- 50 Prozent mit SAP!? Und nu? - kizkalesi, 17.10.2002, 08:54
- 50 Prozent mit SAP!? Und nu? Nu noch 16 Prozent dabei -Da staunt der Laie... - kizkalesi, 17.10.2002, 10:44
50 Prozent mit SAP!? Und nu?
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Der Softwarekonzern liegt im Dauerclinch mit den Analysten
Von Gerhard Maier
Argwöhnisch blicken Analysten und Anleger heute nach Walldorf. Wird der Softwarekonzern SAP bei der heutigen Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal seine Prognose für das Gesamtjahr 2002 und für 2003 nach unten korrigieren? Die Börsianer haben schlechte Erfahrungen mit überraschend schlechten Nachrichten aus dem Hause SAP gemacht. Bereits im Juli hatte der Konzern unmittelbar vor Veröffentlichung der Halbjahreszahlen eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr abgegeben. Zugleich hatte der Konzern seine Wachstumsziele für den Umsatz 2002 auf fünf bis zehn Prozent heruntergeschraubt. Die Mehrzahl der Analysten glaubt nun, dass so etwas bei SAP zur schlechten Gewohnheit wird und der Softwarekonzern heute eine neue Umsatz- und Gewinnwarnung abgeben könnte.
Das Management reagiert verstimmt auf die Skepsis."Die Prognosen der Analysten sind oft grottenfalsch" beklagte sich vergangene Woche SAP-Co-Vorstandschef Hasso Plattner. Obwohl das SAP-Management sofort beschwichtigte, die Schelte beziehe sich nicht auf die Prognosen zu den aktuellen Quartalszahlen, kam die Analystenschelte an der Börse gut an. Das Papier (WKN: 716 460) lag mit einem Kursgewinn von vorübergehend über 50 Prozent mit an der Spitze der Erholungs-Rallye der vergangenen Tage.
Dahinter steckt Marktbeobachtern zufolge wohl auch die Erleichterung darüber, dass SAP nicht - wie von vielen erwartet - kurz vor den heutigen Zahlen schon mit einer Gewinn- und Umsatzwarnung herausgeplatzt ist. Die Gescholtenen lassen sich aber nicht von ihrer Skepsis abbringen."Um das Umsatzziel zu erreichen, müsste SAP im zweiten Halbjahr um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen" erklärt Simon Scholes von der Bankgesellschaft Berlin. Wie die meisten seiner Kollegen geht der Analyst davon aus, dass SAP das nicht schaffen wird."Der derzeit nicht abreißende Strom negativer Nachrichten seit SAPs Kundenkonferenz, entmutigende Prognosen für das Ausgabenverhalten der Kunden sowie pessimistische Äußerungen anderer Softwarehersteller wie Dassault und Oracle untermauern unserer Ansicht, dass SAP erneut eine Gewinnwarnung aussprechen wird", so der Analyst. Die Umsatzprognose sei vor allem unter der Annahme einer Konjunkturerholung gemacht worden, die aber nicht eingetroffen sei, sagen andere Experten.
Die Kritik der Analysten richtet sich dabei nicht gegen die Leistung des Managements, viel mehr sei SAP das Opfer einer drastischen Verschlechterung des Umfelds geworden."Wir betrachten die Aktie mit Vorsicht" sagt, der das Papier mit"gleichgewichten/überdurchschnittliches Kursrisiko" einstuft."Die Wachstumstreiber der späten 90er Jahren sind verschwunden" erklärt Ross MacMillan von Morgan Stanley. Damals hätten die Unternehmen massiv Ausgaben für Software getätigt. Deren Vorstände hätten zur Produktivitätssteigerung neue Technologien eingekauft, außerdem schuf das Internet den Bedarf für zusätzliche Software. Und Schließlich brachte der befürchtete Jahr-2000-Crash einen Nachfrageschub."Diese Beweggründe gibt es jetzt alle nicht mehr", so MacMillan. Daher sei es jetzt sehr schwer, neue Software zu verkaufen.
Im Durchschnitt gehen die Analysen davon aus, dass SAP bei Umsatz und Ergebnis über den Zahlen vom Vorjahr, aber unter dem Werten vom zweiten Quartal geblieben ist. Verkaufsempfehlungen für die SAP-Aktie gibt es von der Commerzbank, der US-Investmentbank Bear Stearns, der Bankgesellschaft Berlin, der Londoner Großbank HSBC und der West LB. Andere Häuser haben indes den Glauben an einer baldige Erholung noch nicht aufgeben. SAP bleibt weiterhin auf der Empfehlungsliste von Goldman Sachs, auch der US-Broker Lehman Brothers, die Deutsche Bank und die Hypo-Vereinsbank bleiben bei ihrer Kaufemfpehlung.

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