- D-Land nach dem Zusammenbruch. Wie nach dem 30jährigen Krieg - Tempranillo, 09.12.2002, 15:32
- Zusammenbruch oder Befreiung - Wie nach 1945 - Baldur der Ketzer, 09.12.2002, 16:09
- Re: Bängstigend, wenn in der Vergangenheit die Zukunft zu liegen scheint - Tempranillo, 09.12.2002, 23:15
- Re: D-Land nach dem Zusammenbruch. Wie nach dem 30jährigen Krieg - adlerauge, 09.12.2002, 16:49
- Re: D-Land nach dem Zusammenbruch. Wie nach dem 30jährigen Krieg - apoll, 09.12.2002, 19:44
- Zusammenbruch oder Befreiung - Wie nach 1945 - Baldur der Ketzer, 09.12.2002, 16:09
D-Land nach dem Zusammenbruch. Wie nach dem 30jährigen Krieg
-->Die Geschichte wiederholt sich nicht, sagt der Mainstream. Dieser Aussage möchte ich meinen Standpunkt entgegenhalten: Die Geschichte wiederholt sich sehr wohl, aber nicht als platte (Foto-)Kopie sondern als Thema mit Variationen. Über die Jahrtausende hinweg werden immer wieder die selben Themen angesprochen: Machterwerb, Machterhalt, Expansion, Kontraktion, Eroberung, Verlust, Knechtschaft, Selbstbestimmung, Wohlstand, Verarmung, Aufstieg und Untergang etc.
Erst die Beschäftigung mit der Historie, so Sebastian Haffner, setzt uns - sofern wir nicht über eine genial intuitive Begabung verfügen - in den Stand, bei der Beurteilung der Gegenwart die andere Möglichkeit, den Schatten der Ereignisse, das Relief der Realität zu erkennen.
Deshalb habe ich bei dem Versuch, Maastricht, den Euro und die EU zu erklären, so oft auf Bismarck zurückgegriffen, weil mir klar geworden ist, dass alles ganz anders sein kann als in den offiziellen Mitteilungen verkündet.
So hervorragend sich die Zeit des Eisernen Kanzlers eignet, die Gegenwart zu erklären, für das, was uns möglicherweise bevorsteht, muss man noch tiefer in die Kiste greifen. Man muss, wenn es dumm läuft, zurückgreifen bis in die Zeit des 30jährigen Krieges. Damals war Deutschland - geographisch verstanden - Schlachtfeld und Sebstbedienungsladen ausländischer Interessen, ähnlich wie auch heute. Selbstbedienungsladen sind wir sowieso, bleibt die Frage, wann Deutschland wieder zum Schlachtfeld wird? Die Diskussion um AWACS-Flugzeuge, Fuchs-Panzer, Patriot-Raketen und Bundeswehreinsätze lässt mich das Schlimmste befürchten.
Unser Untergang ist programmiert, das lasse ich mir so schnell nicht ausreden; ähnlich wie im 30jährigen Krieg. Wie es nach der Katastrophe aussehen wird, davon gibt ein Gedicht von Andreas Gryphius (1616-1664), vor allem in den ersten beiden Strophen, einen trostlosen Vorgeschmack.
Da mir schon mal vorgehalten wurde, ich wüde allzuoft von der Gossensprache Gebrauch machen (völlig zu Recht, nereus!),
bitte ich um Nachsicht, wenn ich erneut was Lyrisches reinstelle.
Vanitas, vanitatis et omnia vanitas
Ich seh´ wohin ich seh´ nur Eitelkeit auff Erden
Was dieser heute bawt reißt jener morgen ein
Wo jtz die Städte stehn so herrlich hoch und fein
Da wird in kurtzem gehn ein Hirt mit seinen Herden:
Was jtzt so prächtig blüht wird bald zertretten werden:
Der jtzt so pocht und trotzt läst vbrig Asch vnd Bein
Nichts ist daß auff der Welt könt vnvergänglich seyn
Jtzt scheint des Glückes Sonn bald donnerts mit beschwerden.
Der Thaten Herrlichkeit muß wie ein Traum vergehn:
Solt denn die Wasserblaß der leichte Mensch bestehn
Ach! was ist alles diß was wir vor köstlich achten!
Alß schlechte Nichtigkeit? als hew staub asch vnd wind?
Als eine Wiesenblum die man nicht wiederfind?
Noch wil was ewig ist kein einig Mensch betrachten!

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