- @ Dieter - Turon, 05.11.2002, 20:09
- zur Abendlektüre - Dieter, 05.11.2002, 22:14
- Re: zur Abendlektüre - Turon, 06.11.2002, 03:28
- Nachtrag - Rene, 06.11.2002, 09:51
- zu Polen - Dieter, 06.11.2002, 11:00
- Anmerkung zu Polen - Rene, 06.11.2002, 15:10
- Re: zur Abendlektüre - Turon, 06.11.2002, 03:28
- zur Abendlektüre - Dieter, 05.11.2002, 22:14
zur Abendlektüre
-->Hallo Turon,
jetzt hast Du dermaßen viel angesprochen, daß ich befürchte mein kleines Hirn hat beim einmaligen Lesen nicht alles begriffen.
Ich versuche mal der Reihe nach zu antworten:
Zum Zins:
In meinem Posting hatte ich darauf hingewiesen, daß in meinem Betrieb mit stark schwankenden saisonalen Monatsarbeitsstunden seit ca. 20 Jahren eine Vereinbarung besteht, in der Form, daß monatlich der gleiche Lohn ausgezahlt wird, unabhängig von geleisteten Arbeitsstunden. Dabei kommt es regelmäßig dazu, das Lohn für mindestens 2 Monate gezahlt wird, obwohl vom Mitarbeiter noch keine Stunde gearbeitet wurde. Innerhalb des Jahres gleicht sich das dann wieder aus.
Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, daß Deine Überlegungen von Ausschüttung von Zinsdifferenzen bezügl. Lohnzahlung nicht durchgängig anwendbar sind, es oftmals sogar eher umgekehrt läuft. In anderen Branchen wird der Lohn zur Mitte des laufenden Monats gezahlt. Auch hier gibt es keine Zinsdifferenz. Mitarbeiter, die knapp bei Kasse sind, bekommen Vorschüsse - manchmal über mehrere Monate Laufzeit - ohne Zinsberechnung.
Ich schildere hier normale Praktiken. Insofern ist das von Dir aufgeworfene Thema aus meiner Betrachtungsweise nicht sehr relevant.
Zu den Samstagszuschlägen und Überstundenzuschlägen:
Hier unterscheidet sich meine Meinung in der Tat von Deiner. Ich bin nämlich der Meinung, daß es überhaupt keinen Grund gibt, Zuschläge für Überstunden oder Samstagarbeit zu zahlen. Vielleicht liegt es an meiner Mentalität.
Zum einen ist ein gesunder Mensch in keiner Weise gesundheitlich überfordert, wenn er mal 50 oder 70 Stunden/Woche arbeitet, zum anderen ist der Samstag ein ganz normaler Werktag. Natürlich wird man als Unternehmer bemüht sein, es den Mitarbeitern so gut wie möglich einzurichten. Schließlich hängt deren Leistung besonders mit Zufriedenheit, Selbstverwirklichung, Betriebsklima zusammen, die unternehmerische Fürsorge für seine Mitarbeiter nicht zu vergessen.
Noch mal zur Mentalität:
Ich persönlich würde eher eine Zulage fordern, wenn ich tagein, tagaus ähnliche Arbeitszeiten und Rhytmen hätte. Ich halte es für eine besondere Lebensqualität, nicht einem kontinuierlichem Rhythmus folgen zu müssen. - und ich weiß, daß andere Menschen anders veranlagt sein können.
Abschließend zum Zins:
Ich bestreite, zumindest für meinen Betrieb, daß es überhaupt eine Zinssubventionierung seitens der Mitarbeiter gibt.
Thema: Löhne sind Fertigungskosten
So habe ich es auch innerhalb der Unternehmenskalkulation offiziell gelernt. Inzwischen bestreite ich diese Sichtweise.
Löhne sind Fixkosten!!, zumindest in Deutschland unter derzeitigem Recht, die anfallen, unabhängig ob produziert wird oder nicht. Aufgrund der Arbeitsrechtssprechung, sowie versch. gesetzl. Bestimmungen ist es unmöglich, Lohnkosten als variable Kosten im Rahmen der Fertigung zu sehen. Man muß hierzulande schon eine sehr gute vorausschauende Planung haben, gepaart mit Glück, um sich dem Zustand der"Lohn-Fertigungskosten" anzunähern. Dieses System hat natürlich auch seine Vorteile wie sozialer Friede - aber andererseits die geschilderten Nachteile.
Zur Revolution in Deutschland:
Natürlich sind wir einer Meinung, daß Deutschland unfähig ist für eine Revolution. Wir werden fähig sein, uns gegeneinander zu zerfleischen, oder leider auch fähig sein, uns dem Diktat eines Totalitären zu unterwerfen, aus reiner Bequemlichkeit heraus. Das ist ja auch meine große Sorge. - Denn ich bin verliebt in meine Freiheit, bin so erzogen, kritisch gegenüber dem mächtigen.
Ich mag auch keine Mitarbeiter, die mir pausenlos applaudieren. Ich liebe Widerspruch. Davon gewinnen alle, und ich besonders.
Ob man jemanden mit anderer Meinung aus Deutschland herausekeln kann, weiß ich nicht so recht. Es hängt eher von der psychischen Stärke desjenigen ab, der anderer Meinung ist. Das dürfte kein deutschspezifisches Problem sein.
Zu den Arbeitgeberverbänden:
Ich bin kein Mitglied eines Arbeitgeberverbandes, und stehe den Verbänden egal ob Gewerkschaften oder Arbeitgeberverb. eher skeptisch gegenüber. Ich habe einfach meine pers. Ansichten, die ich persönlich oder gesellschaftlich oder innerhalb des Unternehmens versuche durchzusetzen. Diese Ansichten wandeln sich durchaus im Laufe von Erfahrungen, wobei die Maxime der pers. Freiheit im Denken und Handeln konstant bleibt.
Zur Justiz in Deutschland:
Aus meinem pers. Blickwinkel habe ich meine jugendliche unschuldige Einstellung zur unabhängigen, gerechten Justiz schon länger verloren. Das soll hierzu genügen.
Ich hoffe, alle wichtigen von Dir angesprochenen Themen erwischt zu haben.
zum Schluß noch eine pers. Frage an Dich:
Was läuft besser in Polen, wo siehst Du die Unterschiede?
Gruß Dieter

gesamter Thread: