- Bankenaufsicht: deutsche Banken pumperlgsund - kingsolomon, 10.10.2002, 13:27
Bankenaufsicht: deutsche Banken pumperlgsund
-->Deutsche Banken sind im Kern stabil
Von Rolf Lebert, Frankfurt Der deutsche Finanzsektor steckt in einer prekären Situation. Trotz Problemen mit Kreditausfällen und schwachen Erträgen sieht die Finanzaufsicht keine Insolvenzgefahr für deutsche Banken.
Die überwiegend miserablen Geschäftszahlen sprechen für sich. Deshalb wird jeder in der Branche dem Vorstandssprecher der HypoVereinsbank, Albrecht Schmidt, zustimmen, der aus gegebenem Anlass vom schwierigsten Bankenjahr der deutschen Nachkriegsgeschichte gesprochen hat. Eine Bankenkrise gibt es jedoch nach Auffassung des Bundesverbands deutscher Banken nicht. Was es gibt, ist ein Kosten- und Ertragsproblem.
Dieser Befund ist das eine. Die Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden, sind etwas anderes."Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die alles andere als komfortable Situation des deutschen Bankensektors von interessierter Seite genutzt wird, um die Häuser in Verruf zu bringen", sagte ein Banker.
Commerzbank-Aktie leidet unter Gerüchten
Exemplarisch ist der Fall Commerzbank, die seit Wochen einem Sperrfeuer von Gerüchten und Spekulationen ausgesetzt ist. Die letzte Blüte trieb am Mittwoch der Börsenbrief"Prior". Dieser behauptete, die Commerzbank müsse alle neuen Kredite von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) genehmigen lassen. Das BAFin dementierte diesen Bericht umgehend und kündigte eine Untersuchung an.
Das konnte freilich nicht verhindern, dass die Commerzbank-Aktie ihre Talfahrt fortsetzte und mit knapp über fünf Euro am Markt nicht einmal mehr ein Viertel ihrer Substanz wert ist."Es ist fahrlässig, mit solchen Überlegungen zu spielen, wenn man dafür keine handfesten Beweise hat", sagte ein Banker.
Von einer Bankenkrise wie in Japan, die Merrill Lynch im September heraufbeschwor, ist Deutschland noch weit entfernt, wenn die Beurteilung der BAFin, der Banken selbst und auch der Rating- Agenturen zutreffend ist. Der zentrale Unterschied zu Japan ist, dass die dortigen Banken in den 80er Jahren Kredite vergaben, ohne dafür Risikovorsorge zu treffen. Als die Blase platzte, hatten sie wertlose Forderungen in Milliardenhöhe in den Bilanzen stehen, die sie nicht durch Auflösung von Reserven kompensieren konnten.
Letzteres Phänomen existiert auch in Deutschland. Der Anteilsbesitz der Banken ist durch die Börsenbaisse dramatisch entwertet worden. Folglich sind die Möglichkeiten, eine wachsende Zahl von Kreditausfällen mit Kursreserven auszugleichen, kleiner geworden. Das ist aber nur eine Facette in einem komplexen Geschehen.
Insolvenzen drohen nicht
Seit jetzt gut fünf Jahren verlangt die deutsche Bankenaufsicht von den Kreditinstituten mit einer kompromisslosen Härte, dass konsequente Risikovorsorge getrieben wird."Wenn wir etwas sehen, und wir schauen sehr genau hin, dann verlangen wir, dass Vorsorge getroffen wird. Da gibt es kein Pardon", heißt es bei der BAFin. Deshalb könne das Amt aus heutiger Sicht ein Systemrisiko für den deutschen Bankensektor ausschließen."Das gilt nicht nur für die gesamte Branche. Wir sehen derzeit auch keine drohende Insolvenz bei einer einzelnen großen Bank", hieß es bei der BAFin.
Auch die Rating-Agenturen malen trotz der Verschlechterung der Situation nicht den Teufel an die Wand."Wir erwarten keine Insolvenz eines großen Spielers in Deutschland", sagten Vertreter von Moody’s und Standard & Poor’s. Das gilt, obwohl beide Agenturen Ausblick und Ratings für den Sektor und einzelne Banken herabgesetzt haben.
Die Rating-Agentur Fitch verweist zu Recht darauf, dass in Deutschland und anderen Industrieländern jede große Bank ein eventuell auftretendes Liquiditätsproblem über Refinanzierungslinien bei der jeweiligen Zentralbank ausgleichen kann. Das ist ein Privileg, das nur Banken haben. Industriebetriebe landen in einem solchen Fall vor dem Konkursrichter. In den 22 Jahren, seit Fitch den so genannten Support der Banken durch Zentralbank, Staat oder Aktionäre bewertet, ist noch keine einzige Bank mit einem Supportrating von"1","2" oder"3" Pleite gegangen.
© 2002 Financial Times Deutschland

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