- TV-Tipp: MDR 20:45 Die deutsche Atombombe - HB, 27.11.2002, 15:38
- Re: TV-Tipp: MDR 20:45 Die deutsche Atombombe - pecunia, 27.11.2002, 20:17
- Re: TV-Tipp: MDR 20:45 Die deutsche Atombombe - tas, 27.11.2002, 21:56
- Re: TV-Tipp: MDR 20:45 Die deutsche Atombombe / fängt gleich an! (owT) - HB, 27.11.2002, 20:48
- Danke für den interessanten Hinweis!! - spieler, 27.11.2002, 21:21
- Re: TV-Tipp: MDR 20:45 Die deutsche Atombombe - pecunia, 27.11.2002, 20:17
TV-Tipp: MDR 20:45 Die deutsche Atombombe
-->Mittwoch, 27.11. 2002, 20.45 Uhr
Das Geheimnis vom Jonastal - Thüringen und die Atombombe
Ein Film von Achim Hess und Regine Liebich
In dem winzigen Thüringer Dörfchen Haarhausen lebt zurückgezogen ein alter Mann. Der Schriftsteller und Heimatforscher Martin Stade behauptet Ungeheuerliches: Gegen Ende des 2. Weltkrieges hätten die Nazis über Interkontinentalraketen mit Atomsprengköpfen verfügt. Ihre Reichweite: bis nach New York. Entwickelt und produziert worden seien die Wunderwaffen in gigantischen unterirdischen, teilweise 14 Stockwerke tiefen Bunkern nahe dem alten Truppenübungsplatz Ohrdruf. Alle dort heute bekannten Anlagen, wie das letzte Führerhauptquartier im Jonastal oder das Atomlabor in Stadtilm, seien nur Attrappen gewesen. Seit 1937 hätten in Deutschland bereits Uranfabriken gearbeitet. Und: Die amerikanischen Bomben auf Hiroshima und Nagasaki seien deutsche gewesen.
Hobbyhistoriker Martin Stade
Keiner würde dem Mann glauben, der seine Ideen in zahlreichen Büchern veröffentlicht hat, wenn nicht Dutzende anderer Hobbyhistoriker in der Region zu ähnlichen Rechercheergebnissen gekommen wären. Aber niemand von seinen Kollegen geht so weit wie er. Viele distanzieren sich von ihm. Da er seine Quellen nicht Preis gibt, halten ihn seine Kritiker für unseriös.
Das Filmteam begleitet Martin Stade bei seinen Nachforschungen. Immer wieder finden sich dabei Indizien, die seine Theorie stützen. Aber woher er das alles weiß, verrät er nicht. So fällt es schwer, das Unfassbare zu glauben. Er habe seine Informationen von den Nachkommen beteiligter SS-Offiziere. Diese hätten noch heute Angst, als Verräter behandelt zu werden.
Tausende von Buchenwald-Häfltingen starben beim Stollenbau
Tatsache ist, dass in Thüringen das letzte"Schutz- und Trutzgau" Deutschlands geplant war. Man transportierte Kunstgegenstände, Gold, Devisen und anderes wertvolles Beutegut in großen Mengen hierher. Wichtige Ämter, Stäbe und Entwicklungsabteilungen für Hochtechnologie wurden in der letzten Phase des Krieges in die Thüringer"Igelstellung" verlegt. So errichtete eine Abteilung der deutschen Gruppe für Atomforschung um Dr. Kurt Diebner und Prof. Walter Gerlach ihr letztes Versuchslabor in den Kellern einer Schule in Stadtilm. Historisch gesichert ist auch, dass Tausende von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald zwischen Herbst 1944 und April 1945 im Jonastal Zwangsarbeit leisten mussten. Die meisten verloren aufgrund der unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen in den Außenlagern des KZ Ohrdruf ihr Leben. Es wurden in kurzer Zeit mehr als 25 Stollen in die Muschelkalkhänge des Jonastals getrieben, die
heute verschlossen sind.
Über den genauen Beginn und den tatsächlichen Umfang der Arbeiten sind die Aussagen widersprüchlich. Die Angaben über die Zahl der am Bau eingesetzten Häftlinge schwanken zwischen 24.000 und 40.000. Bergbauexperten behaupten, dass für den Bau der bisher bekannten und erforschten Anlagen wesentlich weniger Arbeitskräfte nötig gewesen wären. Das legt den Schluss nahe, dass durchaus noch unentdeckte unterirdische Areale existieren könnten. Das bestätigen Aussagen von am Bau beteiligten Häftlingen, welche die Torturen überlebten. Auch Einwohner und Angehörige der 89. US-Infanteriedivision sprechen übereinstimmend von komfortablen und technisch hervorragend ausgestatteten unterirdischen Anlagen riesigen Ausmaßes.
Die Objekte"SIII" und"Olga"
Behauptet wird, das im Jonastalgebiet an einer deutschen Langstreckenrakete mit nuklearem Gefechtskopf, der so genannten"Amerika-Rakete" gebaut wurde. Zudem ist die Rede von"V-Waffen-Entwicklung","Teilchenbeschleunigern","Energieerzeugung nach Tesla-Prinzipien","Hochfrequenztechnik" und so genannten"Todesstrahlwaffen". Die Fakten dazu sind widersprüchlich, denn nur sehr wenige Dokumente zu den Geheimnis umwitterten Objekten"S III" und"Olga" sind überhaupt frei zugänglich. S III stand für das Sonderbauvorhaben Jonastal. Olga war der Deckname für das geplante Führerhauptquartier und den Truppenübungsplatz Ohrdruf. Tatsache ist, dass bereits 1937 der Bau einer hochmodernen, unterirdischen Nachrichtenzentrale auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf begann. Sie lag drei Stockwerke unter der Erde und war für die Erfordernisse des Übungsplatzes völlig überdimensioniert. Ihre Eingänge waren durch Wochenendhäuser getarnt, aus deren Schornsteinen etwas Rauch aufstieg, wenn der 475 PS starke Schiffsdiesel, der das"Amt 10" vom Energienetz unabhängig machte, in Betrieb ging. Reste der gigantischen Anlage sind noch heute zu finden.
Die meisten unterirdischen Objekte wurden kurz vor Kriegsende von der SS gesprengt und getarnt. Dokumente, die Aufschluss geben könnten, wurden teilweise vernichtet. Was übrig blieb, transportierten die Amerikaner nach der deutschen Kapitulation ab. Bewiesen ist, dass am 7. April 1945 eine hochrangige Expertenkommission von US-Atomforschern die Hinterlassenschaften im Jonastal begutachtete. Was genau die Wissenschaftler in den unterirdischen Anlagen fanden und nach Aussagen der Anwohner"in großen Mengen" abtransportieren ließen, ist unklar. Alle Akten, die zur Aufklärung der Vorgänge beitragen könnten, sind bis heute durch das Pentagon als"Classified" eingestuft. Das bedeutet, dass sie für weitere 50 Jahre unzugänglich bleiben werden.
Ebenso unklar ist das Schicksal von Hans Kammler. Der mit umfassenden Kenntnissen und Vollmachten ausgestattete SS-Obergruppenführer war zu Kriegsende der Hauptverantwortliche für die Projekte Olga und SIII. Er war der Befehlshaber über alle deutschen Hochtechnologieprojekte und Untertageverlagerungen. Nach Kriegsende gelang es Kammler unterzutauchen. Seine Spur verliert sich 1946 in Prag.
Nachweise für die"Bombentheorie" stehen noch aus
Nach Kriegsende versuchten die Sowjetarmee, die DDR-Staatssicherheit, aber auch Schatzsucher, Hobbyhistoriker und Höhlenforscher, dem Rätsel um das Jonastal auf die Spur zu kommen. Bisher gelang niemandem ein Existenznachweis der unterirdischen Produktionsanlagen der"Wunderwaffen". Der Film hinterfragt die Bombentheorie, distanziert, aber fair: bei Vertretern von Behörden, Wissenschaft und der Bundeswehr, der jetzigen Nutzerin des Militärgeländes. Alle dementieren ausnahmslos. Aber auch Heimatforscher, Geschichtsinteressierte und Schatzsucher kommen zu Wort, welche Stades Theorie zumindest in Teilen folgen. Was bleibt, sind viele Fragen. Besonders dort, wo die offizielle Geschichtsforschung aufhört.
<ul> ~ Das Geheimnis vom Jonastal - Thüringen und die Atombombe</ul>

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