- Ein paar Gedanken... - jacques, 22.09.2000, 21:43
- Re: Ein paar Gedanken...zum verschobenen schwarzen Freitag - Oldy, 22.09.2000, 21:55
- Re: Ein paar Gedanken... - Kleinanleger, 23.09.2000, 10:37
- Tilgung von Schulden - Diogenes, 23.09.2000, 13:32
- Re: Tilgung von Schulden - Kleinanleger, 23.09.2000, 17:24
- Re: Tilgung von Schulden - Diogenes, 23.09.2000, 21:06
- Re: Tilgung von Schulden - Kleinanleger, 23.09.2000, 17:24
- Tilgung von Schulden - Diogenes, 23.09.2000, 13:32
- Vertrauensverlust im Neuen Markt, Euro-Interventionen, CorporateBonds et al. - Hardy, 23.09.2000, 11:56
Ein paar Gedanken...
Eine etwas vernetzte These:
Ich bin der Überzeugung, dass wir derzeit an der Schwelle der Neuorientierung unter der Anlegerschaft stehen. Die bislang oder bis vor kurzem anhaltende ungehemmte Schwemme von smart money in"Werte" beginnt den sorgfältigen Rückzug.
Rückzug bedeutet: Vorerst Geld oder Cash zu sichern. Diese Situation ist etwa ähnlich vergleichbar, mit der Flut die sich zu anfangs sachte den Weg in die Prielen sucht, und eh man sich versieht, plötzlich Knie tief im Wasser steht.
Dieses Smart Money wird wird zur Hauptsache den Weg aus den USA-sprich aus nichtsnutzigen New Economy Werten nach v.a. JAPAN, und Europa finden. Insbesondere nach England, Deutschland und der CH.
Denn: Zuerst gilt es, in Zeiten einer Neuorientierung, Geld nicht sofort zu reinvestieren, sondern fürs erste lediglich zu"parkieren". Rückzug in Haltepsoition etwas militärisch ausgedrückt.
Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass wir in Europa im kurzfristigen Bereich sehr stark sinkende Zinsen sehen werden, weil vermutlich ein wahre Geld-"repatriierungschwemme" einsetzt.
Zum zweiten bin ich überzeugt, dass in den langfristigen Zinsen das Gegenteil passiert und zwar aus folgenden Gründen:
Wirklich grosse Gläubiger werden sich zurecht auch fragen müssen, ob angesichts der gesamten Unsicherheit, das angelegte Geld"risikogerecht" vergütet wird. Von diesem Standpunkt ausgehend: ein klares Nein.
Folglich werden auch Gläubiger versuchen Ihr Geld zu parkieren. Mit dem gleichen Effekt für den kurzfristigen Bereich- und dem Effekt, dass vermutlich in wenigen Monaten ein enormer Risikozuschlag für langfristige Darlehen, die Attraktivität für die Gläubiger erhohen soll (Junk Bonds lassen grüssen).
Soviel zu den Zinsen.
Was passiert nun mit dem Geld. Geld ist erst mal Cash und ist gesichert verfügbar. Ob es einen und welchen Wert hat, wird ebenfalls zunehmend schwieriger zu beurteilen sein. Folglich werden sich gewiefte Anleger nach der Cash Sicherung einen weiteren Gedanken machen müssen: Wie erhalte ich den Wert des Geldes?
Deutsche seid doch ehrlich:
Eure DM gegen lumpige EUR einwechseln. Sicher nicht alles was man hat. Absehbar ist eine riesige Geldflucht der"Noch Hartwährungen" im EUR. Jedes freie verfügbare Einkommen, dass nicht irgendwie und auf Sicht gebraucht wird, sucht sich einen sicheren Hafen.
Was ist ein sicherer Hafen? Vielleicht der USD? Kaum. Der CHF? Ein bisschen.
Was denn sonst? Keine Frage. Besitz!
Stimmt das?
Dazu ein paar weitere Gedanken:
Bekannt ist, das die saving rate in den USA immer noch negativ ist. Man lebt auf Pump in den privaten Haushalten. Bekannt ist auch der grosse Einfluss des privaten Konsum auf die Konjunktur. Als Vergleich: Die Japsen sparen derzeit immer noch etwa 14% Ihres freien verfügbaren Einkommens.
Nicht auszumalen, wenn die Amis nur mal schon wieder 5% davon sparen. Das käme einer baren Konsumverweigerung statt. Davon gehe ich aus. Die Amis werden wieder mehr sparen. Es bleibt Ihnen nichts anderes mehr übrig.
Folglich wird der private Konsum in den nächsten Monaten Jahren beträchtlich zurückgehen, von einer Konsumverweigerungsphase ist geradezu auszugehe. Und weil die Unternehmem langsamer als die Konsumenten reagieren, hinkt das überbordendene Angebot einer immer kleiner werdenden Nachfrage nach. Die Pflöcke für eine lang anhaltende Deflationsphase werden eingeschlagen.
Nun nehme ich wieder den Gedanken von weiter oben auf:
Wohin soll das Geld zur Wertsicherung fliessen?
In Sachwerte? Die Antwort ist fast schon gegeben. Sicher nicht in Industrie und leicht reproduzierbare Güter. Vermutlich auch nicht in Immobilien.
Sondern in Gold. Nur. Dafür sind die meisten Anleger in Ihren Überlegungen noch nicht soweit fortgeschritten.
Aber keine Frage: Nach der Cashsicherung, folgt die Wertsicherung des Cashs.
Einen schönen Abend wünscht
jacques
PS:
Von einem Zyniker vor 2 Tagen aufgeschnappt:
Es gibt keine Pessimisten. Es gibt nur Optimisten: Solche ohne und welche mit Lebenserfahrung
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