- Goldige Zeiten...... das Heil im Edelmetall - Praxedis, 02.12.2002, 03:13
- Gut geschrieben - 340 Dollar pro Unze letzte Woche... habe ich gar nicht gemerkt - spieler, 02.12.2002, 09:20
- Du solltest den Unterschied zw. Spotpreis und Real-verkaufspreis kennen... (owT - yatri, 02.12.2002, 09:33
- Re: Gut geschrieben - 340 Dollar pro Unze letzte Woche... habe ich gar nicht gemerkt - klatti, 02.12.2002, 13:58
- Gut geschrieben - 340 Dollar pro Unze letzte Woche... habe ich gar nicht gemerkt - spieler, 02.12.2002, 09:20
Goldige Zeiten...... das Heil im Edelmetall
--><h2>Goldige Zeiten</h2>
Wenn die Weltwirtschaft in der Krise steckt, suchen viele ihr Heil im Edelmetall
von Hubert Zaremba
»Gute Nachrichten sind schlecht für Gold« - so die erste Goldhändlerregel. Bewirken demnach schlechtere Zeiten ein Steigen des Goldpreises? Bei über 340 Euro Verkaufspreis für eine Feinunze Gold (= 31,1035 g) Ende vergangener Woche und stabilen Kurserwartungen von 350 Dollar, muß da etwas dran sein. Wer zuviel Geld übrig hat, greife gleich zu ganzen Kilobarren. Vor einer Woche kostete so ein edles Stück 10382 Euro, zur Wochenmitte bereits 10521 Euro. Tags darauf sank der Preis wieder auf 10498 Euro, um zum Wochenabschluß nochmals auf 10504 Euro leicht anzuziehen. Warum also nicht zugreifen, beim Zuwarten den Kurs verfolgen und rechtzeitig wieder abstoßen.
Noch vor drei, vier Jahren, als der Überschwang am Aktienmarkt zunehmende Realitätseintrübung bei manchem Zocker herbeiführte, notierte die Unze Gold bei 275 Dollar. Zum etwa gleichen Wert wurde Gold auch im Mai 1979 gehandelt. Vor 1968 lag der Wert über Jahrzehnte mit relativ geringen Abweichungen bei stabilen 35 Dollar! Nachdem aber die Finanzspekulation vor dreißig Jahren wieder Schwung aufnahm, zog auch der Goldpreis mit. Vorläufiger Höhepunkt im Januar 1980: 850 Dollar für eine Unze Gold. Goldige Zeiten also ausgerechnet in Zeiten, da eine erneute Erdölverteuerung eintrat und vom US-Imperialismus angeheizte Kriege am Persischen Golf und in Afghanistan den noch währenden weltweiten Systemgegensatz - Kapitalismus gegen »Real«-Sozialismus - verschärften.
Heute, nach dem Absturz an den Aktienmärkten und angesichts einer lahmenden Weltkonjunktur sowie weiterer Unwägbarkeiten durch einen möglichen Krieg der USA gegen den Irak, gehen bei trister Kursentwicklung an den Aktienmärkten selbst professionelle Anleger dazu über, Anlagerisiken einzugrenzen und ihr Anlagendepot teilweise in pures Gold oder Aktien von Goldminen umzuschichten. Letztere steigen mit dem Goldpreis und stellen zugleich höhere Renditen in Aussicht. Fondsmanager verweisen darauf, daß fortschreitende Rationalisierung in den Goldminen die Produktionskosten weiter senkt, und längerfristiges Investment »Sinn« macht. Wenn die staatlichen Zentralbanken nicht in Versuchung geraten, Anteile ihrer Goldvorräte (weltweit ein Goldschatz von 30000 Tonnen) zur Stützung ihrer defizitären Staatshaushalte feilzubieten, ist mit weiterem Goldpreisanstieg zu rechnen.
Aber Gold ist nicht nur dafür da, ausgebuddelt und wieder in Banktresoren vergraben zu werden. Sein Gebrauchswert geht über den seines Tauschwertes weit hinaus. Die industrielle Produktion bedarf des Edelmetalls, etwa für Elektronikbauteile, oder die Medizin zur Herstellung von Zahnersatz. Allein die Schmuckproduktion macht weltweit knapp zwei Drittel des Endverbrauchs aus, wobei Luxusgegenstände aus Gold so manchem auch als individuelle Wertreserve dienen.
Mit 30 Tonnen Jahresproduktion war Mitte des 19. Jahrhunderts Rußland führender Goldproduzent der Welt. Heutzutage sind die USA, Australien und Südafrika mit ihren industriellen Abbauverfahren die Spitzenreiter unter den Goldschürfern. In Südafrika produzierte man 1970 noch 1000 Tonnen, bis 1999 sank die Ausbeute auf 474 Tonnen ab. In stellenweise auf 3500 Meter Tiefe vorgetriebenen Stollen wird dort bei schweißtreibenden 50 Grad Hitze das goldhaltige Gestein aus der Erdkruste gebrochen. Bei Produktionskosten von unter 200 Dollar pro Feinunze Gold ergibt jede Tonne Gestein etwa sechs Gramm Gold. Arbeitsunfälle im Goldminenwesen führen allein unter Tage zu 250 Toten im Jahr. »Südafrikas Goldbarren sind wahrlich hart erarbeitet«, vermeldete das Handelsblatt Ende 1999.
»Gold und Silber erscheinen gewissermaßen als gediegenes Licht, das aus der Unterwelt selbst hervorgegraben wird«, notierte Karl Marx 1858. »Kieselsteine haben keinen Wert (...), weil sie sich ohne Produktion (bestehe diese auch nur im Suchen) vorfinden.« Gold und Silber haben als Zirkulationsmittel »vor anderen Waren voraus, daß ihrem großen natürlichen spezifischen Gewicht - relativ große Schwere in kleinem Raum darzustellen - ein ökonomisches spezifisches Gewicht entspricht, relativ viel Arbeitszeit, d. h. großen Tauschwert, in kleinem Raum einzuschließen (zu vergegenständlichen). Letzteres hängt natürlich zusammen mit ihrem relativ seltenen Vorhandensein als Naturgegenstände« (Urtext Grundrisse). Als allgemeine Äquivalentform aller Waren bleibt die »metallne Naturalform des Goldes«, um Marx aus seinem »Kapital« zu zitieren, »unmittelbar gesellschaftliche Inkarnation aller menschlichen Arbeit«. Eine immer ausgedehntere Warenzirkulation schafft in ihrem historischen Gang stets neue Bedürfnisse und gebietet »unaufhörlichen Kauf fremder Ware«, was nur ein Tauschwert in allgemeiner Form garantieren kann. Somit »erwacht die Goldgier«, als Mittel zum Zweck der Erlangung aller möglichen Gebrauchswerte und Genüsse.
<ul> ~ Quelle ---> Junge Welt</ul>

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