- Arbeitslosenzahl von mehr als 4,5 Millionen befürchtet - Popeye, 04.12.2002, 19:25
- Re: Der DAX zeigt eine ungeheure relative Stärke zu NY - André, 04.12.2002, 19:37
- Re: Der DAX zeigt eine ungeheure relative Stärke zu NY - Uwe, 06.12.2002, 00:03
- Re: Arbeitslosenzahl von mehr als 4,5 Millionen befürchtet - Jagg, 04.12.2002, 23:30
- Re: Der DAX zeigt eine ungeheure relative Stärke zu NY - André, 04.12.2002, 19:37
Arbeitslosenzahl von mehr als 4,5 Millionen befürchtet
-->Arbeitslosenzahl von mehr als 4,5
Millionen befürchtet
Zuletzt aktualisiert: 04 Dezember 2002 13:16 CET
Nürnberg/Berlin (Reuters) - Angesichts einer
im November unerwartet hohen Arbeitslosigkeit
droht im Frühjahr nach Einschätzung aus der
Bundesregierung ein Anstieg der
Arbeitslosenzahl auf mehr als 4,5 Millionen.
Die Gefahr wachse, dass der für Februar 2003
erwartete Höchststand über dieser Marke liegen
werde, erfuhr die Agentur Reuters aus Regierungskreisen. Im
November stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum
Oktober um 96.000 auf 4,026 Millionen, wie die Bundesanstalt
für Arbeit (BA) am Mittwoch mitteilte. Der Anstieg fiel fast
dreimal so hoch aus wie für die Jahreszeit üblich. Damit wurde
der höchste November-Stand seit fünf Jahren verzeichnet. Auch
der saisonbereinigte Anstieg fiel mit einer Zunahme um 35.000
Erwerbslose stärker aus als erwartet. BA-Chef Florian Gerster
führte dies auf eine zu kraftlose Konjunktur zurück. Mit einer
deutlichen Belebung am Arbeitsmarkt rechne er erst ab dem
zweiten Halbjahr 2003.
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) wertete
die Lage am Arbeitsmarkt als Ausdruck der äußerst
angespannten weltwirtschaftlichen Lage. Die Signale auf eine
Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten sich
nicht spürbar auf das Verbraucher- und Investorenverhalten
ausgewirkt. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ging in
einer Bundestagsrede nicht auf die neuen Zahlen ein. Die
Opposition warf der Regierung Versagen vor."Sie reden sich
mit Weltwirtschaft heraus, und das ist Ihr Problem", sagte
FDP-Chef Guido Westerwelle an Schröders Adresse.
AUSBILDUNGSLÜCKE WÄCHST - KRITIK AN
ARBEITGEBERN
Auch am Ausbildungsmarkt wurde die Lage nach Angaben der
Bundesanstalt kritischer. Bundesweit gebe es über 43.000 mehr
Lehrstellenbewerber als offene Ausbildungsplätze. Im
November 2001 hatte die Lücke nur 5500 Lehrstellen betragen.
In Regierungskreisen hieß es, die Bundesregierung registriere
mit Sorge eine sinkende Ausbildungsbereitschaft der Betriebe.
Die Zahl betrieblicher Lehrstellen sei im Vergleich zum
November vorigen Jahres um fast 15 Prozent zurückgegangen.
Deshalb werde eine Aufstockung des Ausbildungsprogramms
Ost erwogen.
Gerster zeichnete ein düsteres Bild vom Arbeitsmarkt. Alles in
allem fehle die positive Perspektive als Voraussetzung für mehr
Investitionen und Beschäftigung, sagte er bei der Vorlage der
November-Zahlen in Nürnberg. Für den Winter rechne er mit
"deutlich über vier Millionen Arbeitslosen". Die im Jahr 2003
um mindestens einen halben Prozentpunkt steigenden
Lohnnebenkosten in der Renten- und Krankenversicherung
stellten eine Belastung dar."Ein Prozent mehr Lohnnebenkosten
bedeutet den Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen", sagte
Gerster.
ANALYSTEN: FÜR AUFSCHWUNG FEHLT VERTRAUEN
DER UNTERNEHMEN
Wie Gerster gingen auch Banken-Volkswirte davon aus, dass
mit einer Besserung am Arbeitsmarkt nicht vor der zweiten
Hälfte des nächsten Jahres zu rechnen sei. Sie zeigten sich
enttäuscht von den neuen Zahlen. Manuela Preuschl von der
Deutschen Bank sagte Reuters:"Die warme Witterung im
November hätte über eine höhere Beschäftigung in der
Bauindustrie Entlastung bringen müssen, insofern ist das ein
schlechtes Zeichen." Es fehle bei den Unternehmen an
Vertrauen in eine Besserung der Lage. Die Regierung zeige
keinen klaren Reformwillen. Ralph Solveen von der
Commerzbank rechnete für Anfang 2003 mit unbereinigt über
4,5 Millionen Arbeitslosen."Generell verdeutlichen die Zahlen
die Schwäche der gesamten Wirtschaft. Vor Mitte nächsten
Jahres ist mit keiner Trendwende zu rechnen."
Die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl stieg im November auf
4,161 Millionen, wobei die Zunahme in Ostdeutschland mit
einem Plus von 26.000 deutlich höher ausfiel als im Westen
(plus 9000). Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt
einen Anstieg von insgesamt 17.600 erwartet. Unbereinigt
waren im Vergleich zum November 2001 rund 237.000
Arbeitslose mehr registriert. Die Arbeitslosenquote betrug 9,7
nach 9,4 Prozent im Oktober. Die Arbeitslosigkeit im Osten
war mit 17,6 Prozent weiter mehr als doppelt so hoch wie im
Westen (7,8 Prozent).
CSU-Generalsekretär Thomas Goppel warf Schröder vor, er
führe nur noch Anweisungen der Gewerkschaften aus. Diese
Politik werde Deutschland immer weiter in die Krise führen.
Clement sah die Regierung indes bestärkt in ihren Bemühungen
um eine Reform des Arbeitsmarkts. Entsprechende rot-grüne
Gesetzesvorhaben zur Umsetzung der Vorschläge der
Hartz-Kommission werden am Donnerstag erstmals im
Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat beraten.
Die Union hatte die Vorhaben vorigen Freitag mit ihrer
Mehrheit im Bundesrat vorerst gestoppt.
Quelle: Reuters

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