- Eigentum - Staat - Steuern: Sehr (!) guter Beitrag - dottore, 15.10.2002, 10:37
- Nur Schönrederei - Diogenes, 15.10.2002, 11:22
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! - dottore, 15.10.2002, 12:19
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! Doch! - Baldur der Ketzer, 15.10.2002, 13:09
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! Doch! - dottore, 15.10.2002, 16:02
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! - Diogenes, 15.10.2002, 14:09
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! - klopf, klopf ans Faà ;-) - nereus, 15.10.2002, 14:40
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! - dottore, 15.10.2002, 15:53
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! Doch! - Baldur der Ketzer, 15.10.2002, 13:09
- Re: Nur Schönrederei - das gerade NICHT! - dottore, 15.10.2002, 12:19
- Re: Eigentum - Staat - Steuern: Sehr richtig, jedoch die Folgerungen: - André, 15.10.2002, 11:49
- Re: Eigentum - Staat - Steuern: Sehr richtig, jedoch die Folgerungen: - dottore, 15.10.2002, 12:35
- Re: Eigentum - Staat - Steuern: Sehr richtig, jedoch die Folgerungen: - André, 15.10.2002, 14:07
- Bin ich nun der Steuerhinterziehung schuldig? - LenzHannover, 15.10.2002, 14:47
- Re: Bin ich nun der Steuerhinterziehung.. ** Einkommen - Auskommen - Herbi, dem Bremser, 15.10.2002, 15:17
- Bin ich nun der Steuerhinterziehung schuldig? - LenzHannover, 15.10.2002, 14:47
- Re: Eigentum - Staat - Steuern: Sehr richtig, jedoch die Folgerungen: - André, 15.10.2002, 14:07
- Re: Eigentum - Staat - Steuern: Sehr richtig, jedoch die Folgerungen: - dottore, 15.10.2002, 12:35
- Eigentum - Staat - Steuern - zu frĂŒh gefreut? - Popeye, 15.10.2002, 12:56
- Re: Nein, das nehmen die Cato-Instituts- usw.-Fritzen gern an, siehe Text: - dottore, 15.10.2002, 13:12
- Erkennen, dass Wirtschaften und Einkommen ex Abgaben starten - Popeye, 15.10.2002, 13:35
- Re: Nein, das nehmen die Cato-Instituts- usw.-Fritzen gern an, siehe Text: - dottore, 15.10.2002, 13:12
- Rechtssichere Einkommen und effiziente Steuer-und Abgabenpolitik - Aldibroker, 15.10.2002, 14:19
- Re: Rechtssichere Einkommen und effiziente Steuer-und Abgabenpolitik - dottore, 15.10.2002, 15:42
- Eigentum - Staat - Steuern: Staat als Enteigner oder Freiheitsgarant (FAZ) - Popeye, 15.10.2002, 16:43
- Nur Schönrederei - Diogenes, 15.10.2002, 11:22
Rechtssichere Einkommen und effiziente Steuer-und Abgabenpolitik
-->Dottore,
folgt hieraus nicht auch die rechtsichere Ansicht/Vereinbarung (juristisch Titel), das der Staat mit seinen Steuern nicht das GrundĂŒbel allen Wirtschaftens, sondern der Quell des Wirtschaften ist?
Erst auf dem rechtstaatlichen Fundament eines zur Durchsetzung auch befÀhigten Staates gibt es rechtssichere Einkommen, die nach Abzug der gesetzlichen Steuern und Abgaben unstrittig freies Eigentum bilden können.
Nach dem realwirtschaftlichen Zerfall der kommunistischen Doktrin wetteifern nur noch marktwirtschaftliche Gesellschaftsmodelle um das PrĂ€dikat âbest of / for allâ. Grob unterscheiden wir die freie Marktwirtschaft nach dem amerikanischen/britischen Muster, wo Konservative wie Reagan und Thatcher eine Steuersenkungsstrategie / geringe Staatsquoten / abgespeckte Sozialsysteme... forderten und durchsetzten. Auf der anderen Seite stehen Christ-/Sozialdemokraten und Sozialisten mit der sozialen Marktwirtschaft nach skandinavischen Erfolgsmuster wo hohe wirtschaftliche Leistungs- und WettbewerbsfĂ€higkeit / hohe Steuern und Abgaben / hohe Staatsquoten / geringe Armut / hohe BeschĂ€ftigung / hoher Sozialstandard... keine gröĂeren WidersprĂŒche und Verwerfungen hervorrufen, als in der freien Version.
Das Hauptargument der Rechtfertigung von Steuersenkungen soll die gröĂere wirtschaftliche Effizienz sein. DafĂŒr benötigen wir einen ökonomischen Zollstock, einen sozialen Messbecher, eine juristische Waage...denn nur wenn wir messen, zĂ€hlen, wiegen, wissen wir wie weit diese Effizienz tatsĂ€chlich reicht.
Gesellschaftliche KenngröĂen fĂŒr Effizienz
In der Ă-konomie hat sich die Entwicklung der ErwerbstĂ€tigkeit auch in Abweichung zur VollbeschĂ€ftigung, die Abweichungen vom durchschnittlichen Stunden-, Monats- oder Jahresverdienst, also die Einkommensstruktur, der Erreichungsgrad existenzsichernder Lebensgrundlagen in Prozent der Gesamtbevölkerung, die StabilitĂ€t des Preis- und LohngefĂŒges, die Wachstumserfolge im In- und Ausland und die Handelsergebnisse und Rechtssicherheit in der AuĂenbeziehung zu anderen Staaten herausgebildet. Weitere Kennziffern können das Bild abrunden. Die Höhe der SteuersĂ€tze und Abgabenquoten ist dabei zunĂ€chst kein Wert an sich, sondern soll Ausgangspunkt fĂŒr die Beurteilung des Gesellschaftsmodells werden. Es reicht daher niemals aus, nur die Senkung von Steuern und Abgaben zu fordern, sondern es muss schon der stichhaltige Beweis angetreten werden, das dies auch sozioökonomisch zu besseren Lebensbedingungen in der Gesellschaft fĂŒhrt.
Steuern und Abgaben sind das wichtigste Instrument einer Gesellschaft, ihre allgemeine Vorstellung von Gerechtigkeit und Schutz der Existenzgrundlagen umzusetzen. Bei persönlicher egoistischer Betrachtung jedes Wirtschaftssubjektes ĂŒberwiegt zunĂ€chst der klare Wille, jede Steuer oder Abgabe so weit rechtlich möglich zu vermeiden. DarĂŒber hinaus findet im immer stĂ€rkeren MaĂe den Bruch von Rechtnormen statt. Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, ungerechtfertigte Bereicherung, Sozialbetrug... sind PhĂ€nomene, die wir in jedem Gesellschaftsentwurf finden. Eine klare Korrelation nach der Höhe der Belastungen ist nicht nachzuweisen. In Russland, wo der Satz linear bei 13% liegt, ist die Moral, sich auch fĂŒr den Staat einzusetzen deutlich geringer, als in DĂ€nemark oder Schweden. Es findet sich eher eine Korrelation zur Weltanschauung. Dort wo die verworrene Steuersenkung und der Aufruf zum Staatsboykott und Widerstand gepredigt wird, ist die Neigung zur Vermeidung mit allen (auch rechtswidrigen) Mitteln am höchsten.
Eine BeschrĂ€nkung der Diskussion auf Verteilungsgesichtspunkte greift sicher genauso zu kurz, wie die isolierte Diskussion von Senkungsmöglichkeiten. Rechtsnormen, die darauf angelegt sind, die Einkommensunterschiede vollstĂ€ndig zu nivellieren, senken zielsicher Leistungsanreize und verleiten zur sozialen HĂ€ngematte. Rechtsnormen, die darauf angelegt sind, marktwirtschaftliche Einkommensunterschiede komplett zu erhalten, fĂŒhren zu einem freien BĂŒrgertum, aber verelenden Massen. Beides ist geschichtlich bewiesen, so das es nur um ein Ringen zwischen diesen beiden Geistesströmungen gehen kann. Beide setzen aber einen Staat voraus, der diese Normen erlĂ€sst, ĂŒberwacht und Abweichungen sanktioniert.
Die Weltanschauung der Staat sollte sich aus vielen Dingen heraushalten, um freie KrĂ€fte ungebremst laufen zu lassen kollidiert also mit der Weltanschauung, der Staat mĂŒsse angesichts negativer Folgen einen funktionierenden Reparaturbetrieb fĂŒr diesen ungebremsten Manchesterkapitalismus bilden und ein hohes MaĂ an staatlich ergĂ€nzender BeschĂ€ftigung und Sicherung von existenznotwendigen Einkommen ĂŒber Umverteilung sicherstellen.
FĂŒr Verfechter einer sozialen Marktwirtschaft ist das bösartige Gesicht des share-holder-value-Prinzips US-amerikanischer PrĂ€gung ist lĂ€ngst enttarnt. Bereicherung ĂŒber Manager - OptionsplĂ€ne, dicke Abfindungen nach Erfolglosigkeit, vagabundierende schwarze Koffer, die von einer Steueroase zur nĂ€chsten ziehen und im liberalen Kapitalverkehr unentdeckt bleiben wollen, stehen im Kontrast zum zunehmenden Elend nicht nur schwarzer Gettos. Man spricht zwar vom Jobwunder, aber auch vom working poor. Immer mehr Arbeitnehmer, werden auch durch eine 40 Stundenwoche nicht mehr von der Armut befreit. Einige Forschungsinstitute warnen schon vor dem Verschwinden der Mittelschicht in den USA. Dieser Raubritterkapitalismus ist in der Durchsetzung seiner Ziele nicht so zimperlich, wie skandinavische Modelle, denn wenn es um Ă-linteressen geht, wird schon mal ein Angriffskrieg in ErwĂ€gung gezogen und geheime Verschwörungen auf den Weg dahin unternommen. Man ist sich nicht einmal zu fein, selbst die Waffen zu liefern, die man spĂ€ter bekĂ€mpfen will. Selbst die Verbreitung der Ideologie Auge und Auge... passt in dieses Bild.
FĂŒr Verfechter der freien Marktwirtschaft fĂŒhren zu hohe Steuern und Ausgaben zu individueller LĂ€hmung von LeistungstrĂ€gern und zu hohe Staatsquoten zu geringerer Effizienz. Was genau zu hoch ist, lĂ€sst sich nicht exakt festmachen, denn jeder AnhĂ€nger dieser Theorie hat andere Vorstellungen und in der Praxis gibt es auch keine klaren nachweisbaren Korrelationen zwischen Staatsquote /BeschĂ€ftigung oder Staatsquote / Wachstum....
Nur die Werte, die eine Gesellschaft bewahren will, bestimmen das MaĂ an Steuern und Abgaben. Diese mĂŒssen theoretisch einen Level erreichen, der nahe an den Zielkorridor heranreicht. Da es immer mehrere Ziele sein werden, muss man sich zunĂ€chst diesen Korridor ĂŒber gesellschaftliche Rahmenbedingungen bauen. Der Staat wird juristisch zum Garant fĂŒr diese Normen, die natĂŒrlich niemals einstimmig gefasst werden können, sondern immer nur ĂŒber unterschiedlichste Wahlverfahren. Soweit gesellschaftliche Minderheiten sich diese Macht mit totalitĂ€ren Mitteln aneignen und freie und geheime Wahlen unterbinden, fallen Staat, Volk und Gesellschaftsnormen am sichersten auseinander. Meinungen fĂŒhren zu Werten und diese zu Wahlverhalten. Sollten sich einzelne nicht mehr richtig vertreten fĂŒhlen, ist es nur konsequent, wenn sie dieser Gemeinschaft / Gesellschaft den RĂŒcken kehren und ein Gesellschaftsmodell wĂ€hlen, dass ihren Vorstellungen nĂ€her kommt. Auswahlstaaten gibt es genug. HĂ€ufig kann man den Wert dessen, was man schon in den HĂ€nden / Konten trĂ€gt nicht so gut einschĂ€tzen, wie die Hoffnung, dass es woanders bestimmt besser sein wird. Der Mensch lebt in rastlosen Jahren von der VerĂ€nderung und will spĂ€ter alt uns weise nicht mehr verpflanzt werden.
So wird es auch mit dottores spĂ€te Erkenntnis sein, das wir ohne die gesetzlichen und wirtschaftlichen Institutionen, die von Steuergeldern getragen werden, und die eine Marktwirtschaft ĂŒberhaupt erst möglich machen, nichts besĂ€Ăen - oder jedenfalls nichts, das dem, was wir jetzt besitzen auch nur im Entferntesten Ă€hneln wĂŒrde.
Auch wenn das Bruttoeinkommen kein unabhĂ€ngiger moralischer Ausgangspunkt fĂŒr Besteuerungsgerechtigkeit sein kann, bildet er doch in allen Steuersystemen die wichtigste Grundlage der Besteuerung, den von nichts kommt nichts und Einkommen komm auch von staatlichen Normen und nicht nur aus persönlichen FleiĂ. Letzterer ist kein Garant fĂŒr ein Einkommen oberhalb des Existenzminimums.

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