen vorkommen, die eine umfangreiche Einmischung des Staates zulassen. Ein Goldstandard würde überdies jene wenigen Staaten privilegieren, die über bedeutende Goldvorkommen verfügen. Es ist zu vermuten, daß die Regierungen jener Staaten der Versuchung nicht widerstehen könnten, ihr natürliches Oligopol zu mißbrauchen. Zur OPEC käme eine OGEC.
"My conclusion is that an automatic commodity standard is neither a feasible nor a desirable solution to the problem of establishing monetary arrangements for a free society. It is not desirable because it would involve a large cost in the form of resources used to produce the monetary commodity. It is not feasible because the mythology and beliefs required to make it effective do not exist." Milton Friedman
Regierungsversagen in der Geldpolitik
"...at least a third of the price rise during and just after World War I is attributable to the establishment of the Federal Reserve System and would not have occurred if the earlier banking system had been retained;... the severity of each of the major contractions - 1920-21, 1929-33, and 1937-38 - is directly attributable to acts of commission and omission by the Reserve authorities and would not have occurred under earlier monetary and banking arrangements." Milton Friedman
Die von Politikern beherrschten Zentralbanken haben im Verlauf ihrer Geschichte weitaus häufiger durch von ihnen hervorgerufene Inflationen und Deflationen die Wirtschaft in Krisen gestürzt und dadurch die Bürger verarmt, als stabiles Geld herauszugeben. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre, die maßgeblich durch eine falsche Geldpolitik vertieft und verlängert wurde.
"From the cyclical peak in August 1929 to the cyclical trough in March 1933, the stock of money fell by over a third." Milton Friedman und Anna Schwartz
Eine derartige Kontraktion der Geldmenge mußte eine verheerende Wirkung auf die Wirtschaft haben. Die Folge dieser Verringerung der Geldmenge war eine starke Deflation. Von 1930 bis 1932 sanken in den USA die Großhandelspreise um 40%, die Industriepreise um 30% und die Preise im Einzelhandel immerhin um 15%. Die Verbraucher hielten sich mit Käufen zurück, weil sie auf sinkende Preise in nächster Zukunft hofften. Für die Unternehmen wurde die Kalkulation immer schwieriger und die Absatzchancen immer geringer. Das führte zu einem allgemeinen Rückgang der Investitionen, was wiederum Massenarbeitslosigkeit auslöste. Der kleine Wirtschaftsabschwung von Ende 1929 hätte sich niemals zu einer Weltwirtschaftskrise ausgeweitet, wenn die Zentralbanken nicht so katastrophale Fehler in ihrer Geldpolitik begangen hätten.
"In 1930 and 1931, it [the Federal Reserve System] exercised this responsibility so ineptly as to convert what otherwise would have been a moderate contraction into a major catastrophe." Milton Friedman
Dies alles geschah bei Geltung eines Goldstandards. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien waren bis 1932 die ausgegebenen Geldscheine durch Gold gedeckt. Dadurch konnte aber keineswegs die enorme Depression verhindert werden. An mangelnden Goldvorräten lag das nicht. In den entscheidenden Jahren 1931 - 1932 stiegen die Goldbestände des FRS, während gleichzeitig die Geldmenge drastisch gesenkt wurde. Ein Goldstandard ist also kein Schutz vor Wirtschaftskrisen. Es ist sogar zu vermuten, daß der Goldstandard selbst zu einer Verschärfung der Krise beigetragen hat. Um ihre Goldreserven zu schützen erhöhten die Zentralbanken die Kreditzinsen, wodurch Investitionen und Konsum erschwert wurden.
"Far from being synonymous with stability, the gold standard itself was the principal threat to financial stability and economic prosperity between the wars." Barry Eichengreen
Die Sozialisten behaupten, daß der Kapitalismus unweigerlich zu periodischen Krisen führe und machen dafür das private Unternehmertum verantwortlich, dem sie"Marktversagen" vorwerfen. Wie das Beispiel der Großen Depression der 30er Jahre zeigt, ist eine falsche Geldpolitik für die Wirtschaftskrisen verantwortlich. Nicht der Markt versagt, sondern die Regierung.
"The Great Depression in the United States, far from being a sign of the inherent instability of the private enterprise system, is a testament to how much harm can be done by mistakes on the part of a few men when they wield vast power over the monetary system of a country." Milton Friedman
Eine regelgesteuerte Zentralbank
Statt eines Goldstandards, dessen Nachteile erheblich wären, bevorzugen die Liberalen eine autonome Zentralbank, die nach festen Regeln die Menge des Zeichengeldes bestimmt. Entscheidend dabei ist, daß geldpolitische Entscheidungen nicht mehr von Fall zu Fall von Politikern oder angeblich unabhängigen Fachleuten gefällt werden, sondern daß die Veränderungen der Geldmenge nach einer allgemeingültigen Formel erfolgen, die vom Parlament beschlossen wurde. Dadurch könnte die Geldpolitik automatisiert werden. Es wären keine Menschen mehr an der Spitze der Zentralbank erforderlich, da alle geldpolitischen Entscheidungen von einem Computerprogramm getroffen werden könnten, das die entsprechenden Regeln anwendet. Ein stabilitätsorientierter Algorithmus würde die Geldmenge von der Menge der produzierten Waren und Dienstleistungen abhängig machen.
Konkurrierende Währungen
Friedrich von Hayek hat vorgeschlagen, das staatliche Monopol auf die Geldausgabe zu beseitigen:"Wenn die Abschaffung des Regierungsmonopols zu dem allgemeinen Gebrauch verschiedener, konkurrierender Währungen führte, dann wäre dies schon an sich eine Verbesserung gegenüber einem staatlichen Geldmonopol, das ohne Ausnahme mißbraucht worden ist, um die Bürger zu betrügen und zu täuschen.... Geld muß primär vor dem Staat geschützt werden.... Es gibt keine Rechtfertigung für den eifrig gehegten Mythos, daß es innerhalb eines gegebenen Territoriums eine einheitliche Art von Geld oder gesetzlichem Zahlungsmittel geben muß." Hayek war davon überzeugt, daß ein System von miteinander in Wettbewerb stehenden Währungen, die von privaten Unternehmen herausgegeben werden, praktisch durchführbar sei:"Das Auftreten mehrerer konkurrierender Arten von Geld würde für die große Mehrheit der Menschen lediglich ein Angebot neuer Alternativen bedeuten; es würde keinerlei Änderung ihrer gewohnheitsmäßigen Geldverwendung erforderlich machen."
In diesem Punkt irrte sich Hayek. Sein Vorschlag ist nicht realisierbar. Mehrere konkurrierende Währungen in einem Wirtschaftsgebiet würden den wirtschaftlichen Tausch stark behindern, den Markt fragmentieren, den Wettbewerb in der Warenwirtschaft stören, die Kosten von Geldtransaktionen stark erhöhen.
Die Undurchführbarkeit dieser Vorstellungen zeigt sich z. B. heute im Internet. Es gibt rund 50 unterschiedliche"Cybergeld-Währungen", mit denen man beim Online-Kauf bezahlen kann. Das Problem liegt darin, daß die Käufer mit einer beliebigen dieser Währungen nur bei wenigen Webshops bezahlen können, während andererseits der Online-Anbieter mit den Währungen, die er anwendet, nur einen kleinen Teil der potentiellen Kunden erreichen kann. Dieses Henne-Ei-Problem ist seit Jahren nicht lösbar. Dadurch stagniert der"Business to Consumer"-Handel. Eine Belebung des B2C-Geschäftes wäre nur möglich, wenn sich die Marktteilnehmer auf einen De-facto-Standard einigen könnten. Das würde aber den Abschied von Hayeks Ideal konkurrierender Währungen bedeuten.
Die gleichen Probleme würden sich auch im Offline-Handel ergeben, wenn man versuchen wollte, Hayeks Vorschlag anzuwenden. Wieviele unterschiedliche Währungen kann ein Einzelhändler auf einem Preisschild unterbringen? Wieviele unterschiedliche Währungen können die Warenwirtschaftssysteme der Industrie und des Handels erfassen? Wie soll eine verläßliche Preiskalkulation erfolgen, wenn sich der Wert der Währungen zueinander ständig ändert? Welcher Konsument ist in der Lage, in verschiedenen Währungen zu rechnen und dabei gleichzeitig deren wechselnde Relation zueinander zu berücksichtigen?
Konkurrierende Währungen könnten daher nicht lange Bestand haben. Sie würden bald in einem Ausleseprozeß oder durch gesellschaftliche Übereinkunft einer Einheitswährung weichen müssen. Dann stellt sich die Frage, ob ein privates Geldausgabemonopol vertrauenswürdiger wäre als ein Regierungsmonopol auf diese Tätigkeit.
Hayek unterstellt bei seinem Vorschlag, daß die privaten Währungen alle auf dem Goldstandard beruhen. Wenn das nicht der Fall wäre, könnte jede private Emission von Geld einer Steuer gleichkommen, denn üblicherweise ist der Kurswert einer Banknote höher als der Wert des Papiers, auf dem sie gedruckt ist. Aus den oben dargestellten Gründen ist aber Gold als Geld eine denkbar schlechte Lösung.
Literatur
Friedman, Milton: Capitalism and Freedom. Chicago, 1982 (Erstausgabe 1962), The University of Chicago Press.
Friedman, Milton: A Program for Monetary Stability. New York, 1960, Fordham University Press.
Friedman, Milton: Dollars and Deficit. New York, 1968, Prentice Hall.
Friedman, Milton: The Optimum Quantity of Money and Other Essays. London, 1969, Macmillan.
Friedman, Milton und Walter Heller: Monetary vs. Fiscal Policy. New York, 1969, W. W. Norton.
Friedman, Milton und Anna Schwartz: A Monetary History of the United States, 1867-1960. Princeton, 1963, Princeton University Press.

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