- Massensterben bei Aktienfonds - Praxedis, 25.11.2002, 13:57
Massensterben bei Aktienfonds
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Hamburg (rpo). Bei den Fonds hat nach der Börsenflaute ein regelrechtes Massensterben eingesetzt - allein in diesem Jahr sind bereits 115 Fonds geschlossen worden.
Damit hat sich ihre Zahl im Vergleich zu 2001, als 54 Fonds geschlossen wurden, bereits jetzt mehr als verdoppelt."Besonders gefährdet sind Nischenfonds, deren Vermögen sich nach dem Börsencrash stark dezimiert ha", sagt Thomas Bieler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Das gilt beispielsweise für Fonds, die in exotische Bereiche wie Sport und Gesundheit investiert haben oder auf kurzfristige Trends reagierten. Die Anbieter müssen die Schließung mindestens drei Monate vorher bekannt geben, verhindern können Anleger die Auflösung aber nicht. Ihnen bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder wechseln sie in einen anderen Fonds oder sie machen zwangsweise Kasse. Zwar wird Anlegern das Geld für den Wert ihrer Anteile zurückgezahlt, doch wenn der Fonds zu diesem Zeitpunkt stark im Wert gesunken ist, steigen sie unter Umständen mit Verlusten aus.
Die Fondsschließungen haben ihre Ursachen in den vergangenen Boomjahren. Zum Höhepunkt des Börsenfiebers überfluteten unzählige Anbieter den Markt mit immer Angeboten und zahlreichen Fondsexoten. Viele Anleger haben sich nach enttäuschenden Renditen aber wieder zurückgezogen, und so bringen es manche Fonds nur noch auf ein Volumen von wenigen Millionen Euro. Gerade sie sind wegen der hohen Managementkosten von der Schließung bedroht."Gefährdet sind Fonds mit einem Volumen von weniger als sechs Millionen Euro", sagt Marion Weitemeier vom Fachmagazin"Finanztest".
Auch die Fusion von Investmentgesellschaften kann für einen Fonds das Ende bedeuten. Durch die Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz verschwinden laut"Finanztest" allein in diesem Jahr gleich elf Fonds vom Markt."Die Finanzriesen möchten sich nicht mit ähnlichen Produkten Konkurrenz machen", erläutert Weitemeier.
Laut BVI ermöglichen die Fondsanbieter dem Anleger in der Regel, ohne Ausgabeaufschlag in einen anderen Fonds der Gesellschaft zu wechseln. Schwieriger ist die Situation wenn die Fonds bei einem Discountbroker oder einer Direktbank erworben wurden, denn die legen die Wechselbedingungen selbst fest."Falls ein Wechsel nicht ohne Kosten möglich ist, sollten die Anteile sofort verkauft werden", rät Weitemeier. Problematisch kann es auch bei ausländischen Fonds werden."Wenn in den Verkaufsbedingungen eine Kostenpauschale bei der Auflösung vorgesehen ist, kann diese vom Fondsvermögen abgezogen werden", so Bieler.
Die Schließung eines Fonds muss aber keineswegs negativ sein."Sie bietet dem Anleger die Chance auf eine Kurskorrektur seiner Anlagestrategie", betont Weitemeier. Das sollten vor allem diejenigen Anleger nutzen, die in spezielle Branchen- oder Themenfonds investiert hätten und kostenfrei wechseln können. Allerdings sollte sie nicht vorschnell die Empfehlung der Investmentgesellschaft annehmen, sondern zunächst prüfen, wie gut der angebotene Alternativfonds ist. Für die Auswahl hat Bieler eine Faustregel parat:"Am sichersten ist es, etablierte Fonds mit einem Volumen von mindestens zehn Millionen Euro zu wählen, die sowohl im kurz- als auch im langfristigen Bereich überdurchschnittliche Renditen vorweisen können."
Die Fondsauswahl ist nach wie vor enorm und steigt trotz der Schließungen weiter. Waren im vergangenen Jahr 903 Aktienfonds im Angebot, sind es laut BVI derzeit bereits 1.063. Zugleich schwindet allerdings das Interesse der Anleger. Investierten sie 2001 noch 4,4 Milliarden Euro in Aktienfonds, waren es in den ersten neun Monaten dieses Jahres lediglich 1,3 Milliarden Euro.
<ul> ~ Quelle ---> RP-Online</ul>

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