- USA macht Stimmung gegen Deutschland - rodex, 20.11.2002, 21:42
- Our German Allies - HB, 20.11.2002, 22:28
- Our German Allies - Our German Alliens, was so ein n(o) ausmacht..:-) (owT) - Tofir, 21.11.2002, 00:27
- Re: Our German Allies - Our German Alliens, was so ein n(o) ausmacht..:-) (owT) - apoll, 21.11.2002, 10:56
- Our German Allies - Our German Alliens, was so ein n(o) ausmacht..:-) (owT) - Tofir, 21.11.2002, 00:27
- ...unterstützt wurde das gerade in den Tagesthemen mit dem Satz... - Praxedis, 20.11.2002, 22:57
- Re: Demnächst im großen Welttheater - Tempranillo, 20.11.2002, 23:23
- muss das Akronym *GröFaZ* jetzt umgewidmet werden? - Heil Führer... - Digedag, 21.11.2002, 15:34
- Re:...Die Ratingagentur Moodys ist doch auch sehr vaterlandstreu - Luigi, 21.11.2002, 19:44
- Re:...Die Ratingagentur Moodys - nomen est omen *Moody*s - Digedag, 21.11.2002, 20:16
- Our German Allies - HB, 20.11.2002, 22:28
USA macht Stimmung gegen Deutschland
-->Stimmung gegen Deutschland
ZÜRICH, 20. November. An den Finanzmärkten braut sich etwas zusammen: Stimmung gegen Deutschland, was die Renten- und Devisenhändler zu spüren bekommen. Die"Stimmungsmache" komme - so wird gesagt - von der Wall Street. Amerikanische Finanzhäuser würden"negative Nachrichten über den deutschen Bankenmarkt" verbreiten, voran pessimistische Äußerungen der Rating-Agentur Moodys über den Allianz-Konzern. Moodys hatten am Dienstag abend ihren Ausblick für die Bewertung der Allianz-Gruppe"von stabil auf negativ" geändert. Am Mittwoch hat der Konzern einen"großen Schluck aus der Pulle" - Emissionsprogramm von 2 Milliarden Euro - in Eurowährung und in Doller angekündigt. Begeisterung hat das nicht am Markt ausgelöst.
Der Aufwärtstrend des Euro gegen Dollar wurde zur Wochenmitte gestoppt. Dies wird wiederum auch auf negative Äußerungen des EU-Währungskommissars Pedro Solbes gegenüber Deutschland zurückgeführt."Es ist gefährlich, wenn ein großes Land wie Deutschland gegen die Regeln des Stabilitätspakts verstößt." Natürlich ist dies - wie in der Schweiz vermerkt wird - Wasser auf die Mühlen der amerikanischen Kritiker gegenüber der deutschen Politik. Schließlich hat sich auch der amerikanische Notenbankchef Alan Greenspan am Dienstag abend auf Deutschland"eingeschossen". Er ritt in Washington eine Attacke gegenüber"den strukturellen Verkrustungen in Europa", wobei er wohl hauptsächlich Deutschland meinte. Greenspan verwies seinerseits auf die Kritik des Internationalen Währungsfonds gegenüber Berlin. Am Finanzplatz Schweiz glaubt man nicht an Zufälle. Es sei offensichtlich eine"konzertierte Aktion" der Amerikaner gegenüber der Regierung Schröder im Busche, den aufmüpfigen Deutschen im Irak-Konflikt zu zeigen, wo die Musik am internationalen Finanzmarkt spiele.
Große Hoffnungen machen sich die Bondshändler jetzt nicht mehr auf ein gutes Jahresultimo-Geschäft in Anleihen. Das private Publikum - aber auch die Versicherungs-, Pensions- und Investmentfonds - würde nur zögerlich in Erwartung der Silvesterkupons internationale Anleihen vorkaufen. Das Angebot an Neuemissionen in Dollar- und Euro-Währung ist Ende November recht bescheiden. Es fehlt an zugkräftigen vertrauenswürdigen Schuldner-Adressen.
Zur Zurückhaltung trägt auch der plötzliche Meinungsumschwung am Devisenmarkt gegenüber dem Euro bei. Hatte man bisher damit gerechnet, daß die Europäische Zentralbank am 5. Dezember ihren Leitzins kräftig um 0,5 Prozent auf 2,75 Prozent senken würde, um näher an den extrem niedrigen Dollar-Notenbankzins von 1,25 Prozent heranzurücken, so glaubt man jetzt, daß angesichts hoher Inflationsraten im Euroraum und der Stimmung gegenüber Deutschland"allerhöchstens noch mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozent" zu rechnen sei. Die Schweizer sorgen sich ihrerseits über anhaltende Zuflüsse von Auslandsgeld. Nach neuesten Umfragen wird mit einer weiteren Senkung des Leitzinsbandes der Nationalbank um ein viertel Prozent gerechnet. Der Drei-Monats-Frankensatz der Banken würde dann bis auf 0,5 Prozent, vielleicht sogar bis auf 0,25 Prozent ermäßigt werden. Das wäre schon"japanisches Zinsniveau".
Hochkonjunktur haben lediglich die"Euro-Exoten", worunter man am Markt jene Ostländer versteht, die in die Europäische Union 2004 aufgenommen werden sollen. Die Tagesspekulation konzentriert sich vor allem auf Anleihen in ungarischen Forint, in polnischen Zloty und Tschechen-Kronen. Die Ungarn beklagen einen so starken Zufluß von Auslandsgeld, daß sie inflationäre Folgen fürchten. Der Notenbankzins liegt jetzt bei 8 Prozent. Für Forint-Staatsanleihen auf drei Jahre ist die Rendite auf 7,17 Prozent zurückgegangen. Es sind hauptsächlich Spekulanten, welche jetzt in"Beitritts-Währungen" einsteigen. Sie rechnen damit, daß die Wechselkurse gegen Euro noch eine Zeitlang weiter steigen könnten. Der Weg ins Zinsparadies Euro der Osteuropäer ist mit"heißem Geld gepflastert", das ist keine ungefährliche Entwicklung.
Für einige Verwirrung hat ein Angebot der Hamburger Sparkasse bei privaten Anlegern ausgelöst. Die Kasse hat eine Anleihe in Euro zu 7 Prozent, aber nur auf ein Jahr, aufgelegt. Am Geldmarkt sind die Eurozinsen auf zwölf Monate natürlich viel niedriger. Des Rätsels Lösung: Die Sparkasse geht wohl davon aus, daß die Zeichner der Anleihe nach Fälligkeit das Geld in Investmentfonds anlegen. Die Anleihe wäre demnach eine originelle verkaufsfördernde Aktion, um Fondsanteile abzusetzen.
HEINZ BRESTEL
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.11.2002, Nr. 271 / Seite 21

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