- Interessante Entwicklung in Nordkorea - Popeye, 04.12.2002, 09:44
- Re: Wer will schon Nordkorea zum Freund haben?! Allerdings zeigt das, dass... - Wal Buchenberg, 04.12.2002, 10:18
- Re: Allerdings zeigt das, dass.../ Weltreservewährung, - Diogenes, 04.12.2002, 10:44
- Re: Gute Antwort, Diogenes! Danke. (owT) - Wal Buchenberg, 04.12.2002, 11:28
- Re: Die beste Weltreservewährung war die D-Mark - Tempranillo, 04.12.2002, 14:52
- Re: Allerdings zeigt das, dass.../ Weltreservewährung, - Diogenes, 04.12.2002, 10:44
- Re: Wer will schon Nordkorea zum Freund haben?! Allerdings zeigt das, dass... - Wal Buchenberg, 04.12.2002, 10:18
Interessante Entwicklung in Nordkorea
-->Der Euro hält Einzug in
Nordkorea
Umstellung der Devisenabrechnung als Retourkutsche in
Richtung Amerika / Von Christoph Hein
SINGAPUR, 3. Dezember. Sage noch einer, der Euro fände
keine Anerkennung in der Welt. Jetzt hat das kommunistische
Nordkorea angeordnet, mit Beginn dieser Woche anstelle von
amerikanischen Dollar die europäische Einheitswährung als
offizielle Rechnungseinheit für Devisen zu verwenden. Dabei
machen die Nordkoreaner Nägel mit Köpfen: So soll der Euro
nicht nur bei Finanztransaktionen Verwendung finden. Auch
die Privatleute sind angehalten, ihre bislang unter dem
Kopfkissen gehorteten Dollar in Euro einzutauschen.
So wird der Schritt von ausländischen Beobachtern auch als
Schachzug der Regierung betrachtet, endlich Überblick und
Einfluß auf die Devisenreserven ihrer Untergebenen zu
bekommen. Auslöser für die Wende in Richtung Europa aber
waren die Amerikaner. Sie halfen dem Euro in Nordkorea auf
die Beine, als sie dem Land den Ã-lhahn abdrehten. Und sich so
zunächst den Ärger, dann die Rache des großen Führers Kim
Jong-Il einhandelten. Das Ende der Ã-llieferungen wiederum
war die Retourkutsche aus Washington, nachdem Pjöngjang
zugegeben hatte, ein eigenes Atomwaffen-Programm zu
fahren. Dies war 1994 in einem Vertrag untersagt worden. Als
Gegenleistung hatten die Amerikaner versprochen, unter
anderem das schwarze Gold und zwei Leichtwasser-Reaktoren
nach Nordkorea zu liefern.
Präsident George Bush begreift Nordkorea eh als Mitglied der
"Achse des Bösen". Umgekehrt indessen dürfte es nicht anders
sein. So werfen die Nordkoreaner den Amerikanern vor, sich
ihrerseits nicht an die Abmachung gehalten und die
Ã-llieferungen längst vorzeitig abgebrochen zu haben. Anders
dagegen die Europäische Union: Die hatte sich Anfang
November dazu entschlossen, Nordkorea humanitäre Hilfe über
1,5 Millionen Euro zu leisten. Da diese Euro schon einmal im
Land waren, fiel die Entscheidung nun augenscheinlich leichter.
Freilich wird der Euro auch für die ohnehin verarmten
Nordkoreaner ein Teuro. Denn der von der Regierung
festgesetzte Wechselkurs ist dem Vernehmen nach alles andere
als günstig. Auch die Hilfsorganisationen und Handelsfirmen
sind angehalten, ihre Bücher ab sofort in Euro statt Dollar zu
führen. Für Nordkorea selber dürfte der Handel mit der Region
durch die immerhin noch nicht in ganz Asien verbreitete junge
Europa-Währung nicht einfacher werden. Fraglich bleibt auch,
wie - der eben nur beinahe allwissende - Kim Jong-Il die
Umstellung der Währung kontrollieren lassen will.
Kontrolle indes wird auch in Europa gefragt sein. Denn hier
besteht die Sorge, daß die Koreaner den Euro so schnell
schätzen lernen, daß sie sich gleich an den Schwarzdruck der
neuen Währung machen werden. In den Fälscherwerkstätten
dürfte derzeit Hochbetrieb herrschen, denn die Maschinen
müssen umgestellt werden: Bislang galt Nordkorea als einer der
bedeutendsten Fälscher von Dollarscheinen.
Bislang indes haben die meisten Nordkoreaner wohl noch
keinerlei Vorstellung, was denn nun ein Euro ist. Vielleicht aber
könnten die Europäer auch hier Abhilfe schaffen: In manchen
Abstellkammern der Zentralbanken dürften sich noch Poster
aus der Einführungskampagne des Euro in Euroland finden. So
wie einst das Rindfleisch könnten nun die Werbeposter nach
Nordkorea geschickt werden. Versandkostenfrei.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.12.2002, Nr. 282 / Seite 25

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