- Daimler pocht bei EADS auf geteilte Macht - t-bull, 14.11.2002, 18:40
Daimler pocht bei EADS auf geteilte Macht
-->Hi,
ist Deutschland mal wieder nur Zahlmeister?
Obwohl Deutschland beim neuen Militärtransportflugzeug A400M den größten Teil des Auftrags beisteuert - Deutschland bestellte 73 Maschinen (wird eventuell auf 60 Maschinen reduziert) für ca. 117 Mio. Euro/Stück = 8,5 Mrd. Euro, Frankreich 50 Stück - verliert DaimlerChrysler (hält ca. 30% an EADS) in der Konzernzentrale in Toulouse immer mehr an Einfluss.
Beim Eurofighter ist Deutschland übrigens nach Großbritannien mit 232 Maschinen zweitgrößter Abnehmer.
Gerade in diesen Branchen werden wohl in Zukunft neue Arbeitsplätze entstehen,
wenn wir in diesen Bereichen nicht massiv für unsere Interessen eintreten, werden wir langfristig technologisch abgehängt werden.
folgender Artikel hierzu von ftd.de (13.11.2002):
Daimler pocht bei EADS auf geteilte Macht
Von Gerhard Hegmann, München
Der deutsche Co-Chairman der EADS, Manfred Bischoff, hat entschlossenen Widerstand vom größten Einzelaktionär DaimlerChrysler angekündigt, falls Frankreich die Führung bei dem größten europäischen Luftfahrtkonzern beanspruchen sollte.
"Wir wollen niemanden dominieren in der EADS, aber wir akzeptieren auch nicht, dass uns ein anderer dominieren würde", sagte Bischoff in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland.
Die Strukturen des Konzerns mit der deutsch-französischen Doppelspitze im operativen Geschäft und bei den Chairmen sowie den zwei operativen Firmenzentralen in Paris und München sei auf ein Gleichgewicht der Kräfte ausgelegt und nach wie vor erforderlich, da niemand ein besseres Modell habe."So lange in den jeweiligen Ländern das nationale Gefühl noch so stark ist, glaube ich, dass wir diese Organisation noch eine Weile brauchen. Sonst fallen wir zu eindeutig in die Kategorie einer Nation und verlieren damit auf der anderen Seite Markt, Geschäft und Wert."
Bischoff spielt damit auf die immer wieder von französischer Seite erhobenen Forderungen nach einfacheren Strukturen und einer stärkeren Rolle Frankreichs bei der EADS mit seiner Airbus-Tochter an. Er bestätigte mit seiner Absage an eine französische Vorherrschaft indirekt, dass es nach wie vor Spannungen im Konzern über den Einfluss der deutschen und französischen Seite gibt.
Daimler hält an Beteiligung fest
Der weltweit zweitgrößte Luftfahrtkonzern EADS entstand Ende 2000 durch den Zusammenschluss der ehemals staatlichen Aerospatiale Matra (Frankreich), Dasa (Deutschland) und Casa (Spanien). DaimlerChrysler sowie die vom französischen Unternehmer Jean Luc Lagardere repräsentierte Holding Sogeade (50 Prozent Staat/50 Prozent Lagardere) sind mit jeweils rund 30 Prozent an der EADS beteiligt.
Wie Bischoff sagte, wird DaimlerChrysler an seinem Anteil über die am 1. Juli 2003 auslaufende Stillhaltefrist der Aktionäre festhalten."Am Commitment von DaimlerChrysler zur EADS hat sich nichts geändert." Der DaimlerChrysler-Vorstand rechnet mit keinen Veränderungen in der Großaktionärsstruktur im nächsten Jahr. Er erwartet also auch keinen Zusammenschluss mit dem französischen Rüstungselektronikspezialisten Thales, wie dies in der französischen Presse immer wieder spekuliert wird. Aus prinzipiellen Überlegungen sei es jedoch sinnvoll, wenn die Anteile des französischen Staates an der EADS von 15 Prozent langfristig in private Hände wechselten, sagte Bischoff. Frankreich verhalte sich als Aktionär allerdings sehr konstruktiv."Alle vorherigen Befürchtungen sind nicht eingetroffen."
Der Luftfahrtkonzern ist nach Ansicht Bischoffs bei der Integration in wirtschaftlicher Hinsicht gut vorangekommen. Es zeigten sich jedoch derzeit noch"politisch bedingte Grenzen der Effizienz" beim ursprünglichen Ziel, über europäische Ländergrenzen hinweg Kapazitäten zu bündeln und Kompetenzzentren zu schaffen."Ich habe persönlich die Hoffnung, dass der Effizienzgewinn, den wir erreichen können, so attraktiv ist, dass wir dadurch das nationale Empfinden stärker zurückdrehen können. Die nationalen Empfindlichkeiten sind aber noch sehr ausgeprägt."
Klare politische Signale gefordert
Im Bereich Verteidigung lasse sich der Zielkonflikt zwischen wirtschaftlicher Integration und nationalen Beschaffungsstrukturen nur durch mehr Gemeinsamkeit in der europäischen Verteidigungspolitik lösen. Vorstellbar sei, dass Deutschland und Frankreich ein bestimmtes Volumen der Verteidigungshaushalte für gemeinsame Programme reservierten. Notwendig seien klare politische Signale, dass europäische Programme und Strukturen gewollt sind.
Bischoff räumte ein, dass die geplante starke Steigerung des französischen Verteidigungshaushalts in den kommenden Jahren die Rolle Frankreichs innerhalb der EADS langfristig stärkt. Für absehbare Zeit sei jedoch Deutschland der größte militärische Auftraggeber der EADS mit den großen Rüstungsprogrammen wie dem Eurofighter oder der A400M."Was uns zu schaffen macht, ist die Perspektive des deutschen Verteidigungsbudgets wie auch die Abwicklung der Programme. Dies bedeutet auch indirekt eine Schwächung der deutschen Seite in der EADS." Bischoff geht fest davon aus, dass der Airbus-Militärtransporter A400M trotz der erheblichen Verzögerungen gebaut wird."Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Programm nicht kommt."
Im Vorfeld einer Airbus-Betriebsräteversammlung in dieser Woche in Bremen rechtfertigte Bischoff die grundlegenden Organisationsänderungen in der Struktur des Flugzeugbauers als Folge der Integration in ein einheitliches Unternehmen. Danach sind die Airbus-Werke in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien direkt der Airbus-Zentrale in Toulouse unterstellt. Dies bedeutet einen Wechsel von nationalen zu funktionalen Strukturen. Diese Integration sei eine absolute Notwendigkeit, um wirtschaftlich vorteilhafte Strukturen zu erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Die Fluggastzahlen in den USA und Europa erholen sich nach Aussagen Bischoffs langsamer als erwartet. Hinzu kämen Unsicherheiten, wie ein möglicher Irak-Konflikt."Auf heutiger Basis haben wir Anlass, für das Jahr 2004 ausgesprochen vorsichtig zu sein." Notwendig sei daher eine weitere Flexibilisierung der Produktion.
© 2002 Financial Times Deutschland
Gruß
Felix
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