- Paket am Postweg verschwunden? Das passiert damit: - HB, 01.12.2002, 01:00
- Re: Paket am Postweg verschwunden? Das passiert damit: - Herbi, dem Bremser, 01.12.2002, 01:24
- Regeln für den Paketverlust - HB, 01.12.2002, 02:06
- Re: Paket am Postweg verschwunden? / @Herbie - -- ELLI --, 01.12.2002, 22:54
- Re: Päckchen auf Postweg verschwunden? / @Herbi ** logo - Herbi, dem Bremser, 02.12.2002, 00:06
- Re: Päckchen auf Postweg verschwunden? / @Herbi ** logo/ Suuupi! oT - - ELLI -, 02.12.2002, 00:12
- Re: Päckchen auf Postweg verschwunden? / @Herbi ** logo - Herbi, dem Bremser, 02.12.2002, 00:06
- Re: Paket am Postweg verschwunden? Das passiert damit: - Herbi, dem Bremser, 01.12.2002, 01:24
Paket am Postweg verschwunden? Das passiert damit:
-->Bei solch schlampigem Vorgehen, wie in folgender Geschichte beschrieben, kann man meist davon ausgehen, daß das nur die Spitze eines Eisberges ist und in Wahrheit sich auch kriminelle Elemente auf dem Postweg direkt bedienen, da das ohnehin niemanden interessiert.
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Heroin und Gartenmöbel
Der Post droht doppelter Ärger: Jeden Monat verkauft sie tonnenweise angeblich nicht zustellbare Päckchen - und viele davon enthalten auch noch Waffen, Drogen oder Kinderpornos.
Die Fuhre von der Post kommt meist pünktlich, trotz ihres gewaltigen Umfangs. Am 5. November etwa waren es vier Sattelzüge, wuchtige 40-Tonner, voll bis oben hin, die vor dem Hintereingang der Firma J. Elsemann im bayerischen Markt Schwaben entladen wurden: 7710 Pakete, Päckchen und Sperrgüter - was in einem Monat bei der Deutschen Post AG eben so liegen bleibt.
Die Sendungen wurden auf deutschen Postämtern aufgegeben und bezahlt, erreichten aber nie ihr Ziel. Es sind Pakete und Päckchen, die als"unanbringlich" gelten, weil Absender oder Adressat nicht auffindbar sind, weil Adressen, so meint zumindest die Post, nicht stimmen oder ganz fehlen.
Rund 50 000 Euro hat die Firma J. Elsemann für die Novemberlieferung pauschal an die Post AG bezahlt, für das gelbe Logistikunternehmen ist das ein hübsches Nebengeschäft. Denn schließlich haben ihre Kunden für jede einzelne Sendung bereits Porto berappt - dann verschwand das gute Stück auf Nimmerwiedersehen, um schließlich im angeschlossenen Schnäppchenmarkt bei Elsemann billig verkauft zu werden.
Der Handel mit den doppelt bezahlten Gütern droht nun gleich doppelt unangenehm zu werden. Denn offensichtlich verwenden die laut Werbung so zuverlässigen Postler ("Wir bewegen Welten!") nicht übermäßig viel Mühe darauf, Pakete zu den Kunden zu bringen: Wenn in Markt Schwaben Reisekoffer, Computer, Mountainbikes, Gartenmöbel und Tausende kleinerer Sendungen aus den Lastern quellen, finden die Elsemann-Mitarbeiter oft ausreichend Paketaufkleber oder Lieferscheine mit gut lesbaren Adressen.
Zudem wird hier deutlich, wie intensiv Deutschlands Kriminelle die Post nutzen: Irgendwann fiel einem Lagerarbeiter in Markt Schwaben ein großes Kissen in die Hand, gefüllt mit Tausenden Ecstasy-Pillen. Das nächste Mal war es ein Teddybär gleichen Inhalts. Später fanden die Männer Waffen, Munition, Kinderpornografie, Elektroschocker, rechtsradikale Bücher, Filme und CDs.
Hin und wieder fallen ihnen auch Polizeiuniformen, Handschellen, kolumbianische Pässe, irakische Führerscheine, amerikanische Fluglizenzen oder Autokennzeichen in die Hände. Häufiger aber ist es Heroin (im November in einer Büchse Nescafé), Haschisch (in ausgehöhlten Edding-Stiften), Marihuana (in großen Streichholzschachteln), Haschplatten (in Schokoladenpapier).
Offenbar ist Postverantwortlichen klar, dass sie täglich heiße Ware in Massen transportieren. Denn vertraglich musste sich die Firma Elsemann verpflichten,"Gegenstände mit strafrechtlichem oder sicherheitsrelevantem Bezug" - darunter"Waffen, Munition, Ausweispapiere, Drogen, verbotene pornografische Darstellungen u. ä." - umgehend wieder bei der Post abzuliefern.
Doch daran hielt sich Firmenchefin Jo-Ann Elsemann nur zu Beginn vor fünf Jahren, dann wandte sie sich an die Kriminalpolizei in Erding. Für die Beamten dort erwies sich der Schnäppchenmarkt an der S-Bahn als Eldorado. Im Gegensatz zu den Postlern nämlich können sie die Absender oder Empfänger heißer Ware fast immer leicht aufspüren."Meist sind auf den Päckchen nur Hausnummern verdreht oder bei Namen Buchstaben verwechselt", sagt der Erdinger Kriminalhauptkommissar Josef Vogel.
Dank der identifizierten Adressen ließ die Polizei in Brandenburg im Sommer einen Vertrieb rechtsradikaler Medien hochgehen, im November letzten Jahres verhaftete sie mehrere Ecstasy-Dealer.
Zwar gibt es im Postkonzern ein ausgeklügeltes System für Güter, die als nicht zustellbar zum jeweiligen Paketzentrum zurückgebracht werden - laut Post AG liegt ihr Anteil ohnehin nur im Promillebereich. Im bundesweiten Zentrallager in Kitzingen bei Würzburg sollen die Angestellten versuchen, eine Adresse zu ermitteln. Dazu, so die Vorschrift, müssen sie die Sendungen notfalls öffnen, weil im Innern noch Adressen von Absendern oder Empfängern zu finden sein könnten.
Aber all das hat offenbar wenig Erfolg. Über 100 000 Pakete und Päckchen im Jahr lagern anschließend in den weiten Hallen der Frachtpostermittlungsstelle Bamberg und gehen von dort zur Firma Elsemann - zumindest bis Januar. Für die Zeit danach will die Post eine andere Firma gefunden haben, die für die Abnahme der verwaisten Güter mehr zahlt.
Die bisherige Aufkäuferin aus Bayern war der Post aber auch unbequem geworden. Der Ärger begann mit ihrem ersten Anruf bei der Kripo. Bald danach schickte die Post ihr einen Sicherheitsbeauftragten ins Haus, der seinerseits auf die Rückgabe der Drogen und Waffen drängte.
Die verunsicherte Geschäftsfrau wandte sich erneut an die Polizei. In einem amtlichen Schreiben versicherte die Polizeiinspektion Erding daraufhin, eine Abgabe der Ware an die Post AG sei völlig ausgeschlossen, da die"keinerlei rechtliche Erlaubnis für den Umgang mit Betäubungsmitteln und Waffen" besitze. Die Angestellten des ehemaligen Staatsbetriebes würden sich damit gar strafbar machen.
Merkwürdig auch: Manche Päckchen mit illegaler Ware, die von Elsemann-Hilfskräften in Markt Schwaben ausgepackt wurden, waren routinemäßig im Postlager bereits geöffnet, aber dann mit Klebebanderolen wieder verschlossen worden. Die Postler schickten also offensichtlich Waffen und Heroin gleich nach Bayern weiter und kassierten dafür auch noch ein paar Euro - statt sofort die Polizei zu verständigen.
Die Konzernzentrale in Bonn dagegen versichert, sie habe ihrerseits alles mit der Polizei abgestimmt. Nur um"ein korrektes Verhalten seitens des Dienstleisters garantieren zu können", habe sie darauf bestanden, die bedenklichen Sendungen selbst den Behörden zu übergeben.
Ebenso wie Kriminelle leiden auch brave Bürger unter dem Schwund beim gelben Riesen: Anhand von Lieferscheinen bemerkten Elsemann-Mitarbeiter etwa, dass eine Kinderboutique aus Niedernhausen einen Posten Kleidchen vermissen dürfte. Ute Z. aus Ettlingen wartet wahrscheinlich noch immer auf mehrere Liter Wein und Olivenöl eines italienischen Großhandels, und das antike Spinnrad, das Sascha L. in Wuppertal von einer Bekannten aus Rüsselsheim geschickt haben wollte, wird ebenfalls im Schnäppchenmarkt verscherbelt. Auch sieben Nachforschungsaufträge für eine Hardware-Sendung einer fränkischen IT-Firma nützten nichts: Das Gesuchte landete bei Elsemann.
Offenbar ahnen Verantwortliche der Post AG, wie einfach sich die Empfänger vieler dieser"unanbringlichen" Pakete finden ließen. Denn im Vertrag hat das Logistikunternehmen die Firma Elsemann ausdrücklich verpflichtet,"alle personenbezogenen und personenbeziehbaren Daten" von den Sendungen zu entfernen und unverzüglich zu vernichten. Und keinesfalls dürfe die Firma mit dem ursprünglichen Empfänger einer Postsendung in Kontakt treten oder ihm das vermisste Stück gar verkaufen.
Dabei wäre es besonders einfach bei den großen Stammkunden der Post, den Versandhäusern Quelle und Neckermann. 50 Millionen Pakete im Jahr, so wirbt die Post AG in einem Internet-Spot, bringe man zuverlässig allein im Auftrag von Quelle zu den Kunden. Wohl nicht immer. Denn 20 teure Markenfahrräder, original verpackt im Quelle-Karton, fanden sich im November bei Elsemann. Dazu Pakete mit Badehosen, Kaschmir-Damenpullovern, Betten, Schmuck, Uhren.
Im Frachtpostzentrum Bamberg wurde den erstaunten Aufkäufern aus Bayern nach deren Bekunden schon mal gesagt, Quelle wolle die nicht zustellbaren Sendungen gar nicht zurückhaben. Denn die Ware könnte mittlerweile beschädigt sein.
Bei der Quelle-Zentrale in Fürth indes stößt diese Auskunft auf Verwunderung. Natürlich sei man an jeder Rücksendung interessiert."Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Post das anders handhabt. Zumal unser Absender leicht zu erkennen ist", versichert Sabine Hauck von Quelle. Auch bei der Konkurrenz von Neckermann wollen die Verantwortlichen von nichts wissen, so ein Sprecher:"Wir gehen davon aus, dass die Post nicht zustellbare Pakete an uns zurückgibt."
Das behauptet auch die Postzentrale in Bonn:"Versandhauspakete stellen nur einen geringen Anteil der unanbringlichen Sendungen dar", heißt es - da ja anhand der Lieferscheine Adressen und Absender schnell zu identifizieren seien. Die Realität in Markt Schwaben sieht anders aus.
Aber schließlich ist selbst das Deutsche Rote Kreuz für die Post manchmal unauffindbar. So landete im September ein wattierter weißer Sack, gefüllt mit Spendengeldern in Rot-Kreuz-Sammeltütchen, bei Elsemann im Schnäppchenmarkt.
Dort fanden die Mitarbeiter auch schon heikles Datenmaterial, etwa Unterlagen der Münchner Staatsanwaltschaft oder Abrechnungen für Düsseldorfer Arztpraxen mitsamt Patientendaten. Selbst wahrlich Unwiederbringliches dürfen Elsemanns Leute aber nicht an Empfänger oder Absender leiten: die Bildermappe einer Kunststudentin aus Münster etwa, die sich mit ihren Originalen um die Aufnahme bei einer Akademie bewarb. Mit Adresse, Telefon und persönlichen Daten. Für die Post nicht zustellbar.
<ul> ~ Heroin und Gartenmöbel</ul>

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