- Unternehmen mit den größten Schulden Europas (entschuldigt die Formatierung) - marsch, 27.11.2002, 18:32
- Re: Unternehmen mit den größten Schulden Europas - drooy, 27.11.2002, 19:10
- Umsatz oder Gewinn? - Kasi, 27.11.2002, 20:00
- Re:Ich bin auch kein Experte, aber.... - Luigi, 27.11.2002, 20:19
- Grausam!!!! - slipnir, 27.11.2002, 21:40
- Re: Unternehmen mit den größten Schulden Europas (entschuldigt die Formatierung) - patrick, 28.11.2002, 01:44
- Diese Schulden zahlen die Sparer auch (oder die Kunden) - Miesespeter, 28.11.2002, 04:44
- Ich such mal weiter, vielleicht finde ich ein paar Details - marsch, 28.11.2002, 11:05
Diese Schulden zahlen die Sparer auch (oder die Kunden)
-->>Ich bin kein BWL'er. Aber so schlimm sieht das doch gar nicht aus, mal abgesehen von den Telekoms und Vivendi. Zwar kann ich mir nicht vorstellen wie solche Summen jemals zurückgezahlt werden können, aber für den"laufenden Betrieb" sollte dies doch noch ganz gut funktionieren, auch für die Zukunft (rein gefühlsmäßig).
>Was sagen die Experten dazu?
>Grüße
>MARSCH
Das mit dem Funktionieren kommt auf die Gewinnmargen an. Es ist im Allgemeinen fuer Grossunternehmen kein Problem, eine Zinslast i.H.v. 5% vom Umsatz oder aehnliches ueber den VK reinzuholen. Fuer die Telekoms noch viel weniger, weil die operating margins bei denen sehr hoch sind (ca. 25%), ausserdem haben die noch immer das Monopol ueber die letzte Meile, koennen also mit den Preisen recht frei umgehen.
Kritisch wird das Ganze nur dann, wenn ueber einen laengeren Zeitraum aufgrund von (internationaler) Konkurrenz der Druck auf die Margen so gross wird, dass nicht mehr profitabel operativ gewirtschaftet werden kann und die Zinsen aus dem Kapital geschnitten werden muessen. Oder wenn die Umsaetze radikal fallen. Bei einem Umsatzrueckgang von 50% oder mehr wird die Zinslast erheblich schwerer.
Davon sind aber die meisten Unternehmen noch weit entfernt, weil durch entsprechende Auslagerungen in Billiglohnlaender, Automatisierungen, Rationalisierungen etc. dem Margendruck entgegengewirkt wird. Oftmals koennen sogar sinkende Umsaetze durch VERBESSERTE Margen aufgefangen werden.
Das verschiebt das Problem dann ins Politische, denn die entlassenen Ueberbezahlten machen natuerlich politisch Druck, und muessen auch irgendwie ernaehrt werden.
Ich persoenlich denke, die Telekoms koennten theoretisch ihre Schulden auch dann bedienen, wenn ihnen die Umsaetze um 50% wegbriechen. Dann muessten sie halt ihren Fizkostenapparat entsprechend zurueckfuehren und fuer die verbleibenden 50% die Preise erhoehen, um dem erhoehten Fizkostenanteil und Zinsanteil gerecht zu werden. Solange ich keine Konkurrenz habe, die mir eine solche Preiserhoehung unmoeglich macht, ist das alles kein Problem.
Praktisch siehts natuerlich anders aus. Warum sollte ein Unternehmen nicht die Stimmung mitnehmen? Es ist doch viel einfacher, die noetigen Anpassungen locker anzugehen, Banken und Politikern immer mit der Insolvenz zu drohen, und dann per Subventionen und spaeter Entschuldungsschnitten gemuetlich dem Marktdruck eine lange Nase zu drehen. Solange dies moeglich ist, wird es so gemacht werden. Sozialismus belohnt nicht nur untaetige Arbeitnehmer, sondern auch untaetige Unternehmen. Der Zahlmann ist immer der Sparer.
'But whilst there may be intrinsic reasons for the scarcity of land, there are no intrinsic reasons for the scarcity of capital.... It will be, moreover, a great advantage of the order of events which I am advocating, that the euthanasia of the rentier, the functionless investor, will be nothing sudden, merely a gradual but prolonged continuance of what we have recently seen in Great Britain, and will need no revolution.'
~ John Maynard Keynes General Theory, p. 376

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