- Brisantes: Vermögenssterne, hist. Parallelen, Krieg, Elliot,Bsrsk-Hetze? Teil 1 - Baldur der Ketzer, 14.12.2002, 19:08
- Re: woher kommt der Haß auf liberale Bürgerlichkeit? Orwell 1940 erkannt? Teil2 - Baldur der Ketzer, 14.12.2002, 19:54
- woher? - Dieter, 14.12.2002, 23:28
- Re: woher kommt der Haß auf liberale Bürgerlichkeit? Orwell 1940 erkannt? Teil2 - Baldur der Ketzer, 14.12.2002, 19:54
Brisantes: Vermögenssterne, hist. Parallelen, Krieg, Elliot,Bsrsk-Hetze? Teil 1
-->Hallo,
nachdem in der zurückliegenden Woche Roland Koch den auch anderweitig vorkommenden Vergleich mit der Ausgrenzung und Anprangerung der Vermögenden öffentlich gezogen und erwartungsgemäß gleich wieder zurückgenommen hat, habe ich im Archiv einen zeitgenössischen Artikel gefunden, den ich hier auszugsweise zur Diskussion stellen möchte (weil vielleicht alles schon mal dagewesen ist):
Das Tagebuch der Plutokratie
Lord Halifar! Sie sagten, dies wäre ein Kampf zwischen Christentum und Nazismus. Wollen Sie uns erklären, was Sie unter Christentum verstehen? Bevor der heidnische Schrecken des Nazismus existierte, war da Großbritannien die Verkörperung christlicher Nächstenliebe? Wir hatten 1927 zwei Millionen Arbeitslose. War das Christentum? Kämpfen wir, um dasselbe wieder zu bekommen? Als ich in Durham Unterpfarrer war, hatten hunderte von Leuten meiner Gemeinde nur einen Raum als Wohnung. Es waren Bergarbeiter, meist ohne Arbeit, und im Hintergrund ihrer Slums sah man die luxuriösen Häuser der Würdenträger der Kathedrale. Mein Lord, ist das Christentum? Kämpfen wir dafür?
Dieser Brief des englischen Reverend R.Jones, Vikar von Denton, im Daily Herald ist nur ein Beispiel für die zunehmende Welle der Empörung, die sich im Verlaufe dieses Krieges in England gegen die hauchdünne Schicht der Plutokraten wälzt. Aber die Anklagen prallen wirkungslos von den Tresoren der besitzeden Klasse ab.
Noch sind ihre Schlüselstellungen zu sicher. Während es bereits an allen unbedingt lebenswichtigen Nahrungsmitteln fehlt und die Kriegsindustrie unter den täglichen Schlägen der deutschen Luftwaffe immer fühlbarer erzittert, leben diejenigen, die England den Schandstempel der Plutokratie aufbrannten, nicht anders als im Frieden - sie verdienen nur mehr und entsinnen sich mit zunehmendem Schmunzeln jener Worte, die schon im Weltkriege der xxxx Marcussohn 1917 vor einer illustren Gesellschaft von Schiebern in London sprach: Der Krieg ist ein riesiges Geschäftsunternehmen, wobei nicht der Heroismus der Soldaten, sondern die Geschäftsorganisation das Schönste ist.
Die Verteilung des englischen Volksvermögens beweist treffend, woran die politischen und wirtschaftlichen Machthaber Englands denken, wenn sie vom Kampf für ihre Welt sprechen. 1938 besaßen genau 5 v.H. der englischen Bevölkerung im Alter über 25 Jahre 75 bis 80 Prozent des geamten englischen Privateigentums.
Der englische Nationalökonom Campion, dem wir diese aufschlußreiche Tatsache verdanken, rechnet noch weiter, daß dieser geringe Hundertanteil keineswegs die wirkliche Besitzverteilung richtig darstellt, denn selbst diese geringen 5 v.H. sind *arm*, wenn man die Rechnung von der anderen Seite anpackt und erfährt, daß sich genau 55 Prozent des gesamten englischen Privat-Vermögens in den Tresoren von 1 v.H. der Bevölkerung befindet.
Eine amtliche englische Statistik über die größten Einkommen des Jahres 1939 bestätigt diese Behauptung........(....)......Diese Ziffern sind zweifellos noch zu niedrig geschätzt, denn sie stammen aus den Einkommensteuertabellen. Es ist aber seit Jahrzehnten in England so, daß Industriekapitäne und Großgrundbesitzer (Hallo, Wal, liest Du mit ;-)? ) entweder einen Teil ihres Eigentums an Verwandte dem Namen nach übertragen oder aber mehr als sechs Monate jährlich außerhalb Enlands leben, um auf diese Weise den von einer gewissen Grenze ab sehr hohen Mehreinkommensteuern zu entgehen, im letzteren Fall aber der englischen Einkommensteuerschätzung vollständig zu entgehen.
(.....es folgt eine Auslassung über die Zusammensetzung des Ober- und Unterhauses......)
Daß bei der Auswahl der jeweiligen Premierminister ebenfalls nur von privatkapitalistischen (Hallo, Wal....;-) ) eigensüchtigen Interessengrundsätzen ausgegangen wird, ist selbstverständlich. Sowohl Bonar Law, der 1922/23 dem englischen Kabinett vorstand, wie auch Stanley Baldwin (dem zum Earl Baldwin of Bewdley geadelten Ministerpräsidenten der Koalitionsregierung) und schließlich Neville Chamberlain benutzten ihr Amt und ihre Verbindungen zur Förderung ihrer eigenen Unternehmen und gingen sogar noch einen Schritt weiter als viele ihrer Kollegen, indem sie sich dem Waffengeschäft zuwendeten. Alle drei verdienten ihre Vermögen durch Rüstungsgeschäfte und beweisen dadurch gleichzeitig die Aufrichtigkeit ihrer jeweiligen *Friedenspolitik*, die dank der wirtschaftlichen, politischen und intellektuellen Hetze zum Kriegsausbruch im vergangenen Jahr führte.
Bonar Law war ursprünglich Besitzer und geschäftsführender Direktor der Waffengroßhandlung William Jakob & Co. in Manchester. Stanley Baldwin besaß schon vor Beginn seiner politischen Laufbahn die Stahlwerke Baldwin´s Ltd. und gab die Kontrolle über dieses Rüstungswerk auch während seiner Premierschaft nicht auf. Warfen die Werke, die er mit 232 117 Aktien kontrollierte, 1932 *nur* 530.000 Pfund ab, so änderte sich dieser unbefriedigende Zustand während Baldwins Friedenspolitik sehr bald, und 1938 verzeichneten die Stahlwerke einen Reingewinn von 1.500.000 Pfund Sterling. Die Dividende, die 1933 4.v.H. betrug, stieg aber schon 1937 auf 10.v.H..
Neville Chamberlain saß im Aufsichtsrat der Elliot´s Metal Co. und ist heute noch Direktor der Birmingham Small Arms Ltd., damit des zweitgrößten Rüstungswerkes, von dem er 23250 Aktien besaß, worin 6247 Aktien des durch den xxxxx Mond geschaffenen Imperial Chemical Trust nicht einbegriffen sind. Diese Aktien wurden nach der Verbindung der Birmingham Small Arms Ltd. mit dem I.C.I. ausgetauscht.
Die gewissenlose Verschmelzung von Geschäft und Politik ist im Oberhaus selbstverständlich ebenso fest verankert wie im House of commons, wenngleich die Manifestierung der plutokratischen Grundlehren hier noch geräuschloser ist als im Unterhaus.
.......es folgt eine Auslassung über die Clubs, die horrende Zutrittsgebühren verlangen, in denen schamlos Politik gemacht wird.....über Landbesitz, Großgrundbesitz, Mieterausbeutung, Schul(un)wesen und Privatschulen, und die Lebenshaltung der dünnen plutokratischen schmarotzenden Oberschicht, und dann kommt, was kommen muß, der Anteil des xxxxxtums an dieser Schicht, was müßig sei.
Merke: Vermischung von Politik, Rüstung und Eigennutz, Hetze auf Vermögende, Bildung als Hetzgrund, Gleichsetzung von Vermögen und ethnischer Minderheitenzugehörigkeit.
Kommt mir bekannt vor aus dieser Woche.
Quelle des obigen übrigens: Der Schulungsbrief, 6.Folge, 1940, herausgegeben vom Reichsorganisationsleiter der NSDAP, S.90ff.
Der Vergleich ist also sehr wohl fundiert, nur paßt halt der Zeitbezug so gar nicht ins politische Kalkül der Abzocker. Und es passen diese Archive nicht, aus denen zitiert werden kann..........
beste Grüße vom Baldur

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