- Béguelin(Pictet):" 1929 und 2000 - Kein Vergleich" - Oracle, 08.11.2002, 23:01
- Re: Béguelin(Pictet):" 1929 und 2000 - Kein Vergleich" - - ELLI -, 09.11.2002, 07:21
- Re: Béguelin(Pictet):" 1929 und 2000 - Kein Vergleich" / stimmt - Diogenes, 09.11.2002, 10:33
- Re: Béguelin(Pictet):" 1929 und 2000 - Kein Vergleich" - und ob! - Bob, 09.11.2002, 14:21
- Re: Es gibt nur zwei Möglichkeiten - entweder Pictet glaubt an den Unfug... - dottore, 10.11.2002, 10:08
Béguelin(Pictet):" 1929 und 2000 - Kein Vergleich"
-->Béguelin (Pictet):"1929 und 2000 - Kein Vergleich"
Frankfurt (fondsweb.de) - Heute meldet sich Jean-Pierre Béguelin, Chef-Ã-konom bei Pictet, mit seiner Studie"1929 und 2000 - Kein Vergleich" zu Wort:
"Seit etwa drei Jahren sind die Börsen rückläufig und die Baisse hat sich im letzten Sommer leider noch verstärkt. Dieser rasche und allgemeine Aktienrückgang an den wichtigsten Märkten ließ viele befürchten, die Wirtschaft könnte in eine Depression mit Deflation, Unterbeschäftigung und weit verbreiteter Not abgleiten. Darum soll hier die gegenwärtige Wirtschaftslage mit derjenigen der Deflationsphase der 30er Jahre verglichen werden. Wir wollen jedoch nur die USA betrachten, denn trotz Euro-Einführung scheint das Grippesyndrom - wenn die USA niesen, hat Europa schon Schnupfen - heute mehr denn je zuzutreffen, vor allem bei den Finanzmärkten", so Béguelin.
"Vergleich 1929/2000"
Der Pictet-Ã-konom weiter:"Der Index S&P Composite zwar seit März 2000 um etwa 40% gesunken, aber im April 1932 - also 31 Monate nach dem Krach - hatte er bereits 80% verloren, um dann bis zum absoluten Tiefpunkt des Marktes im Juli 1932 weitere 25% einzubüßen. Auch ein Vergleich der Wirtschaftsdaten ist frappierend. Das amerikanische BIP sackte in den 30er Jahren buchstäblich in sich zusammen - um 32% zwischen dem höchsten und tiefsten Stand der Krise -, während es heute trotz einer Rezession im Jahr 2001 und der Attentate vom 11. September um etwa 4% über seinem Niveau von Anfang 2000 steht. Auch die Arbeitslosenzahlen erreichten im Jahr 1933 in der schlimmsten Rezessionszeit 25%, während sie heute bei 6% stehen. So einfach diese Vergleiche auch sein mögen, so machen sie doch deutlich, wie stark sich die Finanz- und die Konjunkturlage zwischen den beiden Krisen unterscheiden."
"Eine echte Deflation"
Aber was ist mit der in der Presse so oft erwähnten Deflation, fragt der Pictet-Stratege und gibt als Antwort:"Es ist derzeit verfehlt, von einer Deflation oder Vor-Deflation zu sprechen. In den Vereinigten Staaten sanken die Konsumentenpreise, die am wenigsten volatil sind, von Oktober 1929 bis April 1933 jährlich um 7,8%, dagegen stiegen sie von März 2000 bis September 2001 im Jahresdurchschnitt um 2,3%. Seit der Nobelpreisträger Milton Friedman und seine Mitarbeiterin Anna Schwartz 1963 A monetary history for the United States veröffentlichten, ist den meisten Ã-konomen klar, dass die schlecht geführte Geldpolitik des Federal Reserve die klassische Rezession von 1929-30 in die Depression der Jahre 1931-33 ausarten ließ. Einige jedoch - die sich selbst gern als Ã-sterreichische Schule bezeichnen - behaupten entgegen dieser geläufigen Interpretation des Geschehenen, die Fehler der damaligen US-Währungsbehörde seien ein echter Mythos. Im Nachhinein scheint der Fall klar zu sein. Hier soll nicht der Stab über die Verantwortlichen gebrochen werden, die anhand ihrer Kenntnisse, Informationen und Erfahrungen bestmöglich zu handeln glaubten. Das Federal Reserve senkte den Diskontsatz zwischen 1930 und 1931 von 6% auf 1,5%, was aber angesichts des einsetzenden Preisverfalls eindeutig zu spät geschah. Heute haben die amerikanischen Währungsbehörden die gleichen Fehler zum Glück nicht wiederholt. Es bleibt zu hoffen, dass sie in Zukunft noch weiser handeln. Aber zu behaupten, die Geldpolitik habe bei der Depression der 30er Jahre keine wesentliche Rolle gespielt, zeugt von vollkommener Unkenntnis der geldpolitischen Übertragungsmechanismen."

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