- Am Arbeitsgericht: Badewanne als Kündigungsgrund - Wal Buchenberg, 02.12.2002, 09:05
- Danke Wal! Der Prozeß zeigt die großen Mängel des deutschen Arbeitsrechts. - El Sheik, 02.12.2002, 09:35
- Re: Deine Sicht der Dinge in Ehren, aber.... - Wal Buchenberg, 02.12.2002, 15:30
- Die Kosten des Kündigungsschutzes aus mikroökonomischer Sicht. - El Sheik, 02.12.2002, 17:42
- Vielen Dank, Scheich... - silvereagle, 02.12.2002, 18:35
- Vielen Dank *Scheich*, 100% Zustimmung und noch einen... - LenzHannover, 03.12.2002, 22:25
- Die Kosten des Kündigungsschutzes aus mikroökonomischer Sicht. - El Sheik, 02.12.2002, 17:42
- Re: Deine Sicht der Dinge in Ehren, aber.... - Wal Buchenberg, 02.12.2002, 15:30
- Danke Wal! Der Prozeß zeigt die großen Mängel des deutschen Arbeitsrechts. - El Sheik, 02.12.2002, 09:35
Die Kosten des Kündigungsschutzes aus mikroökonomischer Sicht.
-->>>Hallo Wal.
>>Das ist ein Problem unserer Standorts. Die Rechtslage gestattet es kaum, Kündigungen wegen schlechter Arbeitsleistung auszusprechen. Man kann sich von Mitarbeitern kaum trennen. Angesichts dieses Risikos stellen die Betriebe nur zögerlich ein. Das Arbeitsrecht ist die Bremse des deutschen Aufschwungs.
Hallo Scheich,
Dass beschleunigte Kündigungen auch nur einen zusätzlichen Arbeitsplatz schaffen würden, das ist eine enorme Zumutung für jede Intelligenz mit einem IQ über 80.
Lieber Wal,
damit auch Intelligenzen mit einem IQ zwischen 80 und 125 folgen können, folgt eine Detailbeschreibung der ökonomischen Vorgänge, die bei einer Lockerung des Kündigungsschutzes zu mehr Arbeitsplätzen führen.
Kosten verursacht der Künigungsschutz wie folgt: Wenn ein Arbeitnehmer nicht mehr seinen betriebswirtschaftlichen Zweck erfüllt und man seine Arbeitskraft auch anderweitig nicht mehr wirtschaftlich einsetzen kann, dann muß er entlassen werden. In einer Volkswirtschaft ohne Kündigungsschutz fallen dabei Null Euro Kosten an.
In einer Volkswirtschaft mit einem Kündigungsschutz, wie dem unsrigen, fallen Kosten an. Man muß den Arbeiter je nach Betriebszugehörigkeit 6 Monate bis 3 Jahre weiter beschäftigen, im Zweifel ist er sogar unkündbar. Das verursacht Kosten in Form von Gehalt plus Lohnnebenkosten und dergleichen mehr. Bezeichnen wir diese Kosten als"X".
Steht nun ein Unternehmer vor einer Investitionsentscheidung, so rechnet er für die verschiedenen Szenarien des unternehmerischen Erfolgs seiner Investition seinen Gewinn aus. Er gewichtet die verschiedenen Szenarien mit ihren Eintrittswahrscheinlichkeiten und bildet so den Erwartungswert seines Gewinns.
Eines der Szenarien wird immer auch ein Worst Case sein, bei dem von einem Scheitern der Investition ausgegangen wird. Die Höhe des Verlustes, der bei diesem Szenario entsteht, hängt nun in erheblichem Maße vom Arbeitsrecht und vom Kündigungsschutz ab, denn im Worst Case muß der Unternehmer seine neu eingestellten Arbeiter und Angestellten nach einer gewissen Zeit wieder entlassen. Die Kosten des Kündigungsschutzes"X" pro Arbeiter schlagen demnach voll in die Investitionsrechnung ein und verringern, mit der Eintrittswahrscheinlichkeit des Worst Case gewichtet, den Erwartungswert des Gewinns.
Der Erwartungswert läßt sich in Abhängigkeit von der Höhe der Investitionssumme und von der Investitionsdauer in eine Gewinnrendite umrechnen. Liegt diese Gewinnrendite oberhalb eines kritischen Zinses, so wird das Investitionsprojekt durchgeführt und neue Arbeitsplätze werden geschaffen.
Von 100 hypothetischen Projekten wird nur eine gewisse Anzahl das Kriterium des kritischen Zinses erfüllen. Nehmen wir etwa an, daß nur die 20 am besten rentierenden Projekte durchgeführt werden.
Und jetzt kommt die Ceteris Paribus Betrachtung: Lockert man den Kündigungsschutz, so erhöht sich die Rendite aller geplanten Projekte. Die Grenzprojekte, die man davor gerade nicht durchführen konnte, weil sie gerade so am kritischen Zins scheiterten, können dieses plötzlich erfüllen und werden durchgeführt.
Je mehr man den Kündigungsschutz und andere Regeln, die únser Arbeitsrecht von dem anderer Industrinationen mit kostentreibender Wirkung unterscheiden, zurückschraubt, umso mehr Investitionsprojekte können durchgeführt werden und somit umso mehr Arbeitsplätze geschaffen werden.
Fazit: Weniger Kündigungsschutz führt zu mehr Arbeitsplätzen.
>Allerdings schaffen beschleunigte Kündigungen einen schnelleren Durchlauf der Lohnarbeiter, schaffen zusätzliche Angst, zusätzlichen Leistungsdruck. Ob aber der zusätzliche Druck und die zusätzliche Angst auch zusätzliche Leistung schafft, das steht auf einem anderen Blatt.
Das Damoklesschwert der sofortigen Kündigung bei schlechter Arbeit schafft zunächst eines: Disziplin.
Du fragst nach zusätzlicher Leistung? Ja, natürlich, die wird sofort erbracht. Die Schlechtleister geben sich mehr Mühe, arbeiten disziplinierter und erhöhen ihre Leistung, um nicht aus dem System zu fliegen. Das Bruttosozialprodukt wird unmittelbar gesteigert. Außerdem erhöht die wegfallende Schlechtleistung mittelbar die Gewinne der Unternehmen. Diese Gewinne stehen zur Gewinnverteilung an und erhöhen die Nachfrage usw.
>Selbst wenn es so wäre: Wenn davon der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland abhängt, warum nicht wieder ein Betriebsstrafrecht einführen wie im Feudalismus?
>Zweimal zu spät gekommen: 100 Euro Strafe!
>Einmal schlecht gearbeitet: Auspeitschen!
>Ein Fehler pro Jahr bei der Arbeit: Kündigung!
Alle Achtung! Du schlägst ein wahrhaftiges Maßnahmen-Chiasma vor. Allerdings Mussolini hat Dich noch übertroffen. In Italien waren seinerzeit die Züge regelmäßig verspätet und keine Maßnahme vermochte dieses Übel abzuschaffen.
Bis Mussolini eine einfache, aber überaus wirksame Regel erließ, die aus nur 10 Worten bestand:"Wenn ein Zug Verspätung hat, wird der Lokführer unverzüglich erschossen." Es ist klar, was passierte, oder? Von nun an fuhren alle Züge wie durch ein Wunder pünktlich.
>Du wirst sehen, wohin das führt![/b]
Für solche extremen Regeln wirst Du in Deutschland (zum Glück) keine Mehrheit finden.
>Gruß Wal
[b]Besten Gruß
El Sheik

gesamter Thread: