- Handwerkliche Fehler und ihre Folgen: Die neue Mindeststeuer - Popeye, 15.10.2002, 11:01
- Eher: Die Mindeststeuer ist Folge handwerklicher Fehler - LenzHannover, 15.10.2002, 15:24
- Re: Eher: Die Mindeststeuer ist Folge handwerklicher Fehler - Popeye, 15.10.2002, 15:46
- Eher: Die Mindeststeuer ist Folge handwerklicher Fehler - LenzHannover, 15.10.2002, 15:24
Handwerkliche Fehler und ihre Folgen: Die neue Mindeststeuer
-->Noch am 20.04.02 prahlte der Bundesfinanzminister:
"Die Bundesregierung hat die zentralen steuerpolitischen
Aufgaben gelöst und Deutschland
wieder zukunftsfähig gemacht. Insbesondere
wurde die Ertragsteuerbelastung weit reichend
und nachhaltig um mehr als 56 Mrd. € reduziert.
Die Einkommen- und Körperschaftsteuersätze
wurden stark gesenkt, sodass die Chancen
Deutschlands im internationalen Standortwettbewerb
verbessert worden sind."
Und weiter:
"Bei der Körperschaftsteuer wird die Differenzierung
der Steuersätze nach einbehaltenen und
ausgeschütteten Gewinnen aufgegeben und der
Steuersatz auf einheitlich 25 % gesenkt."
Und weiter:
"Die Kapitalgesellschaften wiederum profitieren
von der spürbaren Absenkung des Körperschaftsteuersatzes
von bisher 30 % für ausgeschüttete
bzw. von bisher 40 % für einbehaltene
Gewinne auf einheitlich 25 %. Die Begünstigung
der im Unternehmen belassenen Gewinne
erhöht die Eigenkapitalquote, die bisher in
Deutschland auch aufgrund des Steuerrechts im
internationalen Vergleich sehr gering gewesen
ist. Die dadurch verbesserte Innenfinanzierung
kann bei der Überbrückung finanzieller Krisensituationen
helfen und gleichzeitig die Abhängigkeit
von Entscheidungen der Kreditgeber verringern.
und Solidaritätszuschlag)."
Quelle
Das bundesweite Körperschaftsteueraufkommen ist im ersten Halbjahr 2002 auf den Tiefstand von./. 1,3 Mrd. € gesunken. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2001 betrug das Aufkommen noch 2,1 Mrd. €, im Jahr 2000 noch knapp 13,8 Mrd. €.
Die wesentlichen Gründe für den Rückgang des Körperschaftsteueraufkommens sind:
- die Senkung des Körperschaftsteuersatzes auf 25 % ab 01.01.2001,
- die übermäßige Ausschüttung der alten Eigenkapitaltöpfe, die schneller als ursprünglich angenommen stattfindet und deshalb zu höheren Steuererstattungen an Unternehmen führt. (Auf diesen handwerklichen Fehler wurde der Finanzminister bei den Anhörungen zur Reform des Körperschaftssteuerrechts schriftlich und mündlich mehrfach hingewiesen!)
(Wer diesen Punkt besser verstehenwill lese hier nach: info)
- die Steuerfreiheit von Veräußerungsgewinnen bei Beteiligungen von Kapitalgesellschaften an Kapitalgesellschaften.
- die schwache Konjunktur.
Heilung soll nun eine neue ‚Mindeststeuer' für Kapitalgesellschaften bringen - leider absehbar mit katastrophalen Folgen:
Z.B.: Vor drei Jahren wurde eine GmbH mit einem Eigenkapital von EUR 100.000 gegründet. Die Anlaufverluste der ersten drei Jahre haben 50 Prozent des Eigenkapitals aufgezehrt - die EUR 100.000 sind auf EUR 50.000 abgeschmolzen. Im vierten Jahr macht das Unternehmen endlich
EUR 10.000"Gewinn". Das Unternehmen könnte also nun seine schmale Eigenkapitalbasis wieder auffüttern auf EUR 60.000, weil es ja einen ‚Verlustvortrag von EUR 50.000 hat und keine Körperschaftsteuer zahlen muß. Den Finanzminister interessiert das aber zukünftig nicht mehr: Er will von den EUR 10.000"Gewinn" zukünftig EUR 1.250 Mindeststeuer einkassieren. Die Herstellung des ursprünglichen Eigenkapitals von EUR 100.000 wird also nun längere Zeit in Anspruch nehmen.
Konsequenz wird sein, das sich das Unternehmen zukünftig dieses fehlende Geld entweder als Darlehen oder als zusätzliches Eigenkapital vom Markt holen muß. Anders ausgedrückt: Um ein bestimmtes Unternehmensziel zu erreichen, wird zukünftig ein Unternehmen mehr Kapital benötigen. Das wird sehr teuer für alle - einschließlich der Arbeitslosen!
Vor dem Hintergrund der Äußerungen des Finanzministers am 20.04.02"Die dadurch verbesserte Innenfinanzierung kann bei der Überbrückung finanzieller Krisensituationen helfen und gleichzeitig die Abhängigkeitvon Entscheidungen der Kreditgeber verringern" fühle ich mich verarscht!
Popeye

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