- seit langem wieder mal eine laienhafte Frage... Welche Effekte - Ricoletto, 21.11.2002, 16:53
- Re: seit langem wieder mal eine laienhafte Frage... Welche Effekte - Bär, 21.11.2002, 17:31
- Re:... Welche Effekte --- der Effekt heisst *Argentinien* - Digedag, 21.11.2002, 17:46
Re:... Welche Effekte --- der Effekt heisst *Argentinien*
-->>hätte die Aussetzung der Zinszahlungen auf Staatsschulden (allg. und insbesondere auf die BRD bezogen) für bspw. 1 Jahr...
Das würde ziemlich plötzlich in den faktischen Staatsbankrott münden.
Bundesschatzbriefe, Bundesobligationen, Bundesanleihen und wie sie alle heißen, die werden doch wegen ihrer"sicheren" Verzinsung gekauft.
Wenn dieses einzige Verkaufsargument plötzlich ausfällt, wird keiner mehr sein Geld für neue Bundes-dingsda ausgeben.
Wenn Du nur die Zinszahlung aussetzt, fallen erstens die Kurse aller derartiger Staatspapiere wie die Junkbonds, weil sie keiner mehr abkaufen will.
Zweitens können Neuemmissionen derartiger Papiere nicht mehr platziert werden.
Und das ist das Schlimmere. Denn die durchschnittliche Laufzeit der Staatspapiere -(genaue Zahl kenne ich nicht, als"Hausnummer" mal 5 Jahre)- bedingt, dass jedes Jahr 1/(Hausnummer)5 = 20% neue Papiere verkauft werden müssen, nachdem die ausgelaufenen zurückgezahlt sind.
Also müsste der Haushalt um mindestens 20% gekürzt werden, oder die Tilgung muss auch ausgesetzt werden.
Und das wären dann klare argentinische Verhältnisse.
Die viel bejammerten 3%"Neuverschuldung" sind nämlich eine glatte Lüge.
Die müssten eingentlich"Zusatzverschuldung" heißen.
Die eigentliche Neuverschuldung sind nämlich die ganzen Staatspapiere, die neu aufgelegt werden, um die auslaufenden abzulösen.
Diese eigentliche Neuverschuldung beträgt jährlich
= Gesamtstaatsschuld / durchschnittliche_Laufzeit
Diese Menge wäre ab sofort nicht mehr am Markt aufnehmbar, dazu käme die 3.xx%"Neuverschuldung" genannte Zusatzverschuldung, also schon knapp 24%, um die das nächste Budget kekürzt werden müsste.
Selbst wenn dann die Entscheidung korrigiert würde, wäre das Vertrauen arg lädiert, die Kurse der laufenden Anleihen blieben niedrig, und neue könnten nur gegen sehr hohe Zinsen plaziert werden.
Damit wäre das nächste Budget dann durch hohe Zinsen belastet, und die nächste Zusatzverschuldung würde weit jenseits der lieben 3% liegen. Und diese Extra-Nachfrage würde die Zinsen noch höher treiben.
Wenn es ganz Euroland so macht, wäre dann der Euro (wie der Peso) nur noch Klopapier, es wäre eine rasende Inflation.
Wenn es nur Deutschland macht, wäre es der Staatsbankrott, denn auch gegen sehr hohe ZinsVersprechen werden nur wenige Leute deutsche Staatsanleihen kaufen wollen, Euro-Anleihen gibt es ja zuverlässiger von anderen Euro-Staaten.
Also Aussetzung aller möglichen Staatsausgaben, Sozialhilfe, Kultursubventionen, Bildungsausgaben; radikale Kürzung der Beamtengehälter, usw. usw..
Und wenn Deutschland das nicht allein hinkriegt, Zwangsverwaltung aus Brüssel, wie bei den Gemeinden, wenn sie pleite sind, und der Landkreis einen Zwangsverwalter stellt.
Digedag

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