- Spekulationssteuer und mögliche Folgen in der Praxis - klatti, 17.10.2002, 14:13
- demnächst weniger Kreditmöglichkeit für kleine/mittelständische - Dieter, 17.10.2002, 14:50
- Re: demnächst weniger Kreditmöglichkeit für kleine/mittelständische - Euklid, 17.10.2002, 15:10
- demnächst weniger Kreditmöglichkeit für kleine/mittelständische - Dieter, 17.10.2002, 14:50
Spekulationssteuer und mögliche Folgen in der Praxis
-->folgende Gedanken möchte ich zum Thema Spekulationssteuer zur Diskussion freigeben.
Welche Auswirkungen und Richtungen könnten aus der Einführung einer Spekulationssteuer entstehen?
Sämtliche Gewinne die mit Aktien erzielt werden, sollen in Zukunft zu einem gewissen Teil auch dem Staat gehören. Das bedeutet, wenn man 30 Jahre lang in Aktienfonds sich etwas anspart um fürs Alter vorzusorgen, so werden mir am Ende meine Gewinne einfach um einen Teil X verringert, der wahrscheinlich dem dannigen Steuersatz entspricht?
Bsp. d.h. wenn ich jeden Monat 50€ spare und nach 30 Jahren 18.000 € eingezahlt, jedoch einen Stand von 83.000€ durch Zinsen und Zinseszins erreicht habe (ca. 9% p. a.), dann muß ich auf die Differenz von 65.000€ vielleicht 35% abgeben und habe somit nur noch 60.250 €?
Das bedeutet dann nur noch eine Rendite von ca. 7% p. a.!
Altersvorsorge mit Staatsbeteiligung?
Auf der einen Seite sagt der Staat, jeder soll selbst vorsorgen, denn das staatliche Rentensystem reicht nicht für eine alleinige Altersvorsorge. Dafür wird unter anderem eine Ã-kosteuer zur Finanzierung herangezogen und ein Riester Rente ins Leben gerufen. Nun folgen die Menschen Stück für Stück und versuchen sich selbst eine Altersvorsorge, mit einer der langfristig rentabelsten Anlageformen, der Aktien, unterstützend aufzubauen. Noch im Anfangsstadium dieses Prozesses stellt sich der Staat dann wieder hin und möchte von dieser
Form des Kapitalaufbaues mit profitieren, und verpasst dadurch dem jungen, selbst gepflanzten Pflänzchen erstmal eine Giftspritze, damit es... bitteschön wozu???
Wirtschaftliche Folgen?
Die Banken haben in Zukunft Kontrollerklärungen für jede Transaktion Ihrer Kunden im Wertpapierbereich ans Finanzamt zu senden. Nun, die Direktbanken sind derzeit in einer schlechten Verfassung, weil der Online Aktienhandel durch die gefallenen Kurse weniger attraktiv ist für den Anleger. Nun werden diesen Banken zusätzliche Verwaltungsleistungen aufgebrummt auf der Kostenseite und auf der Einnahmeseite werden die Umsätze dieser Unternehmen nochmals sinken, denn nun kommt auch noch eine geringere Attraktivität dieser Anlageform im allgemeinen dazu. Warum? Nun, zu den Risiken der Aktienanlage hinzukommend, werden die Gewinnchancen nochmals gekürzt. Das dies zu weiteren Entlassungen in dieser Branche führen wird ist somit wahrscheinlich, möglicherweise ist das auch der Gnadenstoß für einige dieser Onlinebanken.
Dazu kommt, das die Aktienkultur in Deutschland insgesamt, von der auch der Staat durch Privatisierung seiner Institutionen profitiert hat (Dt. Telekom, Dt. Post …), einen herben Rückschlag erleidet. Der Staat verdient an den Kursgewinnen dieser Institutionen weiterhin mit und will von den Gewinnen der anderen noch einen Teil abhaben (irgendwie Wirr).
Künftig wird sicher überlegt werden, wie aussichtsreich ist das Chance / Risikoverhältnis bei Aktien noch?
Vermögensverwaltungen, ein Teil der mittelständischen Wirtschaft, werden auch Folgen aus einem solchen Gesetz zu spüren bekommen. Anleger werden die Aktie in Zukunft als weniger rentabel ansehen, zu Recht, denn wenn bisher 10% p. a. als Zielrendite stand, wird diese wohl nun auf 7-8% gekürzt werden müssen. Auch hier hängen steuerpflichtige Arbeitsplätze an einem dünneren Faden und weitere Steuerausfälle werden die Folge sein. (ist das auch einkalkuliert und wird die Speku-Steuer trotzdem profitabel gestalten? - ich erhebe starke Zweifel)
Gerechte Einkommensbesteuerung?
Sicher werden einige behaupten, es sei doch gerecht auch diese Art des Einkommens zu besteuern, wie jede andere Art auch. Die Sache hat einen großen Haken. Die Aktienanlage ist für die wenigsten ein Einkommen, denn überwiegend dient Sie als Anlagemedium für bereits versteuertes Einkommen, zumindest was den Privatanleger betrifft, und jemand anderes, z.B. Banken, werden davon eh nicht betroffen sein.
In sofern war eine einjährige Frist sowieso schon ausreichend um sich bei denen zu beteiligen, welche die Aktie als Einkommensmöglichkeit nutzten und nutzen konnten, diese Schwierigkeit sollte auch nicht außer Acht gelassen werden.
> Während der Staat auf eine Steuer bei Unternehmen, welche sich an anderen Unternehmen beteiligen und diese Beteiligung dann wieder abstoßen verzichtet, soll dann, wenn ein Arbeitnehmer seine Altersvorsorge ebenfalls durch Beteiligung, in Aktienfonds, anlegt eine Steuer gerecht sein? Dazu kommt noch, das die Steuern welche die Unternehmen einbringen würden, wenn Sie Ihre Beteiligungsveräußerung versteuern müssten, wesentlich höher währen als das was an Spekulationssteuer für den Sparer anfällt. Das bedeutet doch, diese Steuer ist nicht nur ungerecht, sondern auch weniger rentabel für den Staat? Und wieso wird das Unternehmen besser gestellt als der Sparer? Sollte nicht zumindest eine Gleichbehandlung erzielt werden?
Oder am Beispiel vermögenswirksame Leistungen festgemacht, würde die komplette Förderung am Ende des Vertrages wieder zurückgezahlt an den Staat in Form von Spekulationssteuer? Wo soll da ein Sinn oder eine Logik für den Sparer erkennbar sein?
Kapitalflucht?
Darüber hinaus werden stark betroffene Aktienbesitzer sich nach Ausweichmöglichkeiten umsehen und Ihr Geld verstärkt versuchen in „Sicherheit“ zu bringen bzw. sich dieser Renditeeinschränkung zu entziehen. Die Kapitalflucht ins Ausland wird somit in Zukunft wieder verstärkt eine Rolle spielen. Das führt wieder zu weiteren Kontrollmechanismen des Staates die aktiviert werden müssen…
Wird irgendwann der Staat der einzige Arbeitgeber sein, weil nur noch mit Kontrolle und Verwaltung zu kämpfen ist? (sicher nicht, aber irgendwie klingt das schon nach DDR) Obwohl die Regierung doch mit Worten stets auf einen Abbau dieser Mechanismen hinweist, wird in der Praxis immer mehr und komplizierter und Staatskontrollierter um sich geschlagen.
Alles in allem kann eine solche Steuer die Schäden die Sie anrichtet auf keinen Fall wieder wettmachen. Hier wurde genauso vorschnell und falsch eine Einnahmequelle erfunden die keine ist, wie an vielen anderen Punkten auch.
Auf jeden Fall ist das kein Weg in eine bessere Zukunft!
Genaue Folgen werden natürlich erst recherchierbar sein, wenn der Gesetzestext zu diesem Vorhaben vorliegt.
Ich hoffe das Banken und andere Institutionen (SdK) in Lage sind, diesen politischen Vorstellungen Einhalt zu gebieten. Oder die Politiker selbst durchdenken und erkennen die hier kurz angerissenen Problematiken der Praxis selbst.
Wahrscheinlich kann auch mein Job, als unabhängiger Vermögensverwalter, an
diesem Gesetz hängen.

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