- Allianz vor Rekordverlust? - Popeye, 11.11.2002, 08:34
- Telekom mit 28 Milliarden EUR Verlust! (owT) - rodex, 11.11.2002, 09:21
- Re: Telekom mit 28 Milliarden EUR Verlust! - Diogenes, 11.11.2002, 09:41
- Re: Telekom mit 28 Milliarden EUR Verlust! - Euklid, 11.11.2002, 12:03
- Ist der Ruf erst ruiniert, verlustet sich´s ganz ungeniert... (owT) - susi, 11.11.2002, 10:46
- Re: Telekom mit 28 Milliarden EUR Verlust! - Diogenes, 11.11.2002, 09:41
- Re: Dax - Cosa, 11.11.2002, 10:16
- Re: Nachtrag Pressespiegel Unternehmen - Cosa, 11.11.2002, 10:39
- Telekom mit 28 Milliarden EUR Verlust! (owT) - rodex, 11.11.2002, 09:21
Allianz vor Rekordverlust?
-->Allianz steht vor neuem
Rekordverlust im dritten Quartal
Analysten erwarten Fehlbetrag von bis zu 3 Milliarden
Euro / Erster Jahresverlust der Geschichte denkbar
Allianz AG, München. Allianz-Vorstandschef Hennig
Schulte-Noelle muß am Donnerstag das mit Abstand
schlechteste Quartalsergebnis in der Geschichte des
Versicherungskonzerns bekanntgeben. Analysten erwarten
für das dritte Quartal einen Verlust nach Steuern von mehr
als 2 Milliarden Euro. Fox-Pitt, Kelton in London, die zu den
besten Kennern der Allianz gehören, rechnen sogar mit 2,5
und 3 Milliarden Euro Verlust - abhängig von den
Wertpapierabschreibungen. J. P. Morgan prognostiziert etwa
2 Milliarden Euro, die Commerzbank 2,6 Milliarden Euro. Sal.
Oppenheim ist noch relativ optimistisch mit 1,85 Milliarden
Euro.
Damit wird die Allianz auch im Neun-Monats-Abschluß tief
in die Verlustzone rutschen, nachdem bis Juni aufgrund von
Sondererträgen in Milliardenhöhe noch ein Gewinn von 1,57
Milliarden Euro zu Buche stand. Selbst für das Gesamtjahr
2002 rechnen manche Analysten mit einem Fehlbetrag. Im
Vorjahr hatte die Allianz trotz der Terroranschläge noch 1,6
Milliarden Euro verdient. Dies wäre wohl der erste
Jahresverlust in der Geschichte der Allianz. Die
pessimistische Schätzung von Bob Yates von Fox-Pitt,
Kelton lautet sogar auf ein Minus von 826 Millionen Euro
nach Steuern. Auch in der Rechnung der
Commerzbank-Analysten erscheint ein Jahresfehlbetrag: 165
Millionen Euro. J. P. Morgan geht noch von Null aus, Sal.
Oppenheim rechnet mit einem kleinen Gewinn von weniger
als einer halben Milliarde.
Insofern haben sich die Erwartungen in den vergangenen
Wochen massiv verschlechtert. Im September lagen die
Schätzungen der Analysten für das Gesamtjahr großenteils
noch zwischen 1 und 2 Milliarden Euro Gewinn. Bis in den
Juli hinein hatte die Allianz für dieses Jahr sogar 3 Milliarden
Euro versprochen. Die hohen Verluste der Dresdner Bank
und die Kursverluste an den Aktienmärkte führten allerdings
dazu, daß die Allianz diese Prognose am 31. Juli aufhob und
für das zweite Quartal völlig überraschend einen Verlust
meldete. Dieser war mit 356 Millionen Euro erheblich
geringer als der voraussichtliche Fehlbetrag im dritten
Quartal. Am 1. August stürzte der Allianz-Aktienkurs um
mehr als 10 Prozent ab.
Im zweiten Quartal drückten der Verlust der Dresdner Bank
von 1,02 Milliarden Euro und Wertpapierabschreibungen von
einer Milliarde Euro die Allianz in die Verlustzone. Diese
Probleme haben sich im dritten Quartal fortgesetzt. Für die
Dresdner Bank rechnen die Analysten aber aufgrund der
forcierten Kostensenkung mit einem geringeren Verlust von
"nur noch" 700 bis 800 Millionen Euro. Dabei besteht
allerdings Uneinigkeit über die Entwicklung der - im zweiten
Quartal kräftig aufgestockten - Risikovorsorge. Die
Schätzungen für die Wertpapierabschreibungen liegen
diesmal in der Bandbreite von einer halben bis 1 Milliarde
Euro. Als weitere außerordentliche Belastungen muß die
Allianz die Aufstockung ihrer Asbestrückstellungen in den
Vereinigten Staaten um 750 Millionen Dollar verkraften.
Zudem wird die Belastung durch die Flutschäden in Europa
im dritten Quartal verbucht. Die Allianz hatte dafür 550
Millionen Euro angesetzt. Fox-Pitt, Kelton rechnet mit bis zu
700 Millionen Dollar. Als positiver Effekt wirkt lediglich der
Gewinn von 300 Millionen Euro aus dem Verkauf der Anteile
am Verpackungshersteller Schmalbach-Lubeca.
Wegen der zu erwartenden, desaströsen Zahlen haben eine
Reihe von Analysten die Allianz-Aktie in den vergangenen
Tagen herabgestuft. So rät Pictet zum Verkauf. Durch die
Akquisition der Dresdner Bank und der schwachen
Kapitalmärkte sei die Kapitalbasis der Allianz angeschlagen,
begründen die Pictet-Analysten. Die düstere Situation der
deutschen Wirtschaft berge weiteres Potential für
schlimmere Nachrichten von der Dresdner Bank, heißt es.
Zudem bestünden für die Allianz Risiken bei den
Verlustreserven des Nicht-Leben-Geschäfts und durch
niedrige Investmenterträge. J. P. Morgan hat die
Einschätzung auf eine im Vergleich zum Markt
unterdurchschnittlichen Entwicklung zurückgenommen.
Michael Haid von Sal. Oppenheim beläßt die Aktie aufgrund
seiner Einschätzung eines fairen Werts von 140 Euro bei
"überdurchschnittlich", erwartet aber kurzfristig Druck auf
den Kurs. Dieser hatte zuletzt wieder leicht auf 107 Euro
zugelegt. Die Commerzbank sieht ebenfalls ein Kursziel von
153 Euro."Die Frage ist, wie lange es dauern wird, um die
Verluste der Dresdner Bank zu stoppen", meint Michael
Huttner von J. P. Morgan. Die Allianz hat ihrer
Tochtergesellschaft für 2003 das Überschreiten der
Gewinnschwelle verordnet und daran vermutlich auch das
Schicksal von Dresdner-Chef Bernd Fahrholz geknüpft.
Huttner rechnet für 2003 nochmals mit einem Verlust der
Dresdner von einer Milliarde Euro vor Steuern. (mag.)
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2002, Nr. 262 / Seite 17

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