- Marc Faber - kizkalesi, 17.10.2002, 08:37
Marc Faber
-->guten Tag,
pardon schon jetzt,wenn der Text schon bekannt ist.Dann bitte löschen. Ich habe ihn erst eben entdeckt. M.F. ist aber ja interessant genug.
aws
kiz
Systemkrise im Finanzbereich belastet die Börse nachhaltig
Von Marc Faber
Wenn man den Zusammenbruch der Börsenkurse amerikanischer und europäischer Finanzinstitute betrachtet, so ist doch klar, dass etwas im Finanzsystem sehr faul ist. Im Fall der amerikanischen Finanzinstitute sind in letzter Zeit die faulen Kredite sehr stark gewachsen und - nachdem zur gleichen Zeit das Umsatzvolumen an den Finanzmärkten zusammengebrochen ist - die Gewinnaussichten düster. Insbesondere sind die faulen Kredite im"Subprime lending"-Bereich und bei den Konsumentenkrediten stark gestiegen, was in letzter Zeit zu großen Abschreibungen geführt hat. Weiterhin ist die Anzahl der höchst gewinnbringenden Übernahmen und des Neuemissionsgeschäfts gegenüber dem Rekordjahr 2000 gewaltig gesunken, was gegenwärtig deutlich auf die Gewinnlage des Anlagebanken-Sektors drückt und auch große Entlassungswellen zur Folge hat.
Ein weiterer Problemkreis für den Finanzsektor in den Vereinigten Staaten sind die ausstehenden spekulativen Terminmarktprodukte, deren Gesamtsumme sich zurzeit auf über 55 Mrd. Dollar beläuft und von denen rund die Hälfte sich in den Büchern der J.P. Morgan Chase befinden. Dass bei den derivativen Kontrakten, genauso wie in einem Kasino, nicht jeder Markteilnehmer gewinnen kann, dürfte auch einem Nichtökonomen einleuchten. Deshalb ist es doch höchst wahrscheinlich, dass hier und dort das eine oder andere Finanzinstitut gewaltige Verluste im Derivatebereich einstecken wird.
Die sinkenden Kurse der Finanzinstitute sind ebenfalls gesamtwirtschaftlich höchst negativ. Fallende Aktienkurse und steigende Zinsspannen im Finanzsektor erhöhen die Finanzkosten der Banken und Konsumentenkredit-Institute und reduzieren ihre Fähigkeit, weitere Kredite zu gewähren. In einer Wirtschaft wie der der Vereinigten Staaten, die sich nur dank eines wachsenden Kreditvolumens über Wasser halten kann, wird sich eine Einschränkung des Kreditvolumens natürlich verheerend auswirken, insbesondere für den Bereich des Wohnungsbaus und des Verbrauchs der Haushalte. In dieser Hinsicht ist es doch interessant, dass trotz Rekordumsätzen im Automobilsektor die Aktien von Ford und General Motors nicht nur bei einem Zwölfmonatstief, sondern sogar unter ihren Kursen im Rezessionsjahr 1990 liegen.
Bei den europäischen Finanzinstituten kommt zu diesen ungünstigen fundamentalen Faktoren noch ein weiteres Problem dazu. Während die angelsächsischen Länder seit jeher eine Aktienkultur hatten, ist die Aktie als Anlageobjekt im westeuropäischen Raum erst seit Ende der neunziger Jahre beliebt geworden. Mit anderen Worten: Die europäischen Finanzinstitute, insbesondere die Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften, haben erst nach 1995 eine große Umschichtung ihrer Vermögenswerte unternommen, indem sie Obligationen verkauft und Aktien gekauft haben - dies natürlich, wie man hätte erwarten können, im blödesten Moment. Aus diesem Grund sind die Verluste auf den Vermögenswerten in Europa noch höher als in den USA, was zum Teil den größeren prozentualen Einbruch der Kurse deutscher und schweizerischer Finanzinstitute im Vergleich zu den amerikanischen Finanztiteln erklärt.
Zurzeit sind alle Börsen stark überverkauft. Und nachdem der Zeitraum Oktober bis April jeweils zu steigenden Kursen führt, dürfte nun eine Erholungsphase beginnen. Der Ausblick für den amerikanischen Finanzsektor sowie für den Wohnungsbau und den Konsum, die von dessen Gesundheit stark abhängen, bleibt jedoch sehr ungünstig. Deshalb dürften die Kurse nach einer"BärenmarktHausse" eher wieder fallen.

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