- Aus gegebenen Anlass - XERXES, 26.10.2002, 14:45
- Re: Aus gegebenen Anlass - XERXES, 26.10.2002, 14:55
- Re: blicke zwei Etagen höher - Ghandi, 26.10.2002, 19:28
- As the saying goes: 'What's good for GM is good for America' (owT) - Popeye, 26.10.2002, 19:40
- Re: blicke zwei Etagen höher - Ghandi, 26.10.2002, 19:28
- Re: Aus gegebenen Anlass - XERXES, 26.10.2002, 14:55
Aus gegebenen Anlass
-->Anmerkungen zu Amazon.com
Zu: Die Konjunkturflaute beeindruckt Amazon nicht (F.A.Z. vom 26.10.2002)
Es ist löblich, dass Sie zumindest am Ende des ansonsten für Amazon.com positiven Berichtes auf das hohe KGV der Amazon-Aktien hinweisen (übrigens errechnet sich ein KGV von 16 beim S&P 500 auf der Basis der gemeldeten Proformaergebnisse. Das Netto-KGV dürfte eher im Bereich von über 30 anzusiedeln sein - Tendenz steigend). Ich bin jedoch der Meinung, dass man bezüglich der Unternehmenswertermittlung über das Geschäftsergebnis hinaus sich doch auch mit der Bilanz auseinander setzen sollte.
Es bedarf schon einer Menge Phantasie, einem Unternehmen mit ca. 3,5 Mrd. USD Jahresumsatz, langfristigen Verbindlichkeiten von 2,5 Mrd. USD, einem Verlustvortrag von 3 Mrd. USD sowie einem negativen! Eigenkapital von 1,4 Mrd. USD einen Wert von z.Zt. 7,5 Mrd. USD zuzusprechen.
Viel schwerwiegender fällt jedoch das Finanzergebnis in Gewicht. Auf 2,5 Mrd. USD Verbindlichkeiten, zahlt Amazon netto 120 Mio. USD Zinsen. Das heißt 4,8 % p.A. also nur 70 Basispunkte über der derzeitigen Rendite 10-Jähriger US-Staatsanleihen und das bei einem Schuldner niederer Bonität. Hier wurden massiv Zinsswaps abgeschlossen, um die niedrigen US-Kapitalmarktzinsen auszunutzen, jedoch mit dem Risiko, bei einer Zinstrendwende, mit einer stark steigenden Zinsbelastung konfrontiert zu werden. Nach meiner Schätzung steigt die Zinsbelastung Amazon’s bei einer Leitzinserhöhung von 100 Basispunkten um 50 % und damit haben wir ein Beispiel für das Risiko, dem gesamt Corporate USA ausgesetzt ist. Allein J.P.Morgan Chase hat Zinsderivate in einer Größenordnung von 18,8 Billionen USD in den Büchern. Zum Vergleich: das derzeitige US-BIP beträgt Preisbereinigt z.Zt. ca. 9,4 Bio USD.
Hier liegt die Hauptgefahr für Amazon und damit stellvertretend für die meisten US-Unternehmen, um nicht von einer tickenden Zeitbombe zu sprechen. Ich behaupte, spätestens im zweiten Quartal 2003 wird über eine Insolvenz Amazon’s spekuliert.

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