- Sozialleistungen... einmal ganz anders......... - Trixx, 21.11.2002, 19:20
- Re: Sozialleistungen... einmal ganz anders......... - JLL, 21.11.2002, 20:02
- Re: Einzelfall? - Baldur der Ketzer, 21.11.2002, 22:37
Sozialleistungen... einmal ganz anders.........
-->Kann ja mal passieren. Schwanger geworden, Vater des Kindes leider Probleme mit Drogen und so ganz der Richtige war er auch nicht. Zum Glück gab es damals vor 16 Jahren in BW das Mutter-Kind-Programm. Großzügig gefördert vom Land, 2 Jahre lang, außer Wohngeld noch so viel netto, dass sich das Arbeiten wirklich nicht gelohnt hätte.
Nach 2 Jahren war das Programm leider zu Ende und sie hat sich nach einem Job umgesehen. Angebot einer Firma, 6 Stunden täglich, gut bezahlt. Es war ein schöner Sommertag beim Bewerbungsgespräch und die Vorstellung, an solchen Tagen am Reißbrett in einem Büro stehen zu müssen, war unerträglich. Und so gab sie als Antwort auf das Jobangebot, dass sie noch nicht wisse, ob sie überhaupt arbeiten wolle oder doch lieber Sozialhilfe beziehen werde.
Der Personalchef blieb trotzdem freundlich. Na klar, lieber Sozialhilfe.
Inzwischen hatte ihr Vater eine kleine Dachwohnung gekauft und zum Höchstpreis an die Tochter vermietet. Am freien Markt hätte er nie diese Miete bekommen. Vater Staat hat ohne zu mucken bezahlt, das Sozialamt wusste offensichtlich nichts über das Objekt und auch die verwandtschaftlichen Beziehungen haben keine Überprüfung veranlasst.
Die große Liebe trat in ihr Leben. War zwar ein totaler Chaot, arbeitslos (arbeitsunwillig), auch gab es viel Streit, der im ganzen Haus zu hören war. Seine große Liebe war leider nicht sie, sondern der Alkohol. Dafür gibt es doch eine Lösung? Richtig, noch ein Kind muss her.
Wäre ja auch schöner für die Tochter, nicht so alleine aufzuwachsen.
Kaum hat es geklappt mit der Schwangerschaft, hat sich der Chaot verabschiedet. Doch zum Glück gab es noch immer das Mutter-Kind-Programm. Als eine der letzten wurde sie noch angenommen. Denn inzwischen hatte das Land Zweifel, ob dieses Programm den beabsichtigten Zweck erfülle und hat es eingestellt.
Der Junge war 3 Jahre alt, als ein neuer toller Mann in ihr Leben trat. Schulabbrecher, Schulden bis zum Stehkragen und gewalttätig unter Alkoholeinfluss, was leider öfter der Fall war. Diesmal war es zwar nicht geplant, aber man freute sich trotzdem über die neue Schwangerschaft.
Die Dachwohnung war zu klein geworden und glücklicherweise bekam sie eine Sozialwohnung von der Stadt 4 ½ Zimmer, Küche, Bad, Balkon. Der Lebensgefährte konnte zwar wegen der Sozialhilfe nicht offiziell dort wohnen, aber inoffiziell schon.
Als sie im Krankenhaus zur Entbindung war, hat die Krankenkasse den Lebensgefährten als Haushalthilfe bezahlt, denn es musste ja jemand die anderen 2 Kinder versorgen. War doch nett von der Krankenkasse. Er wäre zwar ohnehin da gewesen, aber wenn sie so großzügig sind? Auch dieses Glück ging nach einigen Monaten zu Ende.
Habe ich erwähnt, dass keiner der Väter Unterhalt zahlt? Ist nicht weiter schlimm, denn Vater Staat zahlt in solchen Fällen den sog. „Unterhaltsvorschuss“. Den wird er leider nie zurück bekommen, denn die 3 Herren haben kein Einkommen, offiziell wenigstens.
Die monatliche Sozialhilfe mit Sonderleistungen und das Wohngeld sind zwar nicht üppig, aber das ist ja nicht alles. In den ganzen Jahren gab es u.a. bei Bedarf eine kostenlose psychologische Betreuung, rechtliche Unterstützung durch einen Anwalt bei diversen gerichtlichen Auseinandersetzungen, mehrere Erholungskuren, bei Verdacht auf Allergie wegen Amalgamfüllungen kostenloser Ersatz durch Goldinlays und -Kronen, zeitenweise eine Familienhelferin einer kirchlichen Institution und eine bereits 2-jährige volle Betreuung (Hausaufgaben und Mahlzeiten, auch in den Ferien) für den lernschwachen Sohn ebenfalls durch eine kirchliche Institution.
Ob sie sich nicht als Schmarotzer des Sozialsystems fühlt? Nein, denn die Ausländer bekommen diese Hilfe ebenfalls und da hat sie als Deutsche mehr Rechte und im übrigen würden ihre 3 Kinder mal meine Rente zahlen. So kann man das auch sehen, man muss nur scharf nachdenken!
Nach 16 Jahren - dank knapper Kassen - jetzt reduzierter Sozialhilfe, kam der Wunsch, wieder arbeiten zu gehen. Technischer Zeichner stehen aber inzwischen nicht mehr am Reißbrett, sondern arbeiten am Computer mit CAD. Bleibt nur Weiterbildung mit Hilfe des Arbeitsamtes.
Macht das überhaupt Sinn? Anfang 40, 3 Kinder im Alter von 6 - 15, 16 Jahre aus dem Job - ob sie bei der derzeitigen Lage am Arbeitsmarkt überhaupt einen Job bekommt? Und falls ja, hat sie netto überhaupt so viel wie jetzt mit der Sozialhilfe?
Egal, das Arbeitsamt hat erst mal verlangt, dass sie sich arbeitssuchend bzw. arbeitslos meldet. Sonst kommt sie für Umschulung nicht in Frage. Ein privates Institut bietet eine solche CAD-Ausbildung halbtags an. Dauert 1 Jahr und kostet schlappe 20 - 25.000 EURO.
Das Arbeitsamt hat sich noch nicht geäussert, ob es diesen Kurs bezahlt.
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob es das wirklich tun wird............

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