- Meldungen am Morgen - -- ELLI --, 14.11.2002, 12:08
Meldungen am Morgen
--> ~ Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet auf absehbare
Zeit nur mit geringem Wachstum in Deutschland und einer im kommenden Jahr weiter steigenden Arbeitslosigkeit.
Die „Fünf Weisen“ rechnen für dieses Jahr nur noch mit 0,2% Wirtschaftswachstum und mit
1,0% in 2003. Die Arbeitslosenzahl werde 2003 um rund 110.000 auf 4,17 Mio. ansteigen. Eine moderate
Zinssenkung (um 25 oder 50 Bp.) könnte Wachstumsimpulse bringen. Dringend notwendig seien Reformen,
vor allem am Arbeitsmarkt und im Gesundheitssystem. Zugleich warnte der Rat vor einer Aufweichung des
europäischen Stabilitätspaktes und forderte die Regierung zu einem noch konsequenteren Konsolidierungskurs
auf. Der Rat erwartet, dass Deutschland in diesem Jahr mit 3,7% und im nächsten Jahr mit 3,3%
die europäische Defizit-Obergrenze überschreiten könnte. Allerdings seien in dieser Schätzung die neuen
Steuer- und Abgabenpläne der Bundesregierung nicht berücksichtigt worden. Wenn diese vollständig umgesetzt
würden, könnte das Defizit gemessen am BIP 2,7% betragen.
~ Nach der neuen Steuerschätzung müssen Bund, Länder und Gemeinden in diesem und im kommenden
Jahr mit insgesamt EUR 31,4 Mrd. weniger Steuereinnahmen rechnen als bei der letzten Steuerschätzung
im Mai. Im laufenden Jahr betragen die Mindereinnahme EUR 15,4 Mrd., für das kommende Jahr EUR 16
Mrd. Ohne die bereits beschlossene Verschiebung der 2. Stufe der Steuerreform hätten die Steuerausfälle
in 2003 sogar bei gut EUR 22 Mrd. gelegen. Laut Bundesfinanzminister Eichel wird die Defizitquote in diesem
Jahr zwischen 3,7% und 3,8% liegen. In 2003 sollte die Quote unter 3%-Defizitmarke fallen.
Die EU-Kommission hat gestern mitgeteilt, dass sie ein formelles Defizitstrafverfahren gegen
Deutschland in wegen Überschreitung des Kriteriums von 3% eingeleitet hat.
~ Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone wird nach Einschätzung der EU-Kommission in diesem Jahr
mit 0,8% deutlich niedriger ausfallen als im Frühjahr erwartet und erst in der zweiten Jahreshälfte 2003
spürbar anziehen. In der gestern veröffentlichten Herbstprognose erwartet die Kommission für kommendes
Jahr ein Wachstum von 1,8% in der Eurozone. Für Deutschland schätzt die Kommission für dieses Jahr
das Wachstum auf nur 0,4% und prognostiziert 1,4% für kommendes Jahr. Sie erwartet, dass die Konjunktur
erst in der zweiten Hälfte 2003 wieder in Schwung kommt. Die Inflationsrate könnte nach Einschätzung
der Kommission im kommenden Jahr zurück auf den EZB-Referenzwert von 2,0% fallen. Für dieses Jahr
schätzt die Kommission die Teuerungsrate im EU-12 Raumn auf 2,3%. In Deutschland könnte die Inflation
mit 1,4% in diesem und 1,5% im kommenden Jahr deutlich niedriger liegen.
~ Erwartungsgemäß sind die französischen Verbraucherpreise im Oktober im Jahresvergleich um 1,9%
gestiegen, nach 1,8% im September. Zum Vormonat kletterten die Preise um 0,2%. Bedingt wurde der Anstieg
durch höhere Lebensmittel- und Ã-lpreise. Die Lebensmittelpreise stiegen um 1,7%, die Ã-lpreise erhöhten
sich um 1,4%.
~ Der französische Handelsbilanzüberschuß, bereinigt um saisonale Effekte, sank
von revidierten EUR 1,5 Mrd. im August auf 0,5 Mrd. im September.
~ Die Zahl der Arbeitslosen in Großbritannien ist im Oktober auf den tiefsten Stand seit 27 Jahren gefallen.
Sie ist im Vergleich zum Vormonat um 4.500 auf 940.500 gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit Oktober
1975. Die Arbeitslosenquote beläuft sich weiterhin auf 3,1%.
Der Arbeitsmarktreport aber warnt davor, das sich die Lage am Arbeitsmarkt sich in den kommenden Monaten
verschlechtern könnte.
~ Die Einzelhandelsumsätze in Schweden sind im September unerwartet stark gestiegen. Im Vergleich zum
Vormonat zogen die Umsätze um 3,5% nach, nach revidierten -1,3% im August. Die Jahresveränderungsrate
betrug 7,3% (2,1% im Vormonat). Insgesamt hat sich der Einzelhandel in Q3 positiv entwickelt (+1,1%
gg. Vq.) und dürfte in Q3 zu einer wichtigen Stütze der Konjunktur werden.
~ Nach Einschätzung von Fed-Gouverneur Parry (nicht-stimmberechtigtes FOMCMitglied)
sollte die deutliche US-Zinssenkung um 50 Punkte als „Versicherung für
die Konjunkturerholung“ verstanden werden.

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