- Der Westbesuch hamstert - Praxedis, 02.12.2002, 10:54
Der Westbesuch hamstert
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Berliner Messe bietet Chance, für Ostprodukte in alten Bundesländern zu werben
Von Joachim Göres
Die Nachfrage nach Ostprodukten nimmt ständig zu. Esda-Strumpfhosen und Werner´s-Klöße gehen auf der Berliner Ostpro weg wie warme Semmeln.
Berlin. Schlangen wie zu DDR-Zeiten in den Läden - das gab es vergangenes Wochenende auf der Messe Ostpro in Berlin, wo 100 ostdeutsche Firmen ihre Produkte präsentierten. Die Besucher schienen zu befürchten, dass die Produktion im Osten bald zusammenbricht und deckten sich kistenweise mit Pulsnitzer Pfefferkuchen, Sachsenkleber aus Dresden oder Nudeln aus Riesa ein. Begehrte Waren horten - kein liebgewonnenes Ritual aus alten Zeiten, sondern für viele Verbraucher eine Notwendigkeit.
„Zu uns kommen Besucher bis aus Bremen, um sich mit Ostprodukten einzudecken, die es im Westen in den Läden gar nicht gibt. Und selbst in Berlin hat man oft Schwierigkeiten, sie in den Regalen zu entdecken“, sagt Ramona Oteiza, Geschäftsführerin des Ostpro-Veranstalters Scot-Messen. Sie rechnete mit 60 000 Besuchern, doch es waren an den drei Messetagen 70 000.
„Wir sind in Kaufhäusern vertreten, die es sowohl im Osten wie im Westen gibt. Die Einkäufer nehmen unsere Produkte für den Osten gerne, doch im Westen geben sie uns keine Chance, weil unser Name dort nicht bekannt ist. Und ihr Interesse, uns bekannt zu machen ist nicht groß“, sagt Renate Wikarski, Bezirksleiterin der Esda Feinstrumpfwerke aus Auerbach mit 300 Beschäftigten. 90 Prozent des Umsatzes wird zwischen Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern erzielt, und daran wird sich laut Wikarski so schnell nichts ändern: „Wir sind günstiger als andere Marken, haben eine eigene Linie extra für den Westmarkt entworfen, doch es nützt alles nichts.“ So vertraut Wikarski auf die Ostdeutschen, für die Esda jahrzehntelang die einzige Strumpfmarke war. Sie freut sich, auf der Ostpro als eine der wenigen Möglichkeiten auch westdeutsche Kunden ansprechen zu können.
Ostwaren müssen sich im Westen Namen machen „20 Prozent des Umsatzes machen wir in Westdeutschland, und dieser Anteil steigt langsam“, sagt Gropp. Dieser im Vergleich zu den meisten Ostpro-Ausstellern hohe West-Anteil hat seinen Preis: um überhaupt in das West-Sortiment von Lebensmittelketten wie Real, Marktkauf und Kaufland aufgenommen zu werden, müssen Listungsgebühren gezahlt werden. Das können sich nicht alle Nahrungsmittelhersteller leisten. Die Aussichten von Werner´s im Westen schätzt Gropp gut ein: [img][/img] „Unsere Produkte haben keine Konservierungsstoffe und heben sich so in ihrer Qualität von anderen Marken ab. Wir sind dadurch zwar etwas teurer, doch das ist im Westen nicht entscheidend.“ Außerdem produziert Werner´s unter anderem Namen auch für Discounter.
Solche Produkte, die keine Markenartikel sind, stellt auch die Odvital Cosmetics GmbH aus Neukirchen bei Zwickau für den westdeutschen Markt her - ansonsten haben Marken wie das Anti-Schweißmittel Odorex nur im Osten eine Chance. „Anfangs habe ich den Einkäufern nicht geglaubt, dass unsere Marken im Westen nicht gehen. Doch das stimmt, ein unbekannter Name wird nicht gekauft“, sagt der Odvital-Geschäftsführer. Bevor er Millionen in die Werbung steckt, will er lieber einen vernünftigen Preis für seine Ost-Kunden halten. 27 Produkte stellen die acht Mitarbeiter her. Wie alle Aussteller präsentiert sich auch Odvital als reines ostdeutsches Unternehmen - was nur zur Hälfte stimmt: Es gibt zwar keinen westdeutschen Mutterkonzern, doch der Hauptgesellschafter ist ein Steuerberater aus München.
Wem der Weg zur Ostpro zu weit ist, kann auch über das Internet an vertraute Produkte Made in GDR kommen.
www.ossiversand.de
www.ostprodukte.de
www.ostszene.de

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