- Russische Regierung über ARD - Berichterstattung 'schockiert' - silvereagle, 14.11.2002, 10:28
- Am besten mit gar keiner Regierung 'verbünden'....... Genau! ;-) (owT) - stocksorcerer, 14.11.2002, 11:13
- @ Dich und nereus - Turon, 14.11.2002, 12:11
- @ Dich und nereus (HTML korrigiert) - Turon, 14.11.2002, 12:28
@ Dich und nereus (HTML korrigiert)
-->Ob das die richtigen Verbündeten sind? Die Hoffnung, in der russischen Regierung einen Verbündeten gegen die amerikanische im Talon zu haben, könnte sich als unbegründet erweisen...
Mein Fazit: Am besten mit gar keiner Regierung"verbünden"... ;-)
Gruß, silvereagle
Ich möchte anmerken, daß ich die Berichterstattung der ARD und Co in dieser Hinsicht (auch wenn ich sicher nicht alles mitgekriegt habe), zumindest auch für äußerst bedenklich halte.
Seien wir doch mal ehrlich zu sich selbst: wenn in eine Bank ein Bankräuber
reingeht, um dort Beute zu machen, blitzt uns bestimmt schon mal die Idee
durch den Kopf das Notwehrrecht einzuwenden. Oder doch nicht?
Nun mal ganz abgesehen davon: wie man mit Erpressern und Terroristen seit neuesten umzugehen hat, wissen wir ja ohnehinauch wenn wir nicht wissen,
wer nun tatsächlich die Täter gewesen sind.
Moskau: Kritik an ARD wegen Geiseldrama-Berichten
Die russische Regierung übt nach Informationen der"Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (F.A.Z.) Druck auf die ARD wegen ihrer Berichterstattung über das Moskauer Geiseldrama aus. Ob die Zusammenarbeit Russlands mit den ARD-Korrespondenten vor Ort"in gewohntem Maße fortgesetzt werden kann", hängt dem Schreiben zufolge davon ab,"wie die weitere Berichterstattung ausfällt", zitiert die Zeitung aus einem Brief der russischen Botschaft an den ARD-Vorsitzenden, Fritz Pleitgen.
Die Berichterstattung in Deutschland durch den öffentlich-rechtlichen Sender ARD zumindest in Hinblick auf Außenpolitik unterliegt der Kosmetik der Bundesregierung. Es wird zwar nicht zensiert, so wie es bei der Murdoch/Kirch Maschine zu sein scheint, dafür wird es so dargelegt, damit es der öffentlicher Meinung in etwa paßt.
Das liefert Angriffsfläche. Der angewandte Schlafgas, ist keineswegs neuartige Entwicklung der Russen. Es wurde bereits mehrmals eingesetzt, sowohl in Afghanistankrieg, und man hat diese Waffe auch manchmal eingesetzt, wenn es sich um Jagd auf die Mafia handelte. Ebenfalls häge ich starken Zweifel daran, daß die Spezialeinheiten der Russen, unter Alkoholeinfluß die Dosierung verabreicht haben. Darüber hat zwar ARD so nicht berichtet, allerdings genau dieser Eindruck entsteht ja wenn man es hört. Ich bin mir ziemlich sicher, daß
die Kommandotroups der Russen keineswegs aufs"Gefühl" nach dem Motto,"könnte reichen" verabreicht haben.
Dem Westen ist in übrigen die Zusammensetzung dieses Kampfstoffes nach meinen Informationen sehr wohl bekannt. Womöglich hat jedoch der BND es verhindert, daß derartige Infos öffentlich werden.
"Schockierend, gänzlich unhaltbar"
Die Berichterstattung deutscher Medien,"besonders aber die des Ersten Deutschen Fernsehens, finden wir schockierend, gänzlich unhaltbar und für eine öffentlich-rechtliche Anstalt, die sich zu den demokratischen Medien zählt, verwerflich", so der Pressesprecher der russischen Botschaft, Michael Grabar.
Der Herr Michael Grabar hat scheinbar schon vergessen, daß es Zeiten des Kalten Krieges gegeben hat. Der Westen hat ein besonderes Interesse daran,
diese leicht kühle Diplomatie vorläufig noch beizubehalten. Unter"Westen" mag ich mir durchaus die NATO-Organisation unter Führung der USA vorstellen.
Der ARD wirft er weiter vor, durch"ungeheuerliche Wortwahl" und eine"recht befangene Bilderanreihung" Zweifel daran geweckt zu haben, dass Russland an einer politischen Lösung des Tschetschenien-Konflikts interessiert sei.
Stimmt das etwa nicht? Es leben sehr wohl gleich einige Legenden auf, was die Russen angeht. Ich kann zwar die Vorgehensweise der Russen nicht unbedingt
gut heißen, aber kritisieren werde ich die russische Regierung deswegen nicht.
Rußland kann nicht den selben Fehler begehen, wie die baltischen Staaten und sich von Außenmächten und EU-Moral walten zu lassen.
Es stehen drei Möglichkeiten wohl zur Auswahl:
1) die erste: es war haargenau so, wie es ARD berichtet;
2) die zweite: die ganze Aktion wurde von amerikanischen Geheimdiensten
inszeniert, um politisch die USA nicht ganz alleine im Schußfeld der
Ã-ffentlichkeit - zumindest europaweit - zu belassen.
Diese Wahrscheinlichkeit erscheint mir am ehesten zuzutreffen. Zu einem
muß politische Vorgehensweise ein wenig relativiert werden, zum zweiten geht es längerfristig den Amerikanern darum, den Einfluß Rußlands in Ostasien bereits jetzt zu verringern. Ein zweites Afghanistan kann sich Rußland natürlich nicht leisten. Weder innen- noch außenpolitisch.
(Womöglich also aus diesem Grund empört sich der Herr Grabar, über den unausgesprochenen Fazit: Rußland will Krieg gegen Tscheschenen - oder gar Endlösung.
3) Die politische Lage Rußlands läßt es leider nicht zu, derartige Übergriffe
mit entsprechender Sensibilität zu bekämpfen, wie man es in Europa wohl gerne machen würde. Ein zu zaghaftes Vorgehen seitens Putin, würde Rußland wieder mal politisch und im Anschluß wirtschaftlich destabilisieren.
Nereus hat mich mal gefragt, ob ich in diesem Fall davon ausgehe, daß die Russen diesen Umstand selbst angezettelt haben könnten, um in Tschechenien
seitens der Wähler freie Hand zu haben. Nun: in großen und Ganzen träumt
die russische Bevölkerung immer noch von Frieden, und Groß-UdSSR. Putin
hat in eigener Bevölkerung mehr Vertrauen, als Jelzin, oder gar Gorbatschow jemals hatten.
Es ist anzunehmen, daß die Russen also einen Angriff auf Tschechenien
ganz ohne Inszenierung zustimmen würden. Sie mögen einen internen
Chaos noch weniger als die Deutschen, sehen es nicht besonders gern, wenn russische Grenzen kleiner werden, und obendrein kann ich mir durchaus vorstellen, daß sie dieses Thema nicht so besonders beachten.
Viel interessanter ist allerdings für die Russen der Fakt, daß sich USA in mittleren Osten so langsam einheimisch fühlt, und sehr wohl die expansive
Politik Amerikas in diesem Bereich ein wenig mit Zorn und kritisch
gegenüber steht. Der Spruch: man sollte den Amis endlich mal zeigen,
was Sache ist - stammt aus Rußland. Um Friedenswillen mit dem Westen, hat
Rußland ja bereits auf den Balkan als zu nachgiebig gezeigt. Die Folge davon: Balkan befindet sich quasi in"amerikanischer" Hand und Ordnung wird es dort
niemals geben, solange diese Gebiete bei den Einheimischen, als anektiert gelten. Die Russen denken in etwa genauso. Sie wissen über den amerikanischen Einfluß und Sitten Bescheid - letztendlich hat nicht gerade 5 oder 6 Russen
während des Sozialismus in anderen Ländern gekämpft, sondern ganze Armeen.
In aller Regel haben sie aber wehr wohl gegen die Amis gekämpft.
So gesehen - kann ich die russichen Ansichten und Meinungen zu USA verstehen.
Was Tschechenien angeht, hätte Rußland dann den Krieg in eigenen Grenzen,
und rein zufällig gehört Tschechenien zu der Zone, die ganz sicher bei weiterer Expansion USA in mittleren Osten zu der Pufferzone wohl angehören wird.
Insofern die russische Regierung genau der gleichen Meinung ist wie ich -
kann sie sich keineswegs leisten Mau-Mau zu spielen sie mußte Exempel statuieren und genau das hat sie in vollen Zügen auch gemacht.
Um die Politik Rußlands zu verstehen, muß man aus unserer eingeprägter Sichtweise herausspringen und sich als NATO-Bedrohter fühlen. Dann wird das Erscheinungsbild des Geiseldramas in Rußland um einiges klarer.
Rußland sagt damit: wir lassen uns nicht von außen aufmischen - wer Putins Rede damals mitverfolgt hat, kann sich sicher noch daran erinnern, daß er genau das unterstrichen hat: Rußland läßt sich nicht in die Knie zwingen, hat er gesagt. Und diese Worte haben ihm sicher Achtung bei der Bevölkerung gebracht.
ARD weist Kritik zurück
Die ARD wies die Vorwürfe laut"F.A.Z." zurück. Nie habe ein Korrespondent vor Ort Partei für die Geiselnehmer ergriffen. Allerdings habe der Sender auch nicht die Sprachregelungen der russischen Regierung übernommen, sagte ein ARD-Sprecher. Die Sendeanstalt habe das Auswärtige Amt über den Brief informiert.
Sprachregelungen nicht übernommen? Meine Güte: seien wir doch mal ehrlich -
seit wann haben westliche oder östliche Medien überhaupt irgendwelche Sprachregelungen zwischen den Blöcken übernommen? Das war noch nie der Fall.
Der Westen hat schon immer die Russen im Westen eiskalt beschrieben - viceversa erfolgte es genauso. Seit langem jedoch hat man darauf verzichtet, jedoch sich verbissen gegen Rußland zu äußern - es gab sehr wohl in letzter Zeit den versuch der Aufarbeitung des Kalten Krieges und man hat in den Sendern wie Phoenix zum Beispiel zugelassen, daß ehem. russischen Funktionäre der Armee,
und der sowjetischer Regierung ihre Sichtweise vor Kamera wiedergeben.
Die offenkündige Kritik seitens ARD ist da plötzlich was ganz Neues - ein Rückschritt in den zweiten kalten Krieg?
Medienfreiheit eingeschränkt
Die russische Regierung hatte nach dem Ende der Geiselnahme von mehr als 800 Menschen in einem Moskauer Theater durch tschetschenische Rebellen Ende Oktober die Medienfreiheit im Land beträchtlich eingeschränkt.
Das ist richtig - in Anbetracht der Tatsache, daß diese monströse Geiselnahme, direkt in Moskau vollzogen wurde - und russische freie Jornalisten zum Teil starke Verbindungen zu russischen Geheimdiensten haben - (und arbeiten hier Hand in Hand durch Inforamtionsaustausch, um die Mafiosos zu unterwandern) - könnten noch sehr unangenehme Details der Hintergründe
der Geiselnahme medienwirksam veröffentlicht werden, die sowohl intern für Rußland unangenehm sein könnten, aber sehr wohl auch, Rußlands politische Stellung in dem größeren Terroristentheater, die Beziehungen zu USA und Europa
destabilisieren könnten.
Rußland weigerte sich bereits früher zu veröffentlichen, daß den Russen bekannt gewesen ist, daß der erste Anschlag auf Johannes Paulus den Zweiten von der CIA
unterstützt wurde. Man hätte es den Russen damals in Europa und schon gar nicht in den USA geglaubt. Na ja - ich damals natürlich auch nicht.
De facto jedoch: Nach dem Anschlag befindet sich Rußland sehr wohl in einer Art des Ausnahmezustandes. Wenn Deutschland so einen Angriff seitens des Stoibers
erfahren würde, weil sich Bayern vom Deutschland trennen will, könnten wir durchaus das Selbe in Deutschland erleben.
Gruß. T.

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