- Steckerlfisch-Kultur Caral, alias der Traum von macht- und zwangloser Wirtschaft - dottore, 03.11.2002, 10:30
- Re: und jeder Fund ist zZ der älteste, den man je gefunden hat... (owT) - Jochen, 03.11.2002, 12:55
- Theorie und Archäologie - Bob, 03.11.2002, 13:35
- Re: Theorie und Archäologie - dottore, 03.11.2002, 15:20
Re: Theorie und Archäologie
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>Erklärung:
>Jeder findet eben das, was er finden will!
Das stimmt so leider nicht. Wäre ich Hochschullehrer geworden, hätte ich die Lehrmeinungen tradiert, die ich vorgefunden hatte. Als ich vor der Entscheidung stand, habe ich an der Mannheimer Uni eine Probevorlesung gehalten über die"St. Louis Equation" und an der Regensburger Uni einen über"Monetäre Probleme der Frühindustrialisierung". Beidemale klassisch Monetarismus. In Mannheim waren die Keynesianer gegen diese Sicht der Dinge, in Regensburg traf die Sicht auf große Zustimmung.
Wäre ich nach Regensburg gegangen, hätte ich die monetaristische ("quantity of money") Sicht der Dinge bis heute durchgehalten, logisch. Die Mannheimer hätte ich versucht, auf den"richtigen" Weg zu bringen.
As time goes by, habe ich mich - nunmehr ohne jegliche akademischen Verpflcihtungen - von der"monetaristischen" Welterklärung gelöst, weil sie mich nicht befriedigte und nach"neuen" Erklärungsversuchen gesucht. Es dauerte mehr als ein Vierteljahrhundert, bis mir die Schwachstellen immer klarer wurden, allerdings ohne eine"Ersatztheorie" zu haben.
Zufälligerweise erhielt ich Kenntnis von einer"Kriegstheorie" des Geldes, die ein Privatmann aus Luzern entwickelt hatte. Diese als Kritik am HS-Modell, das mir bis dahin am einleuchtendsten erschienen war. Daraufhin wieder eine Schwenkung und neues Suchen.
Landung schließlich bei dem, was Numismatik und Archaemetallurgie offerierten, also eher"Randgebiete" der üblichen Wissenschaftsströme. Die dortigen Ergebnisse, die ohne"geldtheoretischen Unterbau" entwickelt wurden, sind jene, die mir derzeit am plausibelsten erscheinen.
>Die einen sagen:"Keine Waffen-> keine Gewalt-> motivierte Bürger-> Fortschritt"
>Die anderen dagegen:"Großprojekte -> Organisation -> Macht"
>Das ist das Problem, das ich schon mehrfach erwähnte: wenn man in die Geschichte blickt, dann tut man dies mit einer vorgefertigten Meinung.
Man arbeitet mit Hypothesen, sonst kann man gar nichts aussagen. Stehen mehrere Hypothesen zur Auswahl, versucht man jene zu nehmen, für die es mehr Plausibilitäten gibt als für eine andere.
>Beispiel:
>Ich habe einen Begriff vom Geld.
Da geht das Problem schon los. Ich darf nicht von einem Begriff ausgehen, sondern von einzelnen Erscheinungen. Sind Macht und Gewalt dokumentiert, muss es Macht- und Gewaltanwender gegeben haben. Sind Münzen dokumentiert, müssen sie zu irgendetwas gedient haben. Sind Abgaben dokumentiert, muss sie jemand geleistet und jemand gefordert haben, usw.
Vielleicht liegt das Problem der Freiwilligkeit darin, dass sie nirgends dokumentiert ist. Dann wird sie allerdings beliebig und jeder kann sagen, alles, was je geschehen ist bzw. gemacht, gebaut, geleistet wurde, geschah freiwillig.
Vielleicht wird es in 10.000 Jahren heißen: Die Deutschen haben anno 2002 ihre Steuern freiwillig entrichtet, weil wir keine Spuren von Steuer-Aufständen gefunden haben.
>Ich suche in der Geschichte, wann diese Form des Geldes zum ertstenmal auftrat und finde dann meine Theorie vom Geld bestätigt, wonach dies die ursprüngliche ("eigentliche") Form des Geldes ist [img][/img].
>Also die Begriffsbildung folgt nicht den archäologischen Fakten, sondern die archäologischen Fakten - eben die die einem passen! - folgen der Begriffsbildung.
Das mit dem"Begriff" ist eine schwierige sache. Weil unsere Sprache (auch frühere Sprachen) den Begriff"Gott" bilden können, soll erst mal jemand daher kommen, der widerlegt, dass es Gott auch gibt.
>Im übrigen: aus dem Umstand, dass man keine Waffen findet, läßt sich nicht schliessen, dass es auch keine gab.
Richtig. Das kommt als weiteres Problem dazu.
Gruß!

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