- D-Land nach dem Zusammenbruch. Wie nach dem 30jährigen Krieg - Tempranillo, 09.12.2002, 15:32
- Zusammenbruch oder Befreiung - Wie nach 1945 - Baldur der Ketzer, 09.12.2002, 16:09
- Re: Bängstigend, wenn in der Vergangenheit die Zukunft zu liegen scheint - Tempranillo, 09.12.2002, 23:15
- Re: D-Land nach dem Zusammenbruch. Wie nach dem 30jährigen Krieg - adlerauge, 09.12.2002, 16:49
- Re: D-Land nach dem Zusammenbruch. Wie nach dem 30jährigen Krieg - apoll, 09.12.2002, 19:44
- Zusammenbruch oder Befreiung - Wie nach 1945 - Baldur der Ketzer, 09.12.2002, 16:09
Re: Bängstigend, wenn in der Vergangenheit die Zukunft zu liegen scheint
-->>Ohne es zu bewerten, läßt sich dieses auch auf die Zukunft projizieren: sollte es zu einem globalen Kriegsereignis mit Einbeziehung Mitteleuropas kommen, wird dabei neben grenzenlosen Elend auch wieder die dann bestehende Macht aufgehoben, samt Bürokratie und Gesetzeswerk.
Hi Baldur,
das Zentrale ist für mich das"grenzenlose Elend". Auf irgendsowas könnte es hinauslaufen. Da wir doch tagein, tagaus mit Vergangenheit zugereihert werden, wobei sich die deutsche Geschichte seltsamerweise auf 12 Jahre beschränkt, habe ich, in meiner Neigung dagegenzuhalten, mal woanders gegraben. Die unangenehmste Parallele, die ich gefunden habe, ist jene zum 30jährigen Krieg.
Du hast doch ein Faible für Lyrik, deshalb stelle ich nochmal ein Sonett des Barockdichters Andreas Gryphius herein. Ich bin von der Bildkraft, in der Gryphius das grenzenlose Elend beschreibt, ganz begeistert.
Bei Zeilen wie"Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret" oder Wendungen wie"Schatz abgezwungen", wenn auch der der Seele, möchte man Gryphius für einen Propheten halten, der die wichtigsten Probleme des wiedervereinigten Deutschlands benannt hat.
Tränen des Vaterlandes
anno 1636)
Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun,
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret
Die Türme stehn in Glut, die Kirch ist umgekehret,
Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfraun sind geschändt, und wo wir hin nur schaun,
Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret
Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzu frisches Blut
Dreimal sind's schon sechs Jahr, als unsrer Ströme Flut
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fortgedrungen
Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot:
Daß auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.

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