- FTD: IWF sieht schwarz fĂĽr die Weltwirtschaft - Wal Buchenberg, 13.12.2002, 09:46
- Re: FTD: IWF sieht schwarz fĂĽr die Weltwirtschaft - Digedag, 13.12.2002, 13:15
- Re: FTD: IWF sieht schwarz fĂĽr die Weltwirtschaft / genau so ist es! oT - - ELLI -, 13.12.2002, 18:56
- Re: FTD: IWF sieht schwarz fĂĽr die Weltwirtschaft - Digedag, 13.12.2002, 13:15
FTD: IWF sieht schwarz fĂĽr die Weltwirtschaft
-->Financial Times 12.12.2002.
IWF sieht schwarz fĂĽr die Weltwirtschaft
„In seinem am Donnerstag in Washington veröffentlichten vierteljährlichen Bericht über die Stabilität der weltweiten Finanzmärkte stellt der Internationale Währungsfonds (IWF) fest: „Während die Stabilität, die sich bislang an den Finanzmärkten manifestiert hat, vermutlich anhalten dürfte, bestehen weiterhin beträchtliche Abwärtsrisiken".
<font color=red>Banker haben eine eigene Sprache, die aus vielen Luftblasen besteht, hinter denen wie in einem Suchbild wichtige Informationen versteckt werden. Wie stabil ist eine „Stabilität, die... vermutlich anhalten dürfte?“ Eine Stabilität, die nur „vermutlich“ und nicht sicher anhält, ist keine Stabilität. Noch mehr kapitalistische Industrie- und Dienstleistungsunternehmen gehen bankrott, die ersten Banken und weitere Staaten werden folgen.</font>
„Zwar habe die weltweite Erholung begonnen, doch hätten die Sorgen hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit und Dauerhaftigkeit zugenommen. Es bestehe die Gefahr, dass weitere deutliche Verluste an den Märkten die Wachstumsperspektiven, den Staatshaushalt der USA und die Bilanzen europäischer Finanzunternehmen untergraben könnten.“
<font color=red>Das A und O der universitären Wirtschaftswissenschaft besteht in dem Glauben, dass „die Märkte“ Wachstumsperspektiven und Bonität getreu widerspiegeln. Hier wird nun im Gegenteil unterstellt, weil der Aktienmarkt, das störrische Vieh, nicht steigt, kommen die USA und europäische Banken in Schwulitäten. Weil die Aktienkurse nicht steigen, steigen die Gefahren für die Weltwirtschaft. Das stellt Ursache und Wirkung auf den Kopf.
Tatsächlich sind die USA und die europäischen Finanzunternehmen auf Gedeih und Verderb aneinandergekoppelt: Die USA werden immer noch Tag für Tag mit Millionen Dollar aus europäischen (und japanischen) Guthaben gefüttert, in der Hoffnung, dass dafür Zinsen in einer Höhe zurückfließen, die sonst für sichere Anlagen in den kapitalistischen Kernstaaten nicht erzielbar sind. Je mehr der Dollar sinkt und je mehr die amerikanischen Zinsen sinken, desto nervöser werden die europäischen und japanischen Gläubiger der USA.
In der Krise von 1929 bis 1939 waren die USA die Gläubiger der Welt. Heute sind sie die Schuldner Europas und Japans. Aber es wirken heute noch die gleichen Mechanismen wie damals: Je mehr die Gläubiger unter Druck geraten, desto mehr Geld eher müssen sie aus dem Schuldnerland abziehen. Je mehr Geld sie abziehen, desto stärker gerät der Dollar und die Finanzkraft der USA unter Druck. Auf dieser schiefen Bahn kommt das Weltfinanzsystem zunehmend ins Rutschen.</font>
„Angesichts des bedenklichen Zustandes der wirtschaftlichen Erholung sei es wichtig, die finanzielle Stabilität des US-Haushaltssektors und des Finanzsektors in Europa zu bewahren.“
<font color=red>Es gelte die Stabilität zu wahren! Wahrlich ein frommer Wunsch, denn niemand weiß, wie das gehen soll.</font>
„Die Fähigkeit Japans zur Belebung seiner Wirtschaft bleibe ungewiss.“
<font color=red>Heißt: Auf Japan ist nicht zu hoffen. Das macht eben die jetzige Krise für das Kapital so kritisch. In fast allen Krisen der Weltwirtschaft seit 1975 gab es immer noch Branchen und Regionen, die von der Krise nicht betroffen waren. Heute sind mit den HighTech-Unternehmen und mit Japan und den USA die gerade die Zugpferde der kapitalistischen Profitmacherei betroffen. Heute ist keine profitable Branche und keine Wachstumsregion (mit Ausnahme vielleicht von China) auszumachen, auf die das Kapital seine Hoffnung setzen könnte.
Das ist auch der Grund, warum in unseren Medien das Wort „Krise“ nie in den Mund genommen wird. Es fällt den Meinungsmachern und Politikern leichter, eine Krise zuzugeben, wenn man gleichzeitig auf ein baldiges Ende hinweisen kann. Die jetzige Krise ist weltweit und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht, damit kommt der Kapitalismus insgesamt und nicht nur eine krisenbetroffene Branche oder Region auf den Prüfstand.</font>
Wal Buchenberg, 13.12.2002

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