- Die Neue Weltordnung - marsch, 12.12.2002, 20:04
- Obacht, schon von 1991! (owT) - marsch, 12.12.2002, 20:09
- Texte von Noam Chomsky - HB, 12.12.2002, 20:38
- Obacht, schon von 1991! (owT) - marsch, 12.12.2002, 20:09
Die Neue Weltordnung
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AuĂenminister Bakers Kommentar zu der neuen âĂra voller Versprechungenâ legt ein weiteren Themenkomplex offen, der fĂŒr die ErklĂ€rung der amerikanisch- britischen Haltung relevant (sachdienlich) ist. Die Neue Weltordnung, die praktisch seit August ein Klischee geworden ist, ist schon ausreichend existent (vorhanden). Die liebenswĂŒrdigen Phrasen ĂŒber Frieden und Gerechtigkeit sind aber andere Angelegenheiten.
Grundlegende Elemente der Neuen Weltordnung traten bereits vor zwanzig Jahren in den Mittelpunkt, als eine âdreigeteilte Weltâ zum Vorschein kam und sich wirtschaftliche StĂ€rke auf die U.S. DomĂ€nen verteilte. Die USA blieben zwar die dominante (ĂŒberlegende) militĂ€rische Macht, aber ihre wirtschaftliche Ăberlegenheit, obwohl sie fest verankert war, nahm ab und wird möglicherweise weiterhin geringer, wenn die Kosten fĂŒr Reagans Party der Wohlhabenden anfallen. Der Kollaps der Sowjetunion eröffnet ebenfalls einige neue Dimensionen. Erstens werden neue VorwĂ€nde fĂŒr Interventionen in der Dritten Welt benötigt, eine ernste Herausforderung fĂŒr die gebildete Klasse. Zweitens bestehen jetzt Aussichten den gröĂten Teil des frĂŒheren Sowjetimperiums einer âLateinamerikanisierungâ zu unterziehen, das heiĂt, dass die Ex- sowjetstaaten in einen quasi- kolonialen Status zurĂŒckfallen und dass sie dementsprechend Ressourcen, billige ArbeitskrĂ€fte, neue MĂ€rkte, Investitionsmöglichkeiten und andere Annehmlichkeiten der Dritte Welt LĂ€nder zur VerfĂŒgung stellen mĂŒssen. Allerdings sind die USA und GroĂbritannien nicht die fĂŒhrenden KrĂ€fte bei diesen BemĂŒhungen. Die dritte wichtige Konsequenz ist schlieĂlich, dass die USA noch freier als zuvor in ihrer Entscheidung sind, militĂ€rische Gewalt zu gebrauchen, da das sowjetische Abschreckungspotential nicht mehr existiert (vorhanden ist). Das wiederum steigert womöglich die Versuchung Washingtons, Probleme in der Arena der militĂ€rischen Konfrontation zu verlegen. Die Vereinigte Staaten beabsichtigen ihr beinahe Monopol militĂ€rischer Macht aufrecht zu halten, ohne dass es in dieser Richtung einen ernst zunehmenden Mitstreiter gĂ€be. Eine Folge dessen wird die VerschĂ€rfung der internen ökonomischen Probleme sein; eine zweite Folge ist die wiedererwachte Versuchung âes allein durch zu ziehenâ indem m. sich eher auf die eigene militĂ€rische StĂ€rke als auf Diplomatie, die sowieso gemeinhin als lĂ€stig betrachtet wird, verlĂ€sst.
Diese Faktoren helfen ebenfalls dabei die unterschiedlichen Reaktionen in der Golfkrise zu klĂ€ren. Krieg ist gefĂ€hrlich; die EntschĂ€rfung der Krise, ohne die eigene militĂ€rische StĂ€rke demonstriert zu haben, ist als Resultat fĂŒr Washington aber ebenso unerwĂŒnscht. Finanziell betrachtet, wĂ€re es deutlich besser die Kosten zu teilen, aber nicht zu dem Preis die Rolle des alleinigen Vollstreckers opfern zu mĂŒssen. Diese widersprĂŒchlichen Bedenken fĂŒhrten in Bezug auf die taktische Auswahl zwischen der Anwendung militĂ€rischer Gewalt und dem Vertrauen auf Sanktionen zu einer scharfen Teilung der Eliten, wobei sich die Regierung auf den zuerst genannten Kurs einlieĂ.
In der Neuen Weltordnung mĂŒssen die Dritte Welt DomĂ€nen immer noch, manchmal auch militĂ€risch, kontrolliert werden. Die Verantwortung fĂŒr diese Aufgabe liegt bei den Vereinigten Staaten, deren relativer wirtschaftlicher Abschwung fĂŒr sie jedoch immer schwerer zu schultern ist. Die Lösung diese Problems ist, dass die USA darauf bestehen ihre historische Aufgabe auszufĂŒhren wĂ€hrend Andere die Rechnungen dafĂŒr bezahlen. Vize- AuĂenminister Lawrence Eagleburger erklĂ€rte dazu, dass die aufkommende Neue Weltordnung auf âeiner neuen Erfindung in der diplomatischen Praxisâ basiert: Andere werden U.S. Interventionen finanzieren, um die Ordnung aufrecht zu halten. In den Londoner Financial Times beschreibt ein angesehener Kommentator fĂŒr internationale Wirtschaftsangelegenheiten die Golfkrise als âWendepunkt in den internationalen Beziehungen der USAâ, der in die Geschichte eingehen wird, da er âdas U.S. MilitĂ€r in ein international finanziertes, öffentliches Gutâ verwandelt hat. In den 90er Jahren, so schreibt er weiter, âgibt es im Vergleich zur Vergangenheit keine realistische Alternative fĂŒr das U.S. MilitĂ€r eine noch ausdrĂŒcklichere Rolle als Söldner anzunehmenâ (David Hale, FT, 21. November).
Der Wirtschaftsredakteur einer fĂŒhrenden, konservativen Tageszeitung stellte den Aspekt weniger delikat dar: wir mĂŒssen âunser praktisches Monopol auf dem Sicherheitsmarktâ ausbeuten, âum es als Druckmittel fĂŒr Gelder und ökonomische ZugestĂ€ndnisse von Seiten der Deutschen und Japaner zu gebrauchenâ (William Neikirk, Chicago Tribune, 9. September). Die USA haben âden westlichen Sicherheitsmarkt monopolisiertâ und werden demzufolge âdie mietbaren Weltpolizistenâ, die Phrase âmietbarer SchlĂ€gerâ wĂ€re vielleicht zutreffender, aber auch weniger ansprechend. Einige wĂŒrden uns âHessiansâ nennen, fĂ€hrt er fort, aber âdas ist schrecklich erniedrigend fĂŒr stolze, wohltrainierte, - finanzierte und -respektierte Truppenâ; und was auch immer m. sage, âso sollten wir doch fĂ€hig sein mit unseren FĂ€usten auf einige Tischeâ in Deutschland und Japan âzu schlagenâ und âeinen fairen Preis fĂŒr unsere betrĂ€chtlichen Leistungen zu verlangenâ indem wir unsere Konkurrenten dazu auffordern âunsere Wertpapiere zu niedrigen Tarifen zu kaufen oder den Dollar aufzupeppeln, oder noch besser wĂ€re es, wenn sie direkt in die Kassen des Finanzministers zahlenâ. âWir könnten unsere Rolleâ als Vollstrecker âauch Ă€ndernâ schluĂfolgert Neikirk, âaber mit ihr ging ein GroĂteil unserer Kontrolle ĂŒber das Weltwirtschaftssystem verlorenâ.
Die britische Rechte fĂŒgte ebenfalls ihren besonderen Touch hinzu. Der Redakteur des Londoner Sunday Telegraph schreibt, dass es âder neue Jobâ fĂŒr âdie Welt nach dem Kalten Kriegâ ist, âdaran mitzuwirken eine Weltordnung, die stabil genug ist, aufzubauen und zu erhalten, so dass sie den fortgeschrittenen Volkswirtschaften erlaubt, ohne stĂ€ndige Störungen und Bedrohungen seitens der Dritten Welt, zu funktionierenâ, eine Aufgabe, die âsofortige Interventionen (Eingriffe jeglicher Art) der fortschrittlichen Nationenâ und vielleicht sogar âprĂ€ventive Aktionenâ erfordert. GroĂbritannien ist zwar âDeutschland und Japan in der Wohlstandsentwicklung nicht gewachsen, und ebenso wenig Frankreich und Italien. Aber wenn es darum geht Verantwortung zu schultern, ist Britannien mehr als nur ein Mitbewerberâ. England, dessen StĂ€rken und SchwĂ€chen in der âEntgegnung dieser Herausforderungâ den Amerikanischen Ă€hnlich sind, wird sich deshalb mit den USA verbinden. Amerikanische Neokonservative hieĂen dieses Angebot, glĂŒcklich in der Söldnerrolle gestĂŒtzt zu werden, willkommen.
Jene Rolle wird auch von den lokalen Verwaltern der GolfreichtĂŒmer begrĂŒĂt. Ein hoher Offizieller aus der Golfregion ist im Wall Street Journal mit den Worten zitiert worden, dass er kein Grund dafĂŒr sehe, dass âsein Sohn fĂŒr Kuwait stirbtâ. âWir haben unsere weiĂen Sklaven aus Amerika, die das fĂŒr uns machenâ, erklĂ€rt er mit einem âGlucksenâ - ohne sich die Hauptfarbe seiner Söldner genau angeguckt zu haben und wohl kurzzeitig vergessend, dass jene, die die Gewehre besitzen sich der SchĂŒsse entsinnen werden, falls er seiner Verantwortung nicht gerecht wird.
Der âneue Jobâ, auf den sich der Redakteur des Sunday Telegraph bezieht, ist aber in der Tat ein sehr Alter, obwohl seine Notwendigkeit eine neue Gestalt angenommen hat. George Bush ist heftig fĂŒr die Fehler, die er als âKommunikatorâ gemacht hat, kritisiert worden, da er unfĂ€hig war, die BegrĂŒndungen fĂŒr die Attacke auf Panama und fĂŒr das Bestehen militĂ€rische Gewalt am Golf anzuwenden zu erlĂ€utern (eine FĂ€higkeit, die notgedrungen als edel beschrieben wurde). Aber diese Kritik ist unfair. Der reflexartige Reiz, sich auf âdie Verteidigung gegen die Russenâ zu berufen hat den letzten Fetzen an PlausibilitĂ€t verloren und schlieĂlich ist es nicht so einfach sich neue Konstruktionen auszudenken.
Diese Zukunftsvision hilft uns dabei Washingtons Reaktion in der Golfkrise im rechten Licht zu betrachten. Ihr innewohnend ist, dass die USA weiterhin mit der UnterstĂŒtzung anderer IndustriemĂ€chte, Gehorsamkeit (,die innerhalb des doktrinĂ€ren Systems als âOrdnungâ oder âStabilitĂ€tâ bezeichnet wird) durchsetzen mĂŒssen. Die ReichtĂŒmer, die von den Ă-l- produzierenden Monarchien eingeschleust werden, dienen dazu, die gebeutelten Volkswirtschaften der OrdnungshĂŒter zu stĂŒtzen. Und um sicher zu gehen, dass diese Ordnung beibehalten wird, ist Krieg eben nur der letzte Ausweg. Denn es ist, falls möglich, kosten -effizienter (gĂŒnstiger) den IWF zu nutzen als die Marines oder den CIA einzusetzen, aber es ist nun mal nicht immer möglich.
Zeitgleich verlaufende innenpolitische Entwicklungen fĂŒgen dem Bild eine weitere Dimension hinzu. Studien des Arbeitsministeriums und andere sagen einen ernsten Mangel an qualifizierten FachkrĂ€ften (aller Art, von WissenschaftlerInnen und ManagerInnen bis hin zu TechnikerInnen und SchreibkrĂ€ften) voraus, da sich die QualitĂ€t des Ausbildungssystems, als Teil des Infrastrukturkollaps, der von der Sozial- und Wirtschaftspolitik Reagans noch beschleunigt worden ist, verringert. Dieser Tendenz kann womöglich durch die Modifizierung (Umbau/Ănderung) der Einwanderungsgesetze, die die Zuwanderung von ausgebildeten ArbeitskrĂ€ften erleichtern, entgegen gewirkt werden. Allerdings ist es unwahrscheinlich dies adĂ€quat/ausreichend beweisen zu können. Das vorhersehbare Ergebnis ist der Anstieg der Kosten fĂŒr ausgebildete ArbeitskrĂ€fte und die Verlagerung der Forschung, der Produktentwicklung, des Produktdesigns, des Marketings und anderer Unternehmensteile der multinationalen Konzerne in andere Staaten. Die entstehende Unterklasse besitzt dann ja immer noch als âHessiansâ Möglichkeiten. M. benötigt nicht mal viel Vorstellungskraft, um sich die Konsequenzen bildlich vorzustellen, falls solche - nicht unvermeidlichen, aber auch nicht unrealistischen - Erwartungen wirklich eintreten sollten.
FĂŒr die traditionellen Opfer stellt die Neue Weltordnung keine Verbesserung zu ihrer VorgĂ€ngerin dar und fĂŒr die BĂŒrgerInnen der Söldnerstaaten wĂ€ren die Aussichten ebenfalls wenig attraktiv, falls sie es erlaubten, dass sich dieses Szenario entwickelt.
Lasst uns nun auf die anfangs gestellten Fragen zurĂŒckkommen. Die (Aus-)Wahl der Taktik wird von den erwĂŒnschten Zielen bestimmt. Wenn es also das Ziel gewesen wĂ€re den irakischen Abzug aus Kuwait sicher zu stellen, regionale Themen zu verhandeln und sich in Richtung auf eine anstĂ€ndige Welt zu bewegen, dann hĂ€tte Washington die friedlichen Mittel, die das internationale Recht vorschreibt, Sanktionen und Diplomatie, genutzt. Wenn es jedoch das Ziel gewesen ist die Söldner- Vollstrecker- Rolle und die Herrschaft des MilitĂ€rs zu etablieren, dann lĂ€ge der Politik der Regierung die Optionen auf Kapitulation oder Krieg zu beschrĂ€nken, eine kĂŒhle Logik zu Grunde.
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