- zur aktuellen situition - orwell, 13.10.2002, 21:48
- Re: Reinhard Mey - Glanzleistung, danke! (owT) - Baldur der Ketzer, 13.10.2002, 22:19
- war mir sicher,das dir das gefällt.o.t. - orwell, 13.10.2002, 22:29
- Das tolle ist: Die Musik dazu ist genauso gut wie der Text. Habe dieCD.[[smile]] (owT) - Bernhard, 13.10.2002, 22:53
- Xavier Naidoo - pecunia, 14.10.2002, 10:23
- Re: Reinhard Mey - Glanzleistung, danke! (owT) - Baldur der Ketzer, 13.10.2002, 22:19
zur aktuellen situition
-->
Geschrieben von orwell am 11. Oktober 2002 20:29:56:
von Barbarossa
Sie kennen ihn alle! Er hat uns mit seinen Liedern immer wieder begeistert. Beonders uns Fliegern
hat er mit dem Lied: „Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein......“ so sehr aus
der Seele gesprochen. Es ist Reinhard Mey.
Aber Sie kennen sicherlich nicht alle seine Lieder. Das liegt nicht nur an Ihnen, es liegt auch
daran, daß in der BRD einige Lieder nicht der „political correctness“ entsprechen und damit nicht
gesendet werden. Man schweigt sie tot. Oder haben Sie schon einmal das Lied: „Das
Narrenschiff“ irgendwo im Rundfunk gehört? Und das, obwohl das Lied schon 1998 erschienen
ist. Die CD selbst heiĂźt Flaschenpost.
Das Lied: „Das Narrenschiff“ halte ich persönlich für eines seiner besten Lieder, zumal es exakt
die Wirklichkeit trifft. Deshalb nachfolgend der Text des Liedes mit freundlicher Genehmigung
von Reinhard Mey.
Achtung: FĂĽr diesen Beitrag liegt das Copyright bei Reinhard Mey!
Das Narrenschiff ©
Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und rollen und stampfen und schwere See,
Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä“,
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer zĂĽngeln vom Ladebaum,
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!
Refrain:
Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig’ um SOS zu funken.
Klabautermann fĂĽhrt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs aufs Riff.
.
Am Horizont Wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
Auf der Brücke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
Im TrĂĽben fischt der scharfgezahnte Hai,
Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
Die andern Geldwäscher und Zuhälter, die warten schon,
Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
Im hellen Licht, niemand muĂź sich im Dunkeln rumdrĂĽcken
In der Bananenrepublik, wo selbst der Präsident
Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmĂĽcken.
Refrain
Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale sind havariert,
Und der große Rebell, der nicht müd’ wurde zu streiten,
Mutiert zu einem servilen, gift’gen Gnom
Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!
Einst junge Wilde sind gefĂĽgig, fromm und zahm,
Gekauft, narkotisiert und flĂĽgellahm,
Tauschen Samtpfötchen für die einst so scharfen Klauen.
Und eitle Greise präsentier’n sich keck
Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
Die ihre schlaffen Glieder wärmen und ihnen das Essen vorkauen.
Refrain
Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh’n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor’n.
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor’n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.
Refrain
Achtung: FĂĽr diesen Beitrag liegt das Copyright bei Reinhard Mey!

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