- Institute und BDI senken Wachstumsprognosen drastisch - Oswald, 20.10.2002, 18:56
Institute und BDI senken Wachstumsprognosen drastisch
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Berlin (AP)
Als Reaktion auf die rot-grünen Sparbeschlüsse haben die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognosen für dieses und kommendes Jahr drastisch gesenkt. In ihrem Herbstgutachten sagen die Wissenschaftler für 2002 ein Konjunkturplus von gerade noch 0,4 Prozent voraus, wie am Wochenende bekannt wurde.
Für 2003 erwarten sie 1,4 Prozent. Im Frühjahr waren die Konjunkturforscher von 0,9 beziehungsweise 2,4 Prozent Wachstum ausgegangen.
Die Lage am Arbeitsmarkt wird sich nach Meinung der Experten weiter verschärfen, eine Trendwende sei nicht erkennbar. Nach übereinstimmende Berichten des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» und der «Financial Times Deutschland» sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (Berlin) die Zukunft noch düsterer. Zwar rechnet es 2002 ebenfalls mit 0,4 Prozent Wachstum. Kommendes Jahr hält es aber nur noch 0,9 Prozent für möglich.
Demnach korrigierten die Experten ihre Vorhersage «nach Lektüre des Koalitionsvertrages». Besonders kritisch würden die Sparbeschlüsse gesehen. Die Konjunkturforscher rechneten mit dem weiteren Abbau vieler tausend Arbeitsplätze. Das Herbstgutachten wird kommenden Dienstag in Berlin präsentiert. Im Frühjahr hatten die Institute einen Aufschwung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes spätestens 2003 prognostiziert.
Auch der Bundesverband der Deutsche Industrie korrigierte seine Prognosen stark nach unten. Präsident Michael Rogowski erwartet für 2002 lediglich 0,3 Prozent und für 2003 «mit Mühe» mehr als ein Prozent. Die Arbeitslosenzahl werde im Winter auf 4,5 Millionen wachsen, sagte er der «Berliner Zeitung». Nur wenn die Regierung die Sparbeschlüsse korrigiere, sei ein Stimmungsumschwung in der Wirtschaft möglich.
Viele Wirtschaftsbranchen befürchten eine Verschärfung der Konjunkturkrise als Folge des rot-grünen Sparpakets. Der Einzelhandel erklärte in der «Bild am Sonntag», die Beschlüsse sorgten für einen erheblichen Kaufkraftverlust und könnten das Weihnachtsgeschäft verderben. Mehrere Konzerne erwägen offenbar die Verlagerung ihrer Konzernspitze ins Ausland. Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» zählen dazu Siemens und Allianz. Besonders verärgert seien sie wegen der angekündigten Mindestbesteuerung großer Unternehmen.
Der Verband der Deutschen Automobilindustrie forderte, auf die geplanten Abstriche bei der steuerlichen Absetzbarkeit von privat genutzten Dienstwagen zu verzichten. Präsident Bernd Gottschalk betonte laut «Welt am Sonntag», betroffen wären vor allem Fahrzeuge, «die sich bislang als besonders konjunkturrobust erwiesen». Die Wirtschaft bot an, auf Subventionen zu verzichten, falls die Regierungen «die Steuererhöhungen» zurücknimmt. Rogowski sagte: «Am allerbesten wäre die Rasenmähermethode.» Zwar gebe es dann «überall ein Aufheulen». Doch keine Branche «wäre dramatisch getroffen».
Source: yahoo

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