- Ã-ffentliche Leben Berlin-Brandenburg mit Solvabilitätsproblem - Rossi, 09.11.2002, 20:52
Ã-ffentliche Leben Berlin-Brandenburg mit Solvabilitätsproblem
-->Feuersozietät hat Solvabilitäts-Problem
Von Schieflage und Liquiditätsproblemen bei der Feuersozietät und der Ã-ffentlichen Leben könne keine Rede sein. „Die Geschäftstätigkeit wird weiter mit Erfolg ausgeübt“, sagt Wolf-Rainer Hermel, Vorstandsvorsitzender der Feuersozietät sowie der Ã-ffentliche Lebensversicherung Berlin-Brandenburg.
Vor wenigen Tagen hatte es geheißen, das Unternehmen benötige einen Millionen-Betrag, um eine Schieflage abzuwenden. Die Eigentümer, das Land Berlin und das Land Brandenburg, müssten dieses Geld aufbringen.
„Wir sind verlässlich und solide aufgestellt“, stellt Hermel in einer Presserklärung richtig.
Wirklich keine Schieflage?
Dennoch räumt er ein, Wert-Berichtigungen vornehmen zu müssen. Dazu würden derzeit Gespräche mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) laufen, um sicher zu stellen, dass „stets die erforderliche Deckungsfähigkeit für die Verpflichtungen gegenüber den Kunden gewährleistet ist“.
Dabei handele es sich weitgehend um Buchwertkorrekturen und nicht um Berichtigungen aufgrund von definitiv verlorenem Kapital, so Hermel.
Keine konkreten Zahlen
Offenbar ist das Unternehmen doch nicht so solide aufgestellt wie behaupt. Zumindest ist zwischen den Zeilen von einer Eigenkapital-Erhöhung die Rede.
Hermel wörtlich: „Auch einige andere Versicherer haben angekündigt, ihre Eigenkapitalbasis durch Zuführung von frischem Kapital stärken zu müssen“. Zu konkreten Zahlen wollte sich Hermel gegenüber dem VersicherungsJournal nicht äußern.
Massive Solvabilitäts-Probleme
Die verfügbaren nackten Zahlen sehen nicht besonders gut aus.
Beispiel Ã-ffentliche Leben Berlin-Brandenburg: Der Lebens-Versicherer verfügte Ende 2001 über 5,45 Millionen Euro Eigenkapital und 6,58 Millionen Euro Mittel für die freie RfB. Diesen 12,03 Millionen Euro Eigenmitteln stehen laut map-report 14,9 Millionen zurückgestellte Abschreibungen gegenüber.
Da helfen 8 Millionen Euro Bewertungsreserven Ende 2001, die inzwischen deutlich weniger geworden sein dürften, auch nicht aus der Krise.
Das Unternehmen hat ein handfestes Solvabilitäts-Problem und braucht zur Lösung höheres Eigenkapital. Wie viel genau nötig ist, wird gerade mit der BAFin ausgehandelt.
Viele stille Lasten
Vor dem Hintergrund der beispiellosen Baisse an den internationalen Kapitalmärkten müsse die Feuersozietät / Ã-ffentliche Leben sich zum 31. Dezember 2002 wie alle anderen Versicherer mit der Bewertung des Anlagevermögens befassen.
Trotz „sehr konservativer und solider Anlagestrategie konnten wir uns im Anlagegeschäft von den Marktgeschehnissen nicht völlig abschirmen“, so der Vorstandschef.
Dies ist ausgesprochen beschönigend, denn bereits Ende 2001 gab es stille Lasten von über 273 Prozent des Eigenkapitals. Unterm Strich schaffte die Gesellschaft 2001 laut map-report nur 2,18 Prozent Nettorendite.
Länder in der Pflicht
Immerhin haben die Länder Berlin und Brandenburg gestern bekräftigt, für gesetzliche Verpflichtungen aus der Anstaltslast und Gewährträger-Haftung uneingeschränkt einzutreten. Eventuell nötige Haushalts-Maßnahmen würden unverzüglich eingeleitet.
Die Marktentwicklung erleichtert die Planungen zum Verkauf nicht gerade. Seit zwei Jahren wird darüber bereits spekuliert.
Die Lage in Berlin und Brandenburg ist etwas verzwickt: Beide Länder sind Eigentümer des Versicherers. Der arbeitet in Brandenburg eng mit den Sparkassen zusammen, in Berlin jedoch nicht.
Verkauf an die Gothaer?
Hintergrund: In den Sparkassen der Hauptstadt werden Produkte der Gothaer Lebensversicherung verkauft. Der Parion-Verbund, zu der die Gothaer gehört, hält 2,27 Prozent der Anteile an der Bankgesellschaft Berlin, Mutter der Berliner Sparkasse.
Falls also die Berliner Sparkasse die Feuersozietät kaufen würde, käme sie wohl zur Gothaer. Damit würde in Berlin und Brandenburg ein weißer Fleck für die öffentlich-rechtlichen Versicherer entstehen (siehe Artikel vom 13. Februar 2002).
Erstmals Termin für Verkauf genannt
Zum Stand der Verkaufsverhandlungen gab das Unternehmen jetzt keinen Kommentar ab. Ein Sprecher von Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin gab im „Tagesspiegel“ an, dass der Verkauf frühestens im ersten Quartal 2003 geplant sei.
www.versicherungsjournal.de/mehr_fs.asp?Nummer=4410

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