- Nur für SPD Mitglieder - warum wohl? - Popeye, 26.10.2002, 10:40
- Ausgabeaufschlag - Dieter, 26.10.2002, 12:51
- Re: Nur für SPD Mitglieder - warum wohl? - Dago, 26.10.2002, 13:19
Nur für SPD Mitglieder - warum wohl?
-->Sozialdemokrat sein soll sich
lohnen
SPD-Mitgliedern macht die SEB ein
Lockvogelangebot / Von Martin T. Roth
FRANKFURT, 25. Oktober."Nichts wie in die SPD"
könnte man zunächst denken, wenn man schwarz auf weiß
liest, welche Anlagevorteile die Partei ihren Mitgliedern
verschafft. Dieselbe SPD, die künftig die Wertzuwächse von
Aktionären und Immobilienbesitzern konfiszieren will,
schreibt in Person der stellvertretenden Parteivorsitzenden
und neuen Bundesministerin Renate Schmidt ihren
Mitgliedern Briefe, in denen ein Angebot der SEB - der
früheren Bank für Gemeinwirtschaft - mit 7 Prozent
garantierter Verzinsung im Jahr wärmstens empfohlen wird.
"Nur für SPD-Mitglieder: 7 Prozent Zinsen plus Sicherheit"
prangt es denn auch in großen roten Buchstaben auf dem
begleitenden Prospekt der SEB.
Doch nach dem sorgfältigen Lesen der in der üblichen
"Du"-Anrede verfaßten Genossenpost von Renate Schmidt
ist man wie nach der Bundestagswahl auch hier mit Blick auf
die SPD klüger. Denn es bestätigt sich die alte Erfahrung,
daß die Sozialdemokraten nicht so recht mit Geld umgehen
können. Wer den Mindestanlagebetrag von 5000 Euro in die
Hand nimmt, darf die eine Hälfte zu 7 Prozent Verzinsung
jährlich auf ein Sparbuch bei der SEB legen - aber nur für ein
halbes Jahr."Eine absolut sichere Rendite, die derzeit auf
dem Kapitalmarkt kaum zu bekommen ist", weiß Frau
Schmidt.
Die andere Hälfte muß das SPD-Mitglied aber in einen
offenen Immobilienfonds der SEB investieren. Dessen
künftige Wertentwicklung steht trotz guter Resultate in der
Vergangenheit in den Sternen. Sicher aber ist, daß für die
Fondsanlage gleich einmal 5,25 Prozent Ausgabeaufschlag
fällig werden. Aus 2500 Euro werden so ganz schnell nur
noch rund 2375 Euro. Hinzu kommt eine
Depotverwahrungsprovision von 0,15 Prozent jährlich für den
Fonds. Sicher ist auch, daß eine solche Anlage von viel
längerem Anlagecharakter ist als die Spareinlage, mit der die
SPD-Mitglieder gelockt werden. Ein Anruf bei der
SEB-Infoline ergibt, daß das Sparguthaben nach einem
halben Jahr wieder freigestellt wird."Danach können Sie es
entweder zu gängigen Marktkonditionen - 2,5 bis 3 Prozent -
auf dem Sparbuch oder aber auch in unseren
Immobilienfonds stecken", wird mitgeteilt - natürlich wieder
mit Ausgabeaufschlag.
Wer nach einem halben Jahr Bilanz zieht, hat 87,50 Euro
Zinsen auf dem Sparguthaben erwirtschaftet, aber auf die
andere Hälfte mehr als 125 Euro an Ausgabeaufschlag und
Verwaltungsprovision gezahlt. Selbst wenn man dem
SEB-Immobilienfonds seine durchschnittliche jährliche
Wertentwicklung von 6,2 Prozent zubilligt, wären das nach
sechs Monaten nur knapp 78 Euro. Die Gesamtrendite für
die anfangs 5000 Euro Anlagebetrag in dem Zeitraum, in
dem das Lockvogelangebot von 7 Prozent gilt, liegt somit bei
weniger als einem Prozent - vielleicht dies ein Ausdruck der
neuen Bescheidenheit in Gerhard Schröders
sozialdemokratischem Zeitalter.
Um unschlüssige Genossinnen und Genossen noch zu
überzeugen, bittet Renate Schmidt um Verständnis dafür,
daß"dieses Angebot exklusiv für SPD-Mitglieder nur noch
bis Ende November gilt". Man möchte ihr antworten: Ein
Glück, daß das ganze Angebot nur für SPD-Mitglieder gilt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.10.2002, Nr. 249 / Seite 19

gesamter Thread: