- Ford- der nächste Ausverkauf - Jacques, 24.10.2002, 21:18
- Stimmt, die Anleihen schießen laut Bloomberg mächtig aus der Bahn (owT) - LenzHannover, 24.10.2002, 23:31
- Danke! ich habe meine Anleihe rausgehauen, vielleicht gerade noch rechtzeitig? - H. Thieme, 25.10.2002, 12:00
Ford- der nächste Ausverkauf
-->Der zweitgrösste Autobauer der Welt in Finanznot
Die Aktien von Ford sind auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gefallen. Der Auto-bauer hat nicht nur Probleme mit Produkten, sondern vor allem mit den Finanzen.
Luzian caspar/Washington
Seit einem Jahr wird Ford von einem Mitglied der Gründerfamilie geleitet: William Clayton Ford Jr., Urenkel von Henry Ford, stieg letzten Herbst vom eher ehrenamtlichen Posten des Vorsitzenden herunter und löste Jacques Nasser, der in die Wüste geschickt wurde, als Konzernchef ab. «Ich habe mit Ausnahme meiner Familie alles geopfert», klagte William Ford letzte Woche. «Ich treffe keine Freunde mehr, komme kaum noch zum Schlafen. Aber ich tue es für Ford.» Volles Engagement hat der Traditionskonzern, dessen Stimmrechtsaktien immer noch zu 40% von der Familie Ford kontrolliert werden, nötig. Zwar sind die schlimmsten Probleme auf der Produkteseite - zum Beispiel die Überroll-Unfälle mit dem «Explorer», die zum Zwist mit dem Reifenhersteller Firestone führten - überwunden. Aber Ford verliert wie viele Autokonzerne laufend Geld und hat nicht nur Marktanteile an die Japaner verloren, sondern auch an General Motors. Diese Woche kündigte William Ford an, 2003 die Kosten um 1 Mrd. Dollar weiter drücken zu wollen.
Schuldenpegel steigt
Die Ford-Aktie tendiert zwar wieder gegen 10 $, fiel aber vorletzte Woche auf 6,70 $, den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Seit William Fords Amtsübernahme haben sich die Titel halbiert. Am meisten Sorgen bereiten die Finanzen. Die Investoren beginnen die Bilanz abzuklopfen und entdecken Haarsträubendes. Die «New York Times» schätzt die langfristigen Schulden des Konzerns auf 170 Mrd. $ - mehr als Argentinien. Sicher ist, dass keine US-Firma vergleichbarer Grösse derart verschuldet ist wie Ford. Laut einer Ratingagentur flossen in den letzten vier Quartalen praktisch alle Gewinne, die Ford erzielte, in den Schuldendienst. Laut Ford sind die Probleme nur halb so schlimm. Schliesslich habe man 25 Mrd. $ flüssige Mittel. Aber auch das wird bezweifelt. Laut Goldman Sachs weist Ford seine Bargeld-Situation um 10 Mrd. $ zu hoch aus.
Pensionskasse macht Probleme
Tatsache ist, dass Ford jedes Jahr 10 Mrd. $ für Schuldzinsen benötigt. Die Zinsen, die der Konzern offerieren muss, steigen höher und höher. Mit rund 10% ist die Rendite der Ford-Anleihen inzwischen fast doppelt so hoch wie jene der US-Schatzanleihen. Bei solchen Sätzen wird es für Ford teuer, neue Kredite aufzunehmen. Allein 2003 werde Fords Kreditbedarf 20 bis 30 Mrd. $ betragen, glauben Experten. Dazu kommen Probleme mit der Pensionskasse, deren Anlage-risiko Ford trägt, weil die Arbeiter der Gewerkschaft angehören. Ford rechnet auf den Anlagen, die zu 70% aus Aktien bestehen, mit einer jährlichen Rendite von 15%. Das ist im heutigen Umfeld viel zu opti-mistisch. Die Verpflichtungen der Pensionskasse sind deshalb nicht mehr voll gedeckt. Allein im 3. Quartal 2002 hat sich das Loch in der Pensionskasse von 3,5 auf 7 Mrd. $ vergrössert.
Person
William Clay Ford Jr.
An der Hand des Vaters spazierte er einst durch die Ford-Fabriken. Dann verlebte der Sunnyboy viele Jahre mit Nichtstun, Taekwondo-Training und Forellenfischen in Colorados Berg-seen. Letztes Jahr hat der Ur-enkel Henry Fords die Konzernleitung übernommen - und seither alle Hände voll zu tun. (lc.)

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